VEH fordert Planungssicherheit
Heizöl ist günstig: Wie aber geht es weiter? 
Auch in Zukunft werden private Haushalte auf dem Land ihre Energie zum Heizen wohl oft per Tankwagen erhalten.
Jens Büttner. dpa

Die neue Bundesregierung ist im Amt und der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte sieht positive Signale für „mehr Praxisnähe und Offenheit im Wärmemarkt“. Was die mittelständischen Energiehändler noch erwarten, war nun Thema eines Pressegesprächs.

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Wenn der Sommer vor der Tür steht und die Temperaturen steigen, denken vielleicht die wenigsten Menschen an die nächste Heizperiode. Nicht so beim Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH): Dieser hatte jüngst zur Energiepolitik der neuen Bundesregierung ein Pressegespräch organisiert. Dabei gab es erst mal gute Nachrichten für die Besitzer einer Ölheizung.

„Seit Jahresbeginn sind die Heizölpreise zurückgegangen“, stellte der VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke fest. Es liege auf dem Niveau von 2023. Ein Grund dafür ist der deutliche Preisrückgang beim Rohölpreis in den ersten beiden Quartalen des Jahres, was wiederum an der schwachen Weltwirtschaft, den handlungspolitischen Spannungen und hohen Lagerbeständen lag. Schlechte Nachrichten für die Weltwirtschaft, jedoch gute Nachrichten für deutsche Verbraucher mit Ölheizung. Sie profitieren dabei nicht nur von vergleichsweise niedrigen Preisen, sondern auch von einer guten Verfügbarkeit des Heizöls. „Wir können innerhalb von 14 Tagen liefern“, bestätigte zum Beispiel auch Axel Saueressig, Verkaufsleiter bei Heinrich Schwarz GmbH in Diez.

Heizölpreise bleiben weiter volatil

„Wir haben auch keine Versorgungsprobleme bei allen Produkten“, gab außerdem Peter Assmann, Geschäftsführer der Raiffeisen Hunsrück, zu Protokoll. Optimistisch blickt er auch auf die nahe Zukunft: So soll erneuerbarer Diesel aus hydrierten Pflanzenfett demnächst nicht „nur“ an Tankstellen, sondern auch für Heizungen zur Verfügung stehen. Außerdem werden gegen Ende des Jahres für Fahrzeuge die ersten Mengen an E-Fuels erwartet, so Assmann.

„Deutschland wird und muss auch in Zukunft ein Energie-Importland bleiben.“
VEH Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke

Was jedoch das Heizöl angeht, geht der VEH weiterhin von volatilen Preisen aus, die zwischen etwa 85 und 104 Euro schwanken. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung erkennt der Verband aber ein „wichtiges positives Signal für mehr Praxisnähe und Offenheit im Wärmemarkt“. Nach Jahren „einseitiger Energiepolitik und wachsender Verunsicherung“ sei erstmals eine politische Bereitschaft vorhanden, „unterschiedliche technologische Wege gleichberechtigt zu betrachten“, schreibt der VEH in seiner Pressemitteilung. Die Verunsicherung bei den Kunden sei bereits spürbar gesunken, bestätigt Peter Assmann. Er geht wie auch der Verband davon aus, dass „auf dem Land“ die Ölheizung weiter ihren Platz in den Kellern der Häuser haben wird, da Heizöl und HVO als mobile Energieträger die größte Flexibilität und Versorgungssicherheit bieten. Daher fordert der VEH die Bundesregierung auf, HVO und E-Fuels als „gleichwertige Erfüllungsoption“ im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) anzuerkennen.

Verlässliche Rahmenbedingungen gefordert

Eine weitere Forderung ist laut Hans-Jürgen Funke, dass CO2-neutrale Anteile, also zum Beispiel Beimischungen von 15 oder 30 Prozent, im „normalen“ Heizöl steuerlich berücksichtigt werden. Außerdem wird „keine Benachteiligung dezentraler Versorgungslösungen gegenüber leitungsgebundenen Netzen“ angemahnt. Denn im Rahmen der derzeit durchgeführten kommunalen Wärmeplanungen werde laut Funke immer wieder deutlich, „dass die Zielrichtung eindeutig auf leitungsgebundene Energien gelegt wird“. Die Kunden sollten aber weiterhin die Wahl haben, welchen Energieträger sie einsetzen, daher die wiederholte Forderung des VEH, auch dezentrale Lösungen wie Öl- und Pelletheizungen als gleichberechtigte Alternativen anzusehen.

Ebenfalls gefordert werden „verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen im mittelständischen Energiehandel“. Denn der Handel muss für die Versorgung der Kunden mit flüssigen Brennstoffen unter anderem in moderne Tankfahrzeuge, Lager oder auch in die Qualifizierung des Personals investieren, erläutert Funke. Diese Investitionen erfolgen aber nur dann, wenn auch mittel- und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen vorherrschen. „Daher gilt es, hier klare Signale von Seiten der Politik zu setzen und nicht einseitig nur auf leitungsgebundene Energien wie Nah- und Fernwärme oder Wärmepumpen zu setzen.“ Außerdem betont Funke, dass „Deutschland auch in Zukunft ein Energie-Importland bleiben wird und bleiben muss“, um die Versorgungssicherheit sicherstellen zu können. „Das heißt, wir brauchen sowohl ein hohes Maß an Wasserstoffimporten als auch an E-Fuels sowie an HVO auf der Importschiene.“ Denn Deutschland hat aufgrund hoher Stromkosten und zu wenig CO2-neutralem Strom nicht genug Kapazitäten für die Produktion dieser flüssigen Brennstoffe. „Daher bleibt ein hoher Importbedarf“, betont der Experte.

Auswirkungen von ETS2 auf Verbraucherpreise noch ungewiss

Nicht direkt zur Sprache kam beim VEH-Pressegespräch eine aktuell noch große Unbekannte in Bezug aufs Heizen. Gemeint sind die Auswirkungen des für 2027 geplanten EU-Emissionshandelssystems 2 (EU ETS2) auf die Verbraucherpreise. Denn Lieferanten fossiler Brennstoffe müssen dann Emissionszertifikate für CO2 erwerben. Die Zertifikate sollen frei auf dem Markt gehandelt werden und Preissteigerungen werden vermutlich an die Verbraucher weitergegeben. In diesem Jahr werden bereits 55 Euro pro Tonne CO2 erhoben, die in den aktuell recht günstigen Heizölpreisen schon mit eingerechnet sind. Daher ist Peter Assmann auch mit Blick auf ETS2 zuversichtlich: „Die Mehrkosten werden sich durch Erleichterungen an anderer Stelle ausgleichen“, so sinngemäß seine Prognose.

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