Nastättens Verbandsgemeinde-Bürgermeister bringt "unbekanntes Wesen" digital zum Bürger
Güllering: Transparenz geht besser mit guten Ideen

VG Nastätten. Jens Güllering hat es am liebsten ganz direkt mit den Bürgern seiner Verbandsgemeinde zu tun. In normalen Zeiten fuhr der VG-Chef über die Dörfer im Blauen Ländchen, setzte sich bei Einwohnerversammlungen unter die Leute und berichtete, was man in der Verbandsgemeinde so tat und plante. Doch was ist schon normal in Corona-Zeiten?

Wer den Kontakt zum Bürger halten, erklären und transparent machen will, welche Entscheidungen anstehen, was die nach sich ziehen und – nicht unwichtig – was das die Allgemeinheit kostet, der muss in ungewöhnlichen Zeiten den Mut zu ungewöhnlichen Maßnahmen haben.

„Wenn ich also nicht zu den Bürgern gehen kann, dann hole ich doch einfach die Bürger zu mir“, so Güllering.

Und dieses „zu mir“ kann dann eben auch ein kleiner Raum in der VG-Verwaltung sein, ausgestattet mit Leuchten, Kamera, Monitor, Notebook und einem Stehpult, an dem der Verbandsgemeindebürgermeister im blauen Anzug und lockerem Kragen steht und erzählt, was das denn eigentlich so ist, „Die Verbandsgemeinde – das unbekannte Wesen!?“

Erreicht seine Mitbürger auch digital: Jens Güllering - ku-rz.de/vgstream
VG Nastätten

Natürlich hatte Güllerings erste digitale Bürgerversammlung auch ihre Schwierigkeiten: „Man weiß ja nicht, wer einem in diesem Moment zuschaut, kann nicht einschätzen, ob das Publikum eher aus kommunalpolitisch kundigen Leuten besteht, oder ob auch Bürger den YouTube-Stream anschauen, die sich über ihre Verbandsgemeinde vorher wenige Gedanken gemacht haben“, meint Güllering. Und so berichtete er in den rund 80 Minuten sowohl über Basis-Zahlen, Daten und Fakten – zum Beispiel hat die Verbandsgemeinde Nastätten zum Stand 31.1.2022 genau 16.666 Einwohner, beschäftigt die Verwaltung 142 Angestellte und verfügt über ein Haushaltsvolumen 11,7 Millionen Euro.

Homepage der Verbandsgemeinde Nastätten

Natürlich hatte Güllerings erste digitale Bürgerversammlung auch ihre Schwierigkeiten: „Man weiß ja nicht, wer einem in diesem Moment zuschaut, kann nicht einschätzen, ob das Publikum eher aus kommunalpolitisch kundigen Leuten besteht, oder ob auch Bürger den YouTube-Stream anschauen, die sich über ihre Verbandsgemeinde vorher wenige Gedanken gemacht haben“, meint Güllering.

Später ging es dann an die Aufgaben des „Dienstleisters für Stadt, Gemeinden und die Bürger durch Bürgerbüro, Sozialamt, Bauamt“, um die Situation bei Wasser- und Abwasserwerken, Schulen, Feuerwehr, Sportanlagen und Flächennutzungsplanung. Güllering berichtete von erfolgreichen Projekten und machte mit zukünftigen Themen vertraut. Auch für Bürgerfragen gab es noch Zeit und Interesse.

Immerhin schalteten sich zu den Spitzenzeiten 143 Teilnehmer gleichzeitig ein. Wer die häufig doch ziemlich leeren Sitzungsräume in Rathäusern kennt, muss Güllering zustimmen: „Für ein erstmaliges Angebot ist das doch sehr gut.“

Und so soll es auch weitergehen mit diesem Format, vielleicht allerdings verstärkt als Bürgerversammlung zu bestimmten Themen; jetzt zum Beispiel steht die VG als Delegierte des Rhein-Lahn-Kreises vor der Aufgabe, die zu erwartenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu empfangen und unterzubringen. „Das alles geht besser mit Transparenz und Bürgernähe – warum nicht auch digital?“

Der VG-Chef Güllering jedenfalls, der in diesen Tagen ohne Konkurrenz vor seiner Wiederwahl steht, wird nicht müde für das Wählen zu werben. Dieser Krieg mache doch deutlich: Demokratie beginnt vor Ort.

Von unserer Redakteurin Bettina Tollkamp

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