Vor der Bundestagswahl
Grünen-Kandidat Maaß: Migration nur mit Integration
Yannik Maaß ist in Osterspai am Rhein groß geworden und will jetzt seine Ideen nach Berlin tragen.
Marta Fröhlich

Yannik Maaß repräsentiert wohl den Politnachwuchs, der in vielen Orten fehlt. In kürzester Zeit wurde er von den Kreis-Grünen zum Vorsitzenden gewählt und kandidiert jetzt für ein Direktmandat bei der Bundestagswahl. Was sind denn seine Themen?

Das Engagement ist Yannik Maaß quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater Stefan Maaß gründete eine Genossenschaft und reaktivierte 2016 das Dorflädchen. „Am Küchentisch wurde bei uns schon immer viel diskutiert, auch über Politik. Ich wollte mich schon länger politisch engagieren“, erzählt Yannik Maaß. Sein Wunsch nach Veränderung und Mitwirkung wurde vor allem in den Jahren 2018 bis 2021 stärker, „in diesen Dürrejahren habe ich miterlebt, welche Folgen der Klimawandel hat. Vor allem die wissenschaftlichen Erkenntnisse haben mich bestärkt, mich zu engagieren“, so der heute 26-Jährige. Nach einiger Überlegung war für Maaß klar: In der Politik kann ich am meisten bewirken. Da war der Schritt in die Grünen-Partei naheliegend. 2021 trat Maaß in die Partei ein, im Jahr darauf folgte bereits seine Bewerbung für den Kreisvorstand.

Und es klappte. Maaß wurde gleich zum Vorsitzenden der Kreis-Grünen gewählt und hat direkt zugepackt. „Ich bin in den Kreisvorstand gegangen, um die Partei auf Kreisebene zu professionalisieren. Ich habe die Satzung geändert, den Vorstand vergrößert und die Jugend etabliert.“ Ziemliches Tempo für einen Politik-Frischling: „Das stimmt, aber ich finde es gut, dass die Partei auch und vor allem jungen Menschen die Chance gibt, sich zu engagieren, ohne dass man sich erst mit Hilfsarbeiten beweisen muss. Bei uns macht jeder alles, wir kleben alle Plakate, wir machen alle Häuserwahlkampf. Und haben die gleichen Chancen. Das mag ich.“

Von der Öko-Klitsche zur Volkspartei

Dass es bei jenem Wahlkampf schon jetzt um sein Gesicht geht, das hat Maaß nicht forciert, freut sich aber umso mehr, dass er als Direktkandidat für den Wahlkreis 203 (Montabaur) aufgestellt wurde. Denn der junge Osterspaier hat Pläne für Berlin. Seinen Fokus legt er auf die äußere Sicherheit und die Verteidigungspolitik. Er findet es gut, dass sich die Grünen von einer „Ökoklitsche“, wie er sagt, zu einer Volkspartei entwickeln und auch immer stärker „nicht-grüne“ Themen besetzen. „Wir müssen unsere äußere Sicherheit im Kontext der EU denken. Unsere Grenzen sind auch die Grenzen unserer Nachbarstaaten. Deshalb plädiere ich für eine stärkere Zusammenarbeit in der EU sowie mit der Nato“, betont Maaß.

„Wir müssen uns auch beim Thema Migration immer fragen: Wie gehen wir mit den Menschen hier eigentlich um?“
Yannik Maaß sieht auch die Gesellschaft in der Pflicht, Menschen zu integrieren.

Dabei hat seine Politikidee zwei Leitplanken: das Völkerrecht und die UN-Menschenrechts-Charta. „Wir müssen uns auch beim Thema Migration immer fragen: Wie gehen wir mit den Menschen hier eigentlich um?“, so Maaß. Ein strikter Umgang mit Schwerstkriminellen stehe außer Frage. Aber das sei nicht der Großteil der Menschen, die zu uns kämen. „Deshalb bin ich für eine Migration, die untrennbar mit Integration verbunden ist. Wir müssen den Menschen ermöglichen, zu arbeiten und die deutsche Sprache zu lernen“, sagt er. Der gelernte Koch bildet auch Küchenpersonal aus und hat viel mit Menschen mit Migrationsgeschichte zu tun: „In der Küche brauche ich Menschen, die unsere Sprache sprechen und die arbeiten wollen. Und genau das sollte unser Ziel als Gesellschaft sein – die Menschen in Arbeit bringen und den Spracherwerb ermöglichen“, ist sein Standpunkt. Schließlich brauche Deutschland Fachkräfte, das merkt er selbst jeden Tag in der Küche.

Das käme auch der Region zugute, ist Maaß überzeugt, der in Osterspai groß geworden ist, einem Rheindorf, das auch vom Tourismus profitiert. „Tourismus wird auch in meiner Heimat-Verbandsgemeinde Loreley in Zukunft der entscheidende Wirtschaftsfaktor sein“, betont der 26-Jährige, der sich auch im VG-Rat engagiert. Deshalb sieht Maaß in der Buga 2029 große Chancen – wenn sie denn nachhaltig durchgeführt wird.

Neben dem Tourismus hat für Maaß auch der ÖPNV noch Luft nach oben. „Wir brauchen eine engere Taktung und ein günstigeres Angebot sowie einen Ausbau des Schienennetzes nördlich von Montabaur. Aber auf dem Land müssen die Leute weiter das Auto nutzen. Das ist klar.“ Mit Blick auf den Klimaschutz und die Energiewende hält er aber hier auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur für besonders wichtig und bleibt so den Kernthemen seiner Partei treu.

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