Bahn beginnt Großprojekt in Obernhof nach dem Jahreswechsel - Zugstrecke zeitweise gesperrt
Großbaustelle der Bahn: Unterführung in Obernhof soll breiter und heller werden
Die Unterführung ist die einzige Verbindung zwischen den beiden Teilen des Dorfs.

Obernhof. Mitten in Obernhof beginnt die Deutsche Bahn nach dem Jahreswechsel ein Großprojekt, das ein halbes Jahr Bauzeit in Anspruch nehmen wird. Sie erneuert das Bauwerk, über das die Lahntalbahn die Landesstraße 324 nach Seelbach quert. Der Bahnverkehr soll dafür ab 1. April ruhen. Deutlich kürzer soll die Zeitspanne ausfallen, in der die Straßenverbindung zwischen den Ortsteilen links und rechts der Bahnstrecke gekappt wird.

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Dass die Unterführung erneuert werden muss, wundert angesichts ihres Baujahrs nicht. Sie wurde 1915 während des Ersten Weltkriegs errichtet. „Sie ist alt und kommt an die Grenze ihrer Lebensdauer“, sagt Uwe Klug, der gemeinsam mit Mohammad Sayahzadeh das Bauprojekt für die DB Netz verantwortet. Durch die Erneuerung soll die Bahn auch langfristig sicher durch Obernhof fahren können. Doch auch Fußgänger, Rad- und Autofahrer und sogar das Ortsbild im Allgemeinen werden nach Einschätzung von Uwe Klug von der Baumaßnahme profitieren.

Kurze Sperrung, um Ort nicht zu spalten

Dunkel, eng und niedrig ist der Durchlass unter der Lahntalbahn. Von oben kommend ist sie zudem schwer einsehbar. Die Seelbacher Straße aber ist nicht nur eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen Lahntal und Einrich. Sie ist auch die einzige Möglichkeit, vom einen in den anderen Teil Obernhofs zu gelangen, denn die rund 380 Einwohner zählende Gemeinde wird von der Bahnstrecke durchschnitten. Während der reguläre Bahnverkehr in der Bauphase für längere Zeit aussetzen muss, wollen die Projektleiter der DB Netz die Unterführung für den Autoverkehr so lange wie möglich offenhalten. „Damit wir den Ort nicht aufspalten“, wie Uwe Klug sagt. Ganz ohne Vollsperrung werde es jedoch nicht gehen.

Für zwei Wochen müssen betroffene Autofahrer lange Umwege über Seelbach, Attenhausen, Singhofen und Nassau in Kauf nehmen. Für Fußgänger und Radfahrer jedoch schafft man eine Verbindung über eine Gerüstkonstruktion. So ist gewährleistet, dass der Lahntal-Rad- und Wanderweg durchgehend genutzt werden kann. Auch nach der kompletten Sperrung der Unterführung wird es laut Projektleiter Uwe Klug wohl noch einige Einschränkungen für den Fahrzeugverkehr geben, weil vorübergehend nur eine Spur zur Verfügung stehen wird. Dann soll eine Ampel den Verkehr am Engpass regeln. Nach Abschluss der Arbeiten aber, so ist Klug überzeugt, werden sich die Bedingungen spürbar verbessern. „Es wird sich positiv verändern“, sagt er.

Mehr Platz und mehr Licht

Der Neubau wird demnach dafür sorgen, dass der Durchlass deutlich breiter wird. Projektleiter Uwe Klug spricht von einer lichten Weite des Bauwerks von 10,50 Meter. Damit werde nicht nur die Straße breiter ausgeführt werden können. Mit zwei Metern werde zudem ein Gehweg geschaffen, auf dem man sicher laufen könne. Auch das Schrammbord werde breiter als bisher.

Zudem soll die Unterführung heller werden. Möglich wird dies, weil es keine geschlossene Decke über der Straße mehr geben wird. Stattdessen gibt es einen freien Bereich zwischen den Brückenbauwerken, über das die beiden Bahngleise verlaufen, und jenem, das die zum Bahngelände gehörige Zufahrt trägt. Somit entsteht laut Projektleiter Uwe Klug eine Art Lichthof, „nicht groß, aber es wird spürbar heller werden“, sagt Klug.

Licht und Schatten zugleich dürften mit der Tatsache verbunden sein, dass im Zuge der Bauarbeiten die L324 im Bereich der Unterführung abgesenkt wird. Damit wächst die Durchfahrtshöhe auf 4,50 Meter an. Anlieferverkehr in größeren Lkw muss dann nicht mehr den kurvenreichen Umweg über die Taunushöhen nehmen. Zugleich könnte damit theoretisch auch mehr Schwerlastverkehr die Ortsdurchfahrt nutzen. Ob und in welchem Maße eine Beschränkung vorgesehen ist, vermag Ortsbürgermeister Karl Friedrich Merz derzeit nicht zu sagen. Eine entsprechende Regelung für den Lkw-Verkehr müsse der Landesbetrieb Mobilität vornehmen.

Bauzeit auf 6 Monate veranschlagt

Unterdessen werden die Vorbereitungen für die sechs Monate dauernde Baustelle immer konkreter. In den vergangenen Tagen trafen sich Projektleiter und Ortsbürgermeister vor Ort mit den beauftragten Baufirmen und anderen Beteiligten, die beispielsweise Versorgungsleitungen im Bereich der Unterführung liegen haben. Ab Anfang Januar soll es dann richtig losgehen. Unter anderem werden mächtige Bohrpfähle im Erdreich versenkt, später die drei neuen Stahlüberbauten eingebracht. Die riesigen Teile werden fix und fertig ab Werk angeliefert, anderes muss vor Ort zusammengebaut werden.

Zunächst beginnt man in jenen Bereichen, die den Bahnverkehr nicht beeinträchtigen. Ab Anfang April wird dann zunächst ein Gleis, später auch das andere zurückgebaut. Die Bauarbeiten hat man laut Projektleiter Uwe Klug so gelegt, dass der Fremdenverkehr möglichst wenig betroffen ist. Schließlich benötigt man nahe dem Campingplatz und dem Bootsverleih auch Flächen zur Lagerung von Baumaterial und Maschinen. „Unser Ziel ist es, bis Ende Juni fertig zu sein“, sagt Uwe Klug. „Das überschneidet sich zwar etwas mit der Tourismussaison, aber im Sommer sind wir weg.“

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