Profanierung des Gotteshauses
Gläubige nehmen Abschied von Kirche in Holzappel
Im Gotteshaus in Holzappel wurde an Pfingstsonntag zum letzten Mal Gottesdienst gefeiert.
Mariam Nasiripour

Im Jahr 1866 wurde die katholische Kapelle in Holzappel geweiht. Fast 160 Jahre später haben die Katholiken nun Abschied von ihrem Gotteshaus genommen. Der letzte Gottesdienst in St. Bonifatius war ein emotionaler Moment. 

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Nach fast 160 Jahren endete die Geschichte der katholischen Kirche St. Bonifatius in Holzappel am Pfingstsonntag. Das Gotteshaus wurde profaniert und es wurde zum letzten Mal Gottesdienst gefeiert. Pfarrer John Manickaraj bezeichnete die Entweihung der Kirche als einen schmerzlichen Schritt.

Für viele Gläubige war der letzte Gottesdienst und die Entweihung der Kirche eine sehr emotionale Angelegenheit. Das Entfernen der Reliquien der beiden Heiligen Christiane und Selestina, der Osterkerze und des Bildnisses des Heiligen Bonifatius machten den Abschied zu einer endgültigen und unumkehrbaren Tatsache. Die Reliquien werden dem Bischof übergeben. Die Osterkerze und das Bildnis des Heiligen Bonifatius werden ihren neuen Platz in der Herz-Jesu-Kirche in Diez einnehmen. Dieser Abschied dürfte bei den Gläubigen Wehmut ausgelöst haben. Die kleine Kirche in der Esterau-Gemeinde war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Kirche in Holzappel war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Mariam Nasiripour

Der Glaube habe zum Bau dieser Kirche geführt, sagte Domkapitular Georg Franz in seiner Predigt. Ein Gotteshaus sei eine feste Heimat für den Glauben. Pfingsten sei die Geburtsstunde der Kirche gewesen und an Pfingsten nehme die Kirchengemeinde nun Abschied von ihrem Gotteshaus. „Jesus gab nicht den Auftrag, Kirchen zu bauen“, betonte der Domkapitular. Die Jünger Jesu seien in die Welt hinaus gegangen, um das Evangelium zu verkünden, und seien auf ihrem Weg vom Heiligen Geist erfasst worden. „Der Heilige Geist ist mobil. Jesus war mobil“, führte Franz aus und ergänzte: „Die Menschen machen die Kirche aus, denn sie verkünden das Evangelium.“ Zudem hätte seit über einem Jahr kein Gottesdienst mehr in Holzappel stattgefunden.

Sein Bekenntnis, dass die Menschen den Glauben in sich tragen, wirkte wie eine Beschwichtigung. Gleichzeitig erläuterte er, dass viele Menschen ein Gotteshaus benötigen, um zum Beispiel mit Gott ins Gespräch zu kommen. Aber das Seelenheil der Menschen sei nicht in Gefahr, denn die Herz-Jesu-Kirche in Diez biete ihnen eine Heimat für ihren Glauben.

Das Bildnis des Bonifatius und die Osterkerze werden in der Herz-Jesu-Kirche in Diez eine neue Heimat finden.
Mariam Nasiripour

Anschließend warf Eva Schüller, ehemalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende des Kirchenortes Holzappel, einen Blick zurück auf die Geschichte der Kirchengemeinde Holzappel. Am 14. Oktober 1866 wurde die katholische Kapelle in Holzappel vom damaligen Domkapitular Zaun aus Limburg eingeweiht. So konnte nach 200 Jahren in Holzappel wieder Gottesdienst gefeiert werden. Die Kapelle diente zur Betreuung der katholischen Minderheit in der überwiegend evangelischen Esterau. Die meisten Katholiken seien mit den Grubenarbeitern aus Italien und Österreich zugewandert.

Mit dem Bau des heutigen Gotteshauses und des Pfarrheims wurde 1877 begonnen. Um den Bau finanzieren zu können, wurden über 6000 Bittbriefe in die ganze Welt gesandt, denn einen Baufonds habe es nicht gegeben. Am 18. August 1878 wurde die Kirche dann feierlich übergeben. Im Laufe der Zeit gab es einige Sanierungen und Erneuerungen an der Kirche, so wurde 1959 die Aufgangstreppe auf der Westseite abgerissen und der neue Eingang auf die Südseite verlegt. In den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden weitere Sanierungsarbeiten durchgeführt. Für 100.000 Deutsche Mark wurde die Stützmauer zum Nachbaranwesen Wild erneuert.

Der Tabernakel und der Altar sind leergeräumt. Die Reliquien sind ebenfalls entfernt worden.
Mariam Nasiripour

In den vergangenen 90 Jahren gab es insgesamt sieben Pfarrer. Seit 2001 gehörte die Pfarrei zum Pastoralen Raum Balduinstein-Diez-Holzappel. Die Pfarrei wurde zusammen mit der Herz-Jesu-Gemeinde Diez pfarramtlich und seelsorgerisch betreut. 2019 wurde die Pfarrei Neuen Typs etabliert. Unter dem Namen St. Christophorus-Diezer Land wurden die Gemeinden Diez, Pohl, Balduinstein, Katzenelnbogen, Zollhaus und Holzappel zusammengeschlossen und Pfarrer John Manikaraj steht seit 2017 diesen Gemeinden vor.

Für Kirche und Pfarrheim gibt es bereits einen Interessenten: Manfred Becker aus Holzappel. Die Kirche soll nach einer Sanierung als Büro und Ausstellungsraum dienen. Das Pfarrheim möchte der Unternehmer zum privaten Wohnhaus umbauen. Nach der Profanierung steht dem nichts mehr im Weg.

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