Alte Wege erkunden
Geschichte der Weinberge an der Lahn erlebbar machen
Weinbau wird beispielsweise in Obernhof betrieben, wo sich die Reben hoch über dem Ort befinden.
Andreas Galonska

Um die Erkundung ehemaliger Weinberge im Lahntal geht es in einem neuen Projekt, das jetzt im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus in Nassau vorgestellt wurde. Dabei sollen teils vergessene Wege mit Trockenmauern neu genutzt werden. 

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Beim Stichwort Weinbau an der Lahn denkt man oft an Lagen in Obernhof und Weinähr, aber es gab in früheren Zeiten auch Anbauflächen in anderen Orten. Diese sollen nun in einem neuen touristischen Vorhaben miteinander verbunden werden – mehrere Gemeinden haben dafür ihr Interesse signalisiert.

Uli Pebler (FWG Forum Nassauer Land), Erster Beigeordneter der Stadt Nassau, berichtete von dem Projekt „Lost Vine Places“ – in Vergessenheit geratene Weinanbauflächen – im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus. Ein Ziel besteht darin, dass der für Weinbau typische Trockenmauerbau immaterielles Weltkulturerbe der Unesco wird. „Der Naturpark Nassau ist mit dabei, viele Gemeinden wollen sich beteiligen“, betonte Uli Pebler über eine Besprechung mit Vertretern von anderen Lahnorten.

Bei dem Projekt „Lost Vine Places“ soll es um das Entdecken und Erleben von früheren Weinanbaulagen gehen. Außer Nassau sind zunächst Obernhof, Weinähr, Dausenau, Bad Ems, Scheidt und Fachbach dabei. Nun soll ein Verbund von Interessierten aus den unterschiedlichen Städten und Ortsgemeinden gebildet werden, dann sollen Öffentlichkeitsarbeit und die Suche nach Fördermitteln (zum Beispiel aus dem Leader-Programm) folgen. Angebote zum Mitmachen, die Ausarbeitung von Wegekonzepten und eine touristische Vermarktung sind weitere Bestandteile. Abgerundet werden soll das Vorhaben durch die Vermittlung von Fachwissen über die Weinbaugeschichte und den Bau von Trockenmauern.

154 aufgegebene Weinbergslagen zwischen Diez und Lahnstein

In den Unterlagen zum Vorhaben wird betont, dass sich zwischen Lahnstein und Diez unter den bewaldeten und südlich ausgerichteten Hängen circa 154 aufgegebene historische Weinbergslagen in Steillage mit einer Fläche von über 850 Hektar befinden – eine gute Grundlage für das Vorhaben. In dieser Terrassenlandschaft können außergewöhnliche Trockenmauern und Böschungsterrassen mit einer Gesamtlänge von rund 138 Kilometer und Mauerhöhen bis zu 5 Meter entdeckt werden. Dahinter steht eine 900 Jahre alte Weinbautradition und Handwerkskunst des Trockenmauerhandwerkes. Viele Maueranlagen und -hütten konnten im Rahmen einer Flurbereinigung in den beiden letzten Weinbaugemeinden Obernhof und Weinähr saniert und wieder sichtbar gemacht werden.

Mit dem zertifizierten Premium-Wanderweg „Lahn-Wein-Stieg“ zu verschiedenen Wingerthütten und historischen Rebanlagen bis zum Trullo (einem runden Trockenbauhaus) von Obernhof besteht eine erfolgreiche Verknüpfung um die Geschichte der Trockenmauern in Verbindung mit Wein, Natur und Genuss.

„Nassau ist ein Wein-Hotspot.“
Christian Danco (FWG Forum Nassauer Land) zur Frage, ob das Projekt für Nassau interessant ist.

Stefan Eschenauer vom Naturpark Nassau und Frank Böwingloh vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel haben zudem einen Ansatz für „Essbare Terrassen“ bei den „Lost Vine Places“ entwickelt. Das Projekt steht in enger Verknüpfung mit den kürzlich wiederbelebten letzten Weinlagen. Neben einer fachlich fundierten Grundlagenermittlung mit anschließender Aufarbeitung (Storytelling) soll ein neues bürgerliches Engagement nach dem Prinzip „von unten nach oben“ entstehen. Mit baulichen Kleinprojekten in den historischen Weinlagen sowie mit Trockenmauerkursen und Infoveranstaltungen sollen Weinbergsmauern und -hütten saniert, spannende Routen mit Infotainment angelegt und der öffentliche Raum wieder neue Bauelemente in Trockenmauer-Handwerkskunst erhalten. Hinzu kommen Genusswanderungen, bei denen die Teilnehmer die „Essbaren Terrassen“ auch kosten können.

Im Ausschuss merkte Cengiz Kiziltoprak (FWG Forum Nassauer Land) na, dass das Projekt toll für Obernhof und Weinähr, aber für Nassau vielleicht weniger geeignet sei. Sein Fraktionskollege Christian Danco sah das anders: „Nassau ist ein Wein-Hotspot“, unterstrich er. In Richtung Dausenau gibt es zahlreiche Trockenmauern. Danco verwies auch darauf, dass die Trockenmauern neben der möglichen Verwendung für die „Lost Vine Places“ auch den ganz praktischen Nutzen haben, dass sie die Hänge halten. Bei der Frage nach den Eigentümern der Mauern wurde auf Kleinstgrundstücke mit zahlreichen Besitzern verwiesen.

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