Nach dem Felssturz bei Kestert am 15. März arbeiten Spezialfirmen mit Hochdruck daran, den Felsen zu sichern. Dazu müssen laut Mitteilung der Deutschen Bahn zwei rund 1000 Quadratmeter große Flächen mit Netzen insgesamt 620 Anker in den Felshang gesetzt werden. Dafür müssten aufwendig jeweils bis zu neun Meter tiefe Löcher in den unwegsamen Steilhang gebohrt werden. Aktuellere Informationen gab es dazu von der Deutschen Bahn bislang nicht.
Das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz hat hingegen jetzt Aussagen zu möglichen Ursachen für den Felssturz getroffen. In der Begutachtung der Behörde werden zum einen die steile Geländeform sowie eine ungünstige Raumlage verschiedener geologischer und tektonischer Trennflächen im Verhältnis zueinander und zur Topografie genannt. Hinzu komme der Einfluss natürlicher Faktoren wie der Witterung, insbesondere Frost oder in den Fels eindringende Niederschläge. Auch Wurzeln von Sträuchern und Bäumen könnten für eine zusätzliche Auflockerung und Verwitterung sorgen und die Verbandsfestigkeit der Gesteinsplatten beeinflussen, bis irgendwann die haltenden Kräfte des Gesteins überschritten werden. „Letztlich kann etwas Ähnliches eigentlich überall im Mittelrheintal passieren“, sagte Dr. Michael Rogall im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass der Felssturz zum Ende des Winters aufgetreten sei, sei typisch. „Der letzte Frost war wahrscheinlich der endgültige Auslöser.“
Die Felsen und Steilhänge arbeiteten immer, aber meist nur minimalst und über Jahrhunderte hinweg. Das heißt, dass an entsprechenden Steilhängen mit ungünstigen geologischen/tektonischen Voraussetzungen immer wieder entsprechende Steinschläge und Felsstürze auftreten können. Tatsächlich sind für den Ort des aktuellen Felssturzereignisses im Archiv des Landesamtes für Geologie und Bergbau weitere Felsstürze aus den Jahren 1931 und 1962 dokumentiert. Hieraus resultiere ein Bedarf an Überwachung und Sicherung entsprechender Stellen.
Dass Erschütterungen durch die Bahnstrecke und die durchs Tal fahrenden Züge den Felssturz ausgelöst haben könnten – dieser Zusammenhang wurde von verschieden Seiten hergestellt – verneinen die Experten. Denn zur Überprüfung dieses Themas hatten das Landesamt für Geologie und Bergbau sowie das Landesamt für Umwelt bereits im Jahr 2013 gemeinsam entsprechende Untersuchungen durchgeführt.
Die Erschütterungsmessungen erfolgten in Wellmich nur etwa 3 Kilometer entfernt vom aktuellen Felssturz bei vergleichbarer geologischer und topografischer Situation. „Dabei sind in der näheren und weiteren Umgebung zahlreiche Steinschläge und Felsstürze dokumentiert. Die Messpunkte wurden entlang von zwei Profilen senkrecht zur Bahntrasse so ausgewählt, dass die Erschütterungen in Abhängigkeit von der Entfernung der Bahntrasse und dem Untergrund (Lockergestein, Festgestein, Bauteile) ausgewertet werden konnten. Für 33 Messungen à 3 Messpunkten liegen Messergebnisse vor“, so die Behörde. Im Ergebnis konnte kein ursächlicher Zusammenhang zwischen verkehrsbedingten Erschütterungen und Massenbewegungen (Steinschläge und Felsstürze) am Mittelrhein hergestellt werden. Die Auswertung der Messergebnisse ergab, dass rechnerisch ab einer Entfernung von 32 Metern von der Erschütterungsquelle, also der Bahntrasse, bereits messtechnisch keine Erschütterungen mehr erfasst werden.