Trumps Auswirkungen
Gefährdet Zollpolitik auch den Wein vom Mittelrhein?
Die USA wollen Zölle von 20 Prozent aus Weine aus der EU erheben. Eine solche Gebühr würde die Winzer nicht zuletzt an Rhein und Mosel durchaus treffen.
Kevin Rühle

Erst sollten es gleich 200 Prozent sein, nun hat US-Präsident Donald Trump die Zölle auf Weine aus der EU auf 20 Prozent gesetzt. Was sagen die Winzer und Verbände am Mittelrhein und bei den Nachbarn von der Mosel dazu?

US-Präsident Donald Trump drohte Mitte März, die Steuern auf Weine, Champagner und andere alkoholische Getränke aus der EU auf 200 Prozent zu erhöhen. Diese Ankündigung kam, nachdem die EU Gegenzölle auf US-Produkte für den 1. April angekündigt hatte – als Reaktion auf die in den USA eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium. Inzwischen hat Trump verfügt, dass vom 9. April an Zölle von 20 Prozent auf Weine aus der EU erhoben werden sollen. Was bedeutet das für die Winzer an Mittelrhein und Mosel?

Was sagen die Verbände? Heinz-Uwe Fetz, Präsident des Weinbauverbands Mittelrhein, schätzt die Lage am Rhein so ein: „Für die deutsche Weinpolitik ist das kein gutes Zeichen, zumal die Zeiten auch wegen der Antialkoholwelle gerade nicht besonders rosig sind“, blickt er auf die eh gerade recht angespannte Wirtschaftslage für den Wein“, so Fetz, „wenn Trump das Ganze noch höher treibt, wird es zum Problem.“ Deshalb hoffe er, dass die EU sich mit ihren Maßnahmen gegen die USA durchsetzen könne, auch wenn Trump kürzlich erst ein unbeeindrucktes Signal gegeben hat. „Ich habe allerdings auch Kenntnis, dass die Importeure in Amerika sich noch vor den Zöllen die Lager mit deutschem Wein vollgemacht haben, das war wohl ein gutes Geschäft für unsere Winzer in der Flaute nach Karneval.“ Der Mittelrhein sei jedoch wahrscheinlich nicht stark von Trumps Eskapaden betroffen: „Wir haben nur noch vier VDP-Winzer, die nicht nur in die USA exportieren. Das dürfte sich je nach Weingut in Grenzen halten.“

Stefan Jedele, Geschäftsführer des Vereins Mittelrhein-Wein, teilt diese Einschätzung. Dennoch betont auch er angesichts der Mitte März von Trump geäußerten Drohung: „Bei einer Erhöhung auf 200 Prozent würde der Markt zusammenbrechen.“ Maximilian Hendgen, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Mosel, ist sich sicher: „Der Markt würde eindeutig zum Erliegen kommen.“ Die Moselregion ist traditionell exportorientiert und liefert rund 30 Prozent ihrer Weine ins Ausland, ein Drittel davon geht in die USA. Damit sind die Vereinigten Staaten der größte Exportmarkt für Moselweine. Einige Winzer waren bereits auf mögliche Änderungen vorbereitet, da es während Trumps vorheriger Amtszeit ähnliche Strafzölle von 25 Prozent gab. Hendgen sieht jedoch die USA als klaren Verlierer: „Die Abnehmer dort spezialisieren sich auf bestimmte Länder und könnten Verluste nicht kompensieren.“

Heimische Winzer schauen genau hin

Was sagen die Winzer? Während auf der rechten Seite des Mittelrheins nach Kenntnis von Friedel Becker, gut vernetzter Winzer aus Bornich, die Berufskollegen nicht in die USA exportieren, blickt Jörg Lanius aus Oberwesel unaufgeregt auf die Situation. Sein Weingut Lanius-Knab erwirtschaftet etwa 7 bis 8 Prozent seines Umsatzes mit USA-Exporten. „Da wir nicht kontinuierlich, sondern nur punktuell in Großaufträgen unsere Kunden in Amerika beliefern, sind wir aktuell nicht betroffen, da momentan keine offenen Aufträge hier liegen“, berichtet der Winzer und sieht keinen Handlungsbedarf. „Wir warten auch mal die Lage ab, da ist ja viel Bewegung, die EU hat sich ja auch schon positioniert. Vielleicht entscheidet sich Trump auch genauso schnell anders.“ Sollte es doch dazu kommen, dass die Zölle seine Weine betreffen, müsste er die Preise anpassen: „Da wir uns jedoch im hochpreisigen Segment bewegen, sind unsere Kunden nicht so preissensibel wie im niedrigen Preissegment, wo es um jeden Cent pro Flasche geht“, so Lanius. Außerdem führe er langjährige Geschäftsbeziehungen, wo man auch miteinander reden und sich entgegenkommen könne.

Auch bei den Winzern an der Mosel sind die Zölle Thema. Matthias Knebel vom Weingut Knebel in Winningen exportiert 5 bis 10 Prozent seiner Weine in die USA. Der Winzer in zweiter Generation übernahm 2009 das Familienunternehmen und lernte durch die Wirtschaftskrise schnell, wie risikobehaftet der Auslandsmärkte sein kann. Daher konzentrierte er sich fortan auf wenige Exportländer: „Zum Glück haben wir weitere Märkte, die den Verlust ausgleichen könnten“, sagt Knebel. Dennoch wäre der Markt stark betroffen.

„Die Sorge ist zwar da, aber wir haben weitere Standbeine im Ausland und sind somit nicht nur auf die USA angewiesen.“
Johannes Busch vom Pündericher Weingut Clemens Busch

Winzer Johannes Busch von der Winzerei Clemens Busch in Pünderich bestätigt ebenfalls: „Die Sorge ist zwar da, aber wir haben weitere Standbeine im Ausland und sind somit nicht nur auf die USA angewiesen.“ Trotzdem sei der Verkauf in den USA nun eingeschränkt; viele Abnehmer kaufen aus Angst vor steigenden Preisen keine neuen Waren ein. „Momentan wird das Lager abgebaut, was bereits jetzt zu einem Umsatzrückgang führt“, erklärt Busch. Er hofft darauf, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, um gegen Trumps Forderungen vorzugehen.

Verband sieht etwaige Vergeltungszölle kritisch

Im Jahr 2024 waren die USA mit Weinimporten aus der EU im Wert von 4,88 Milliarden Euro der größte Exportmarkt für EU-Weine. Die Ausfuhren in die USA machten 28 Prozent des Gesamtwerts der EU-Weinexporte aus. So berichtet es das „Vinum“-Magazin unter Bezug auf eine Pressemitteilung des Verbands der Deutschen Weinexporteure (VDW). Angesichts der nun drohenden US-Zölle von 20 Prozent auf Weine aus der EU betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einerseits die Bereitschaft zu Verhandlungen. Andererseits stellte sie klar, dass mögliche Gegenmaßnahmen vorbereitet würden. Der VDW fordert, wie das „Vinum“-Magazin schreibt, allerdings, dass US-Weine von der EU-Liste von Produkten, die mit Vergeltungszöllen belegt werden könnten, gestrichen werden. Warum? Dem Verband zufolge arbeiten die Weinsektoren der EU und der USA seit Jahren eng zusammen und unterstützten nachdrücklich offene Märkte für Wein

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