Davon könnten neben der Kita selbst auch die dortige Grundschule und die vom Kreis getragene Sprachförderschule betroffen sein. Das wurde jetzt in einer Sitzung des Hauptausschusses der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau deutlich.
Fakt ist, dass die integrative Kita der Lebenshilfe von 2023 an in die Trägerschaft der Verbandsgemeinde übergeht und nach einer Übergangszeit als Regelkindertagesstätte betrieben wird. Auf Kreisebene wird zudem in den politischen Gremien diskutiert, ob man die Immobilie aus der Insolvenzmasse der Lebenshilfe kauft, um das Gebäude dauerhaft in öffentlicher Hand zu haben und nutzen zu können, wie es erforderlich ist.
Dafür wurden vorsichtshalber 200.000 Euro im Nachtragshaushalt vorgesehen. Der Ältestenrat hat vergangene Woche signalisiert, dass die Fraktionen einem Kauf der Immobilie positiv gegenüberstehen. Eine Entscheidung des Kreistags steht noch aus. Die VG Bad Ems-Nassau hat bereits erklärt, das Gebäude für den Betrieb der Kita anmieten zu wollen. Sie wird übrigens nicht der einzige Nutzer der Immobilie sein (siehe „Therapiezentrum ist Mieter in der Lebenshilfe-Kita“ am Ende dieses Artikels).
Zwei Container mildern Platzmangel
Ganz in der Nähe der Lebenshilfe-Kita befindet sich auch die Oranienschule als Sprachförderschule. Sie ist in Kreisträgerschaft und seit einigen Jahren im Gebäude der Singhofener Grundschule angesiedelt. Schon seit Längerem sind zwei Container notwendig, um den Platzbedarf zu decken. „Das gefällt mir gar nicht“, sagt Singhofens Erster Beigeordneter Ulrich Münch (FWG Forum). Auch der ehemalige Jugendraum der Ortsgemeinde ist längst in Beschlag genommen. Dort aber könnte es künftig noch enger werden als bisher. Der Grund: Die Ortsgemeinde Singhofen entwickelt aktuell 35 neue Bauplätze in Neubaugebieten.
Auch in Pohl und Lollschied, die zum Einzugsbereich der Grundschule Singhofen gehören, werden neue Bauplätze an den Markt gebracht. Durch hinzuziehende Familien könnte die Zahl der Kinder im Grundschulalter spürbar wachsen und dafür sorgen, dass der Raumbedarf steigt. „Wir haben im Moment mehr Interessenten, als wir neue Bauplätze schaffen“, sagt Singhofens Ortsbürgermeister Detlef Paul. Ob und wie schnell die Grundstücke verkauft werden können, sei aber angesichts rasant steigender Preise und Zinsen nicht zu sagen.
Die Grundschule wächst.
Der Erste Beigeordnete Ulrich Münch (FWG) ist in seiner Prognose weniger zurückhaltend. „Die Grundschule wächst“, sagte der Singhofener kürzlich im Hauptausschuss der Verbandsgemeinde. „Wenn sie zweizügig wird, muss für die Oranienschule als Kreisschule eine neue Bleibe gefunden werden“, sagt er. Dafür käme perspektivisch die Lebenshilfe-Kita infrage. Voraussetzung ist, dass die VG Bad Ems-Nassau mittelfristig umsetzt, was Bürgermeister Uwe Bruchhäuser (SPD) gegenüber dieser Zeitung als Möglichkeit genannt hat: der Neubau einer Kindertagesstätte als Ersatz für die Lebenshilfe-Kita und die kommunale Kita.
Auch dabei spielen tendenziell steigende Kinderzahlen eine Rolle. Die kommunale Kita am Kaspersbaum hat bereits eine Warteliste, die Kita der Lebenshilfe soll zur Entlastung im kommenden Jahr etwa zehn Kinder mehr aufnehmen dürfen. Dann ist sie keine ausgewiesene integrative Einrichtung mehr und nur noch für Neuaufnahmen aus dem Gebiet der VG offen.
Neubau oder Erweiterung der Kita?
Dem steigenden Platzbedarf könnte man mit einem kompletten Kita-Neubau begegnen. Ortsbürgermeister und Erster Beigeordneter sehen aber auch die Möglichkeit, die Kindertagesstätte am Kaspersbaum deutlich zu erweitern. Direkt nebenan befindet sich das frühere Feuerwehrgerätehaus, das sich im Eigentum der Ortsgemeinde befindet. Diese, so versichert Ortschef Detlef Paul, sei bereit, ein Grundstück oder das Gerätehaus zur Verfügung zu stellen, damit die Verbandsgemeinde als Kita-Träger die notwendigen Betreuungsplätze schafft.
Auch wenn die Neubaugebiete in eine Richtung weisen: „Die Entwicklung ist nur schwer vorherzusagen“, teilt Bürgermeister Uwe Bruchhäuser auf Anfrage mit. Für die Grundschule bestehe die Möglichkeit, eine Ganztagsschule einzurichten. „Die Bedarfsabfrage ist derzeit im Gange“, so der Verwaltungschef. Mittelfristig gehe die Tendenz in Richtung Zweizügigkeit.
In diesem Fall kann eine Nutzung der Grundschule durch die Oranienschule nicht mehr erfolgen.
„In diesem Fall kann eine Nutzung der Grundschule durch die Oranienschule nicht mehr erfolgen“, bestätigt Bruchhäuser. Dann müsse man eine Alternative schaffen. „Die Verbandsgemeinde wird die Kita-Situation in Singhofen beobachten“, teilt der Bürgermeister mit. Sollten Neubau oder Umsiedlung zum Zuge kommen, könnten die Lebenshilfe-Räume anders genutzt werden. „Aufgrund der räumlichen Nähe zur Oranienschule bietet sich eine schulische Nutzung in der Folge an.“