Das Gebäude befand sich rund 100 Meter entfernt vom Betriebsgelände der Tyczka Energy GmbH, auf dem seit Montagvormittag Propangas aus einem 400 Kubikmeter großen Tank ausströmt. Zum Zeitpunkt der Explosion sei eine Person im Haus gewesen, berichtet Jan Kieserg, Sprecher des Kreises. Die Person werde derzeit medizinisch versorgt. Weitere Angaben sowie deren Aussage zum Tathergang sollen aus ermittlungstechnischen Gründen nicht veröffentlicht werden. Fest steht allerdings, dass die Person sich über die Anweisung der Einsatzkräfte hinwegsetzte, als sie das Wohnhaus betrat.
Sicherheitsgebiet erweitert
Wegen der Gefahr weiterer Explosionen sei der Radius des Sicherheitsgebiets von 300 auf 400 Meter erweitert worden, so Kieserg. Weitere 150 bis 200 Anwohner müssen daher ihre Häuser verlassen, Schule und Kindergarten bleiben geschlossen. Innerhalb dieses erweiterten Bereichs ist Kieserg zufolge nun auch der Strom abgeschaltet worden, um mögliche Zündquellen zu eliminieren. Am Montagabend hatten Kreisbrandinspektor Frederik Stahl und Hadamars Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) noch erklärt, der Strom sei nur auf dem Betriebsgelände unterbrochen worden. In der umliegenden abgeriegelten Fläche werde dagegen regelmäßig die Propangaskonzentration in der Luft gemessen.
Fachleute scheitern bei Reparatur
Ebenfalls bereits am Montag hatte die Tyczka Energy zwei Mitarbeiter aus der Konzernzentrale im oberbayerischen Geretsried nach Niederzeuzheim geschickt, um die Reparaturarbeiten zu unterstützen. Nach deren Angaben war bei Wartungsarbeiten eine Armatur an einem Gastank beschädigt worden. Da das Flüssiggas beim Entweichen auf eine Temperatur von minus 40 Grad absinkt, seien Arbeiten vor Ort schwierig, teilt Kreisbrandinspektor Stahl mit. Das defekte Rohr sei vereist, die bisherigen Versuche zur Instandsetzung gescheitert.
Zuletzt hatten die Fachleute und Einsatzkräfte der Feuerwehr am Montagabend versucht, das Rohr so zusammenzuquetschen, dass kein Gas entweichen könne. Da auch dieses Manöver misslang, bleibe jetzt nur die Option, das Gas „kontrolliert abblasen zu lassen“, sagt Tyczka-Sprecher Ralf Konermann. Ein anderer „Eingriff ist derzeit nicht möglich“. Wie lange es dauert, bis das Gas ausgeströmt ist, könne nur spekuliert werden. Zunächst war von drei bis vier Tagen die Rede.
Wie mit dem entweichenden Gas verfahren werden soll, werde aktuell überlegt, sagt Kreisbrandinspektor Stahl. Tatsächlich sei auch in der Kanalisation eine erhöhte Gaskonzentration gemessen worden. Somit müsse zunächst geprüft werden, „wo wir das Gas hindrücken können“, um nicht andere Stadtteile zu gefährden. Abgesaugt werden könne das Gas nicht, weil dazu Elektrizität benötigt werde. Aus diesem Grund kann auch das Flüssiggas auf dem Firmengelände nicht in einen anderen Tank gepumpt werden, sagt Ralf Konermann.
Genehmigungen liegen vor
Einen vergleichbaren Zwischenfall habe es in der Firmengeschichte bislang nicht gegeben. Er könne aber versichern, dass die gesamte Anlage des Abfüllbetriebs regelmäßig kontrolliert werde. Zuletzt im Oktober vergangenen Jahres, ohne Mängel oder drohende Risiken. Daran, dass für den Betrieb der Firma „rechtmäßige Genehmigungen“ vorliegen, lässt auch Landrat Michael Köberle (CDU) keine Zweifel. Er spricht von einem „normalen Verfahren“, das jedoch „im Nachgang“ zu diesem Ereignis „angeschaut werden muss“.