Viele dürften in jugendlichen Jahren den Weg in eine Höhle mal ausprobiert haben – als Mutprobe oder als ungewöhnlicher Treffpunkt mit anderen jungen Leuten. Der Einstieg in eine der zahlreichen Höhlen im Rhein-Lahn-Kreis ist allerdings mit Vorsicht zu genießen – darauf wiesen Experten im Kreisausschuss hin.
Stephan Grün und Stephan Kasperczyk waren die beiden Höhlenretter, die die Arbeit ihres Vereins bei der Sitzung im Lollschieder Brand- und Katastrophenschutzzentrum umrissen. Bei ihnen handelt es sich um den ersten und den zweiten Vorsitzenden der Höhlenrettung Hessen/Rheinland-Pfalz. Sie sind für Unfälle in Naturhöhlen und in Bergbaustollen zuständig, sie sind aber auch als Höhlenforscher tief unter der Erde unterwegs. Etliche Höhlen befinden sich im Kreisgebiet – genau sind es 82 auf der rechtsrheinischen Seite, die allesamt im Rhein-Lahn-Kreis zu finden sind. Hinzu kommen rund 400 Stollen aus der Zeit des Bergbaus. Etliche Höhlen befinden sich im Einrich, wobei die beiden Höhlenretter keine exakten Angaben zur Lage machen wollten. „Ein Kataster wird aufbereitet und dem Kreis zur Verfügung gestellt, allerdings nicht öffentlich, da ein Gefahrenpotenzial besteht“, betonte Stephan Grün. Ein Höhlentourismus soll damit vermieden werden.
„Das ist eine wichtige Ergänzung für den Katastrophenschutz.“
Manuel Liguori (SPD) zu dem Vortrag der Höhlenretter
Die Höhlenretter sind auch Höhlenforscher und kennen sich mit den Gefahren beim Gang in unterirdische Gefilde aus. Die Mitglieder des Vereins sind in der Single Rope Technique (SRT) sowie in Erster Hilfe ausgebildet. Höhlen in der Region können zwischen 37 und 1270 Meter lang sein und zwischen 15 bis 86 Meter tief liegen. Die beiden Experten machten deutlich, dass nach dem Einstieg für unausgebildete Höhlengänger etliche Gefahren lauern. Es kann sehr schnell sehr eng werden, sodass Menschen nicht wieder aus der Höhle herauskommen und die Unterstützung der Profis benötigen.
Manuel Liguori (SPD) bedankte sich für die Präsentation der Höhlenretter. „Das ist eine wichtige Ergänzung für den Katastrophenschutz“, hob er hervor. Liguori wies darauf hin, dass sich oft schützenswerte Fledermäuse in den Höhlen befinden – ein weiterer Grund, um die Standorte nicht überall publik zu machen. Landrat Jörg Denninghoff (SPD) berichtete aus eigener Erfahrung, dass Jugendliche gerne in Höhlen einsteigen. „Es ist wirklich sehr eng“, meinte er zu den Platzverhältnissen. Der Kreisausschuss stimmte der Vereinbarung über die Mitwirkung der Höhlenrettung Hessen/Rheinland-Pfalz im Zivil- und Katastrophenschutz des Rhein-Lahn-Kreises zu. Damit wird die personelle und materielle Einsatzbereitschaft sichergestellt. Die Höhlenretter treten für die Aus- und Fortbildung der Einsatz- und der Führungskräfte ein. Der Kreis übernimmt die Kostenerstattung für Einsätze und von der Kreisverwaltung angeordnete oder genehmigte Übungen.