Die Fraktion hat Harald Gemmer (VG Katzenelnbogen) einstimmig zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Und der kündigt eine intensivere Zusammenarbeit mit der dreiköpfigen Fraktion der Freien Wähler (FW) an – was schon bei der Abstimmung über die Beigeordneten geschehen soll.
„Wir sind mit der FW in Gesprächen über eine intensivere Zusammenarbeit“, sagt Gemmer, früherer Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Katzenelnbogen und der VG Aar-Einrich. „Es ist kein Zusammenschluss vorgesehen, aber bei bestimmten Themen und Abstimmungen hätten beide Fraktionen zusammen acht Stimmen, wären somit drittstärkste Kraft im Kreistag. In Abstimmung mit der FW werden wir daher gemeinsam Claus Eschenauer als Beigeordneten vorschlagen.“
Eschenauer ist Kreisvorsitzender der FWG/FBL, stand auf Listenplatz eins, wurde aber dann auf den vierten Rang gewählt. Und: Bei den Kommunalwahlen wählte ihn eine Mehrheit in seiner Heimatgemeinde Arzbach als Ortsbürgermeister ab. Kein Problem? „Wir haben das, was in Arzbach gelaufen ist, zur Kenntnis genommen“, sagt der 66-jährige Gemmer. „Es bleibt aber bei der herausgehobenen Position von Claus Eschenauer, denn wir halten ihn für einen guten Mann, der mit zur Zukunftsgestaltung der FWG im Rhein-Lahn-Kreis beitragen wird.“
Mit dem Wahlergebnis auf Kreisebene ist die FWG „zufrieden“, man hätte sich angesichts der Erfolge in den Verbandsgemeinden und einigen Städten im Rhein-Lahn-Kreis durchaus aber ein besseres Abschneiden gewünscht. „Im Kreis aber müssen wir uns das Wählerpotenzial mit der FW teilen“, erklärt Harald Gemmer. „Insofern ergibt halt auch eine Zusammenarbeit im Kreistag Sinn.“ Insgesamt will die FWG weiterhin vernünftig „mit allen demokratischen Parteien und Fraktionen“ zusammenarbeiten.
Thematisch wollen Harald Gemmer und die FWG im Kreis Schwerpunkte setzen: „Wir haben uns vorgenommen, die Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Stufen, also der Orts-, der Verbandsgemeinde- und der Kreisebene, zu intensivieren. Wir haben alle gemeinsame, eng miteinander geknüpfte Aufgabenstellungen, von den Kitas über die Schulen bis hin zur Gesundheitsversorgung, da muss mehr Kooperation und Partnerschaft her“, sagt Gemmer. Und größere Transparenz, ein Verständnis für Entscheidungen, die gemeinhin Geld kosten. Und dann gelte es, die vielfältigen Pläne und Konzepte für Schulen, Kindergärten et cetera, die im Kreis vorliegen, auch abzuarbeiten. „Was nutzt uns zum Beispiel der schönste Kitabedarfsplan“, erklärt der Fraktionsvorsitzende, „wenn der Träger vor Ort partout keine Fachkräfte findet. Um unsere gemeinsamen Ziele im Kreistag und auf Ortsebene Schritt für Schritt zu erreichen, müssen die Pläne auch umsetzbar sein.“
Sein großes Anliegen ist die interkommunale Zusammenarbeit in Sachen Wasserversorgung, Kitas, weiterführende Schulen und anderen mehr. Beispielhaft nennt Harald Gemmer die zentrale Feuerwerkstatt, an der sich jetzt weitere Verbandsgemeinden beteiligen. Nicht jede Kommune müsse alles selbst machen; sich auf gemeinsame Aufgabenfelder zu verständigen, Kooperationen einzugehen und damit Arbeit, Personal und Kosten zu sparen, das ist gerade in Zeiten knapper Kassen und Ressourcen angesagt. „Und es geht um Effizienz“, ergänzt der FWG-Politiker. Als dann der Handyempfang beim Telefongespräch dünner wird, schiebt Gemmer hinterher: „Und auch die Digitalisierung muss zügiger vorangehen ...“