Bahn-Sanierung am Mittelrhein
Fünf Monate Stillstand für eine bessere Bahn
Die Bahnstrecke auf der rechten Rheinseite soll 2026 komplett saniert werden. Ein Bahnmitarbeiter informierte den Verbandsgemeinderat Loreley über den aktuellen Stand der Planungen.
Thomas Frey. picture alliance/dpa/Thomas Frey

Fünf Monate Stillstand für eine bessere Bahn: Die Strecke zwischen Wiesbaden und Troisdorf wird 2026 komplett gesperrt, während Brücken, Gleise und Bahnhöfe modernisiert werden. Doch die Pläne sorgen auch für Diskussionen im VG-Rat Loreley.

Ein Großprojekt wirft seine Schatten voraus: Entlang der Bahnstrecke am Mittelrhein wird es im kommenden Jahr still werden – abgesehen von den Baustellenbereichen –, wenn im Rahmen der Generalsanierung „Rechter Rhein“ für fünf Monate keine Züge zwischen Wiesbaden und Troisdorf verkehren. In dieser Zeit soll die Strecke gebündelt und gewerkeübergreifend erneuert und saniert werden. In der jüngsten Ratssitzung der Verbandsgemeinde Loreley stellte Matthias Wistuba von der Deutschen Bahn das Projekt den Ratsmitgliedern vor.

Was ist das Ziel der Generalsanierung? Kurz zusammengefasst: eine zuverlässigere und leistungsfähigere Bahninfrastruktur mit mehr Pünktlichkeit und weniger Einschränkungen, einhergehend mit einem verbesserten Kundenerlebnis an attraktiveren Bahnhöfen. Bei der Generalsanierung „Rechter Rhein“ wird die Bahnstrecke zwischen Wiesbaden und Troisdorf erneuert. Von Felshangsicherungen über Erneuerung und Neubau von elektronischen Stellwerken, Einbau von 3500 Balisen für das European-Train-Control System (ECTS) Level 2, 111 Weichen, 67 Gleiskilometer bis hin zur Sanierung von Bahnübergängen, Brücken und Tunneln, aber auch der Bahnhöfe und Stationen und einiges mehr stehen auf der To-do-Liste für dieses Großprojekt. Darüber hinaus erhofft sich die Bahn für die darauf folgenden fünf bis sechs Jahre keine weiteren großen Baumaßnahmen entlang der Strecke.

Welche Auswirkungen hat dies auf den Bahnverkehr? Für die Generalsanierung wird die Strecke planmäßig vom 10. Juli 2026 bis 11. Dezember 2026 komplett für den Bahnverkehr gesperrt. In dieser Zeit sollen die Baumaßnahmen gebündelt umgesetzt werden. Davon verspricht sich die DB einige Synergieeffekte: Alle Gewerke können parallel arbeiten. In Summe soll sich damit die Bauzeit verkürzen (bei einem ähnlichen Projekt lag die Zeitersparnis bei einem Faktor von 4,4). Auch für die Pendler und Bahnkunden soll sich diese Herangehensweise trotz der Einschränkungen während der Komplettsperrung positiv auswirken. Statt eines oft instabilen Fahrplans, weil nur ein eingleisiger, eingeschränkter Bahnverkehr möglich ist, setzt die Bahn auf einen „hochwertigen Ersatzverkehr auf der Straße“, heißt es in der PowerPoint-Präsentation. Wie genau der aussehen soll, wird noch erarbeitet.

Was passiert an den Bahnhöfen – und was nicht? Abgesehen von den Arbeiten entlang der Strecke sollen auch alle 32 Bahnhöfe und Stationen – gerade auch im Hinblick auf die Buga 2029 – attraktiver und in einem einheitlichen Design modernisiert (Niederlahnstein, Kamp-Bornhofen und St. Goarshausen), aber auch grundlegend saniert werden (Oberlahnstein, Braubach, Osterspai, Kaub, wo überwiegend Ersatz- beziehungsweise Neubaumaßnahmen in den Bereichen Personenunterführung, Bahnsteig und Bahnsteigdächer beziehungsweise Wetterschutzhäuschen vorgesehen sind). Teilweise Ersatz- beziehungsweise ein Neubau oder die Sanierung oder Verlängerung der Bahnsteige sind in Filsen und Kestert geplant, wie eine Maßnahmenübersicht zeigt. Die Stationen sollen dabei eine einheitliche optische Gestaltung mit regionalem Charakter erhalten, farblich in Grün (Wein, Wald, Reben), Weiß/Beige (Ufer, Strand, baden) und Blau (Wasser, Wellen, Schiffe) gehalten. Darüber hinaus sollen auf einheitlichen Infostelen lokale Informationen präsentiert werden können.

Was allerdings nicht umgesetzt wird, ist, dass die Bahnsteige künftig barrierefrei erreichbar sein werden. Dafür seien die Ein- und Ausstiege an den einzelnen Bahnhöfen zu gering (Stichzahl ist 1000). Das stieß fraktionsübergreifend auf große Kritik und Unverständnis bei den Ratsmitgliedern. VG-Bürgermeister Mike Weiland fasste dies so zusammen: „Hier werden Millionen von Euro in die Generalsanierung ,Rechter Rhein’ investiert, aber bei der Barrierefreiheit spart man, weil man die 1000 Ein- und Ausstiege pro Tag nicht erreicht. Jede einzelne kommunale Maßnahme, ob sie klein ist oder groß, muss barrierefrei umgesetzt werden, sonst bekommen wir keine Fördermittel. Und der Bund macht sich einen schlanken Fuß und sagt, die Bahn muss das nicht machen.“

Wie ist der Zeitplan? Im November vergangenen Jahres beschloss der Bund die Umsetzung des Projekts, sodass nun auch die finanziellen Mittel dafür bereitstehen. Aktuell werden die Angebote zu den verschiedenen Auftragsvergaben geprüft und vergeben, berichtete Wistuba. Im April sollen die ersten Gespräche starten. Noch in diesem Jahr werden die ersten Flächen zur Baustelleneinrichtung benötigt, damit im Sommer kommenden Jahres die Generalsanierung beginnen kann. Teilweise können die Baustelleneinrichtungsflächen erst im vierten Quartal 2027 wieder freigegeben werden.

Welche Fragen und Sorgen haben die Ratsmitglieder? Eine Sorge ist, dass künftig auf der rechten Rheinseite mehr Züge verkehren werden. Das sei nicht der Plan, sagte Matthias Wistuba. Durch die Umstellung auf den ECTS-Standard sollen die Züge flüssiger und damit einhergehend pünktlicher und kontinuierlicher fahren können. Dadurch sollen die Kapazitäten auch besser ausgeschöpft werden können.

Bei der Frage nach weiteren Lärmschutzmaßnahmen teilte Wistuba mit, dass der Großteil der Maßnahmen wie der Einbau von Schienenstegdämpfern und Schienenschmiereinrichtungen bereits abgeschlossen ist beziehungsweise Lärmschutzwände noch in St. Goarshausen, Kestert und Filsen gebaut und in Braubach und Lahnstein fertiggestellt werden. Darüber hinaus seien den Lärmschutz betreffend aktuell keine weiteren Maßnahmen geplant.

Auch der Zeitplan bereitete Sorge, insbesondere im Hinblick auf die Vorbereitungen zur Buga, da Baustelleneinrichtungsflächen teilweise bis ins vierte Quartal 2027 benötigt werden. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Bahn umweltfachliche Auflagen zur Renaturierung et cetera umsetzen müsse. Dazu werde die Bahn noch mal mit den Gemeinden – insbesondere St. Goarshausen – Gespräche führen, versicherte Wistuba.

Wohin können sich Menschen bei Fragen, Problemen und Anregungen wenden? Matthias Wistuba betonte, dass es der DB wichtig sei, miteinander in Kontakt zu bleiben und transparent zu kommunizieren. Als Anlaufstelle für alle Fragen et cetera wurde dazu die E-Mail-Adresse generalsanierung-rechter-rhein@deutschebahn.com eingerichtet.

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