Sanierung kommt nicht voran
Fünf Jahre Stillstand auf kleiner Brücke in Arzbach
Dieser Abschnitt der Straße "Auf der Trift" in Arzbach ist seit Jahren gesperrt, weil die kleine Brücke saniert werden muss. Getan hat sich dort bislang nichts, was einen Bürger ärgert.
Andreas Galonska

An einer kleinen Brücke in Arzbach sind Schäden festgestellt worden, daher wurde sie für den Straßenverkehr gesperrt. Das liegt nun allerdings rund fünf Jahre zurück – seither hat es keine erkennbaren Fortschritte gegeben. 

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Mitten in Arzbach liegt die Straße „Auf der Trift“, doch wer in sie abbiegt, der muss nach wenigen Metern wieder wenden. An einer Brücke ist die Verbindung gesperrt – dort hat sich seit inzwischen fünfeinhalb Jahren nichts in Sachen einer Reparatur bewegt.

Anlieger Heinz-Peter Christ langt es langsam. Er erinnert sich daran, dass er 2019 Schäden an der Brücke über den Emsbach gemeldet hatte. Danach hat der Ortsgemeinderat ein Ingenieurbüro aus Koblenz mit der Angelegenheit beauftragt. „Die Sperrung der Brücke erfolgte nach weiteren Prüfungen am 4. Juni 2020 – ein Ereignis, das sich bald zum fünften Mal jährt“, erklärt Heinz-Peter Christ. Zurzeit ist die kleine Brücke noch immer abgesperrt. An den Seiten stehen rot-weiße Sperrbaken, mitten auf der Brücke ist ein Blumenkübel aufgestellt worden.

„Der Blumenkübel wurde dort hingestellt, weil die Fahrer von Transportern einfach die Baken beiseitegeschoben haben, damit sie freie Fahrt hatten“, berichtet Heinz-Peter Christ, der früher selbst auch Mitglied des Ortsgemeinderats war. Um das Wiederaufstellen durften sich er und andere Anwohner kümmern. Seither müssen alle Anlieger einen Umweg in Kauf nehmen, wenn sie zu ihren Häusern wollen. An den Baken in Richtung der Hauptstraße haben immer wieder Autos geparkt, bis die Sperrelemente schließlich versetzt wurden, sodass der „Parkraum“ entfiel. Die Fläche vor Christs Garagen ist seit der Sperrung zum Hauptwendeplatz für die Post und alle Lieferdienste geworden, die von der anderen Seite einfahren.

„Es gab Vorschläge, große Metallplatten auf die Brücke zu legen.“
Anwohner Heinz-Peter Christ zu einer vermeintlichen Lösung des Problems.

Ausgelöst wurde die Sperrung durch eine kleine Senke in der gepflasterten Straße, in der sich zunächst nur Wasser gesammelt hat. Dann ist das Wasser aber abgeflossen, also muss ein Leck entstanden sein. Danach wurde die Brücke gesperrt. „Es gab Vorschläge, große Metallplatten auf die Brücke zu legen“, erinnert sich Heinz-Peter Christ. Mit entsprechender Beschilderung sollten zudem schwere Fahrzeuge ferngehalten werden. „Die Sperrung wurde wegen der möglichen Einsturzgefahr umgesetzt“, erklärt Heinz-Peter Christ.

Was Heinz-Peter Christ wurmt, ist die Tatsache, dass die Reparatur der Brücke noch immer auf sich warten lässt. Oftmals hängt ein Ausbau fest, weil das nötige Kleingeld fehlt – hier nicht. Aus dem Investitionsstock (I-Stock) des Landes Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr Mittel für die Brücke genehmigt worden. Laut Heinz-Peter Christ sind zudem Gelder vom Ortsgemeinderat für das Vorhaben in den Haushalt eingestellt worden. Die Kosten sollen sich nach Planungen aus dem Jahr 2022 auf rund 558.110 Euro brutto belaufen. In Arzbach hatte es vier Anliegerversammlungen zur Brücke gegeben. Heinz-Peter Christ hat im April erfahren, dass die wasserrechtliche Genehmigung für die Sanierung der Brücke beantragt worden sei. „Warum ist das nicht schon früher passiert?“, fragt sich Heinz-Peter Christ. Unverständlich ist für ihn, dass das Planungsbüro gar nicht über die Gelder aus dem I-Stock des Landes informiert wurde.

Aus Richtung der Hauptstraße blickt man auf die gesperrte Brücke mit dem Blumenkübel, der das Durchfahren für Transporter verhindert.
Andreas Galonska

Nach 2019 habe es nach Informationen von Heinz-Peter Christ mehrere Beschlüsse, etwa zur Vermessung, und insgesamt vier Anliegerversammlungen gegeben, die durch den damaligen Ortsbürgermeister Claus Eschenauer (FWG) organisiert wurden. Der jetzige Ortsbürgermeister Klaus Poetzsch (SPD) erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass er sich nach der Amtsübernahme von Claus Eschenauer (FWG) im vergangenen Jahr gewundert habe, warum das Thema Brückensanierung erst spät angegangen wurde. Zu der im Frühjahr beantragten wasserrechtlichen Genehmigung stehe in den kommenden Tagen ein Vor-Ort-Termin in Arzbach mit Vertretern der zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord an. Dann wird aber noch nicht gleich gebaut werden können – Klaus Poetzsch hofft, dass das im kommenden Jahr losgehen könnte. „Das ist eine sehr unbefriedigende Situation. Herr Christ hat alles Recht der Welt, sich darüber zu beklagen“, betont der Arzbacher Ortsbürgermeister. Im Gespräch mit dem zuständigen Planungsbüro habe auch Klaus Poetzsch erfahren, dass das Büro nicht rechtzeitig von der Zusage aus dem Investitionsstock erfahren habe. Erst nach dem Bekanntwerden der I-Stock-Mittel konnte in die weitere Umsetzung eingestiegen werden.

Uwe Bruchhäuser (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, verweist darauf, dass die Frage der Ausbaubeiträge für die Brücke noch zu klären sei. „Dabei geht es immer um ein Zusammenspiel der Ortsgemeinde und der Verbandsgemeinde“, merkt Uwe Bruchhäuser zu der langen Dauer der Brückensperrung an. „So eine Sperrung wird nicht zum Spaß verhängt“, erklärt er zur Notwendigkeit der Abriegelung für den Straßenverkehr. Auch er bestätigt, dass es einen Ortstermin mit der SGD geben wird. „Das Ding wird nicht gerade billig“, unterstreicht er zur Reparatur – und nennt die Summe von 573.000 Euro, von denen das Land 373.000 übernehmen will, also 65 Prozent.

„Wir können die Brücke nicht dauerhaft in diesem Zustand belassen.“
Claus Eschenauer, früherer Ortsbürgermeister, zur Perspektive für das Bauwerk

Der frühere Ortsbürgermeister Claus Eschenauer (FWG) betont, dass er vier Versammlungen in der Ortsgemeinde zu dem Thema Brücke abgehalten hatte. „Nicht jeder wollte eine sanierte Brücke haben“, erklärt er dazu. Offensichtlich hatte die Reparatur der Brücke für manche Anwohner keine Priorität. Eine große Rolle dürfte die Frage der Abrechnung gespielt haben, da etliche Bürger wie bei der Straße „Am Rotlöffel“ hohe Einmalbeiträge befürchtet haben. Andererseits kann Claus Eschenauer den Unmut von Bürgern wie Heinz-Peter Christ gut verstehen. „Wir können die Brücke nicht dauerhaft in diesem Zustand belassen“, hebt er hervor. Zu der jahrelangen Sperrung führt Claus Eschenauer an, dass durch Corona, die Ahrtal-Katastrophe vom Juli 2021 und personelle Wechsel zu Verzögerungen gekommen sind. Nach den gewaltigen Schäden im Ahrtal sei das Projekt in Arzbach weiter nach hinten auf der Prioritätenliste des Landes gerutscht. Bei der VG gab es einen Wechsel in der Bauamtsleitung der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau und schließlich ist Claus Eschenauer 2024 nicht als Ortsbürgermeister wiedergewählt worden und war daher lange Zeit geschäftsführend im Amt. Außerdem sei zwischenzeitlich überlegt worden, ob man nicht vielleicht eine kostengünstigere Variante für die Sanierung umsetzen kann, was sich aber nicht ergeben hat. Durch diese Gemengelage aus mehreren Faktoren könne die lange Sperrung erklärt werden.

Uwe Bruchhäuser blickt nun auf den demnächst anstehenden Termin mit der SGD Nord zur wasserrechtlichen Genehmigung. Danach können weitere Schritte mit dem Planungsbüro erfolgen. Es wird wohl bis ins kommende Jahr dauern, bis tatsächlich an der „Trift“-Brücke gearbeitet werden kann.

Ein Blick auf den Bach im Untergrund. Um die wasserrechtliche Genehmigung für die weiteren Schritte soll es in den kommenden Tagen gehen.
Andreas Galonska

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