Ehemaliger Bäko-Direktor
Friedhelm Braß: Der Mann mit der Zigarre ist tot
Friedhelm Brass starb im April 2025.
Dieter Fluck

Der ehemalige Bäko-Direktor Friedhelm Braß hat sich in Limburg in mehrfacher Hinsicht einen Namen gemacht. Im Alter von 92 Jahren ist er nun verstorben.

Er formte aus der einstigen Bäckergenossenschaft in den 1970er-Jahren die Bäko Hessen-Nassau Bäcker- und Konditoren-Genossenschaft eG, verhalf ihr zu hohem Ansehen und erreichte binnen vier Jahren eine Verdoppelung des Umsatzes. Über ein Jahrzehnt bestimmte Friedhelm Braß als Direktor die Geschicke des Verbandes und machte sich in der Domstadt in mehrfacher Hinsicht einen Namen. Seinen Lebensabend verbrachte er in der Nachbarstadt Diez, wo er jetzt im Alter von 92 Jahren verstorben ist.

F riedhelm Braß stammte aus Köln und war stolz darauf, ein „Kölsche Jung“ zu sein. 1943 wurde die Familie ausgebombt. Sein Vater, von Beruf Eisendreher, fiel ein Jahr später im Krieg. Friedhelm war damals zehn Jahre alt. Er wollte unbedingt Bäcker werden, und weil er in Köln keine Stelle fand, begann er seine Ausbildung 1947 in Bergisch-Gladbach. „Damals bekam man als Lehrling kein Geld. Es war die Zeit, in der man in Häusern mit bekannten Namen sogar bezahlen musste, um dort lernen zu dürfen“, schrieb er in seinen Memoiren.

Ofenlampe mit Fahrraddynamo betrieben

Zeitweise sei der Strom ausgefallen. „Wir hatten ein Fahrrad am Ofen aufgestellt und mit einem Dynamo eine Lampe betrieben. Meine Aufgabe war es, das Fahrradpedal zu treten“, erinnert sich Braß an seine Lehre, die er als Bester seines Jahrgangs im Kreis abschloss. Er war ein ehrgeiziger Bäcker, der in späteren Jahren bei einem Starkonditor in Köln an Kursen teilnahm und 1962 für die Firma Talmühle eine Rezeptbroschüre über Feingebäck schrieb. Dort wurde er Verkaufsleiter und Industriebackmeister mit Laborerfahrung. Als junger Meister erhielt er die Backstellenleitung der Firma Lambertz.

Die Stärke des Kölsche Jung war nicht nur das Backen. Er verstand meisterlich das Verkaufen, Reden, Überzeugen und Begeistern. Auf ihn wurde die Edeka-Zentrale in Hamburg aufmerksam, die ihn zum Berater der Bäckereibetriebe machte. Braß unternahm etliche Auslandsreisen und lernte den Genossenschaftsgedanken schätzen, den er der hiesigen Bäckergenossenschaft mit missionarischem Eifer näherbrachte. Er hatte sich auf ihre Anzeige in der FAZ beworben und begann am 20. August 1970 seine Tätigkeit in Limburg. Sein erster öffentlicher Auftritt war eine heiße Diskussion unter Gewerbetreibenden im St. Georgshof, als es um die Ansiedlung von Massa am Stadtrand ging und Braß den Anwesenden Nutzen, Chancen und Gefahren aufzeigte. Eines seiner ersten Projekte war das Jubiläum 50 Jahre Bäckergenossenschaft: eine Veranstaltung mit Stars wie Roberto Blanco und dem Conferencier Rolf Braun vor 1400 Besuchern in der Markthalle.

Großes Grundstück für die Bäko in Limburg erworben

E ine wichtige Entscheidung der ersten Wochen in Limburg war der Ankauf des 20.000-Quadratmeter-Grundstücks für einen Neubau auf dem Fleckenberg, der am 18. Februar 1973 eröffnet wurde. Braß war Geschäftsführender Vorstand der Bäko Hessen-Nassau, Aufsichtsrat der Bäko Landeszentrale Süd-West, Präsident der Ludwig-Rompel-Stiftung, in fünf Ausschüssen der Berufsorganisation, Vorsitzender der Personalunterstützungskasse. Mehrere Jahre führte er den Limburger Hockey-Club als Präsident. Er wurde Mitglied der CDU, engagierte sich in der Politik. 1974 übernahm er nebenbei kommissarisch die Geschäftsführung der in Schieflage geratenen Bäko Frankfurt und wurde deren Liquidator.

Anfang der 1980er-Jahre hatten Meinungsverschiedenheiten mit dem Bäko-Prüfungsverband zu seiner Entlassung geführt. Jahre später warb ihn der gleiche Verband für zwei Jahre zur Übernahme der Geschäftsführung der maroden Bäko Kassel an, eine späte Genugtuung für den Limburger. 2017 sorgte Friedhelm Braß letztmalig für Aufsehen mit der Veröffentlichung seiner Memoiren, in denen er unter dem Titel „Der Mann mit der Zigarre“ sein Leben als Geschäfts- und Ehemann, zweifacher Vater und auch Großvater ungeschminkt Revue passieren ließ und dabei auch seine einstigen Limburger Partner nicht verschonte.

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