Lennart Siefert: „Zwei Lager, die sich gebildet haben“
Tief enttäuscht von der Entwicklung der Freien Wähler auf Landes-, aber auch auf Kreisebene zeigt sich der Lahnsteiner Oberbürgermeister Lennart Siefert, der dort als unabhängiger Kandidat ins Amt gewählt wurde, in der vergangenen Legislaturperiode aber noch als Fraktionssprecher der Freien Wähler im Kreistag fungierte. Nun erwägt er, auch persönliche Konsequenzen aus der aktuellen Entwicklung zu ziehen. Der in diesem Zusammenhang schon länger schwelende Konflikt mit der Landtagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden der Freien Wähler, Lisa-Marie Jeckel, der sich im Vorfeld der Kommunalwahl im Juni entwickelt hatte, spiegelt sich nun auch auf Landesebene wider.
Siefert zählt Jeckel zu der Gruppe, die aus seiner Sicht durch falsche Themensetzung und an der Lebenswelt der Kommunen vorbeigehende Anträge (Beispiel Katzenverordnung) wesentlich zur aktuellen Krise der Freien Wähler beigetragen habe. Jeckel, so Siefert, sei für ihn keine Ansprechpartnerin für ernsthafte Kommunal- und Landespolitik und habe auch im Kreisverband einiges kaputtgemacht. Er spricht von einem „Scherbenhaufen und zwei Lagern, die sich gebildet haben“. Er habe viel Arbeit, Zeit und Geld investiert und sei fest davon überzeugt gewesen, dass das „Projekt Freie Wähler“ funktionieren könne. Jetzt aber sieht er für die Zukunft schwarz und fürchtet: Die Freien Wähler, die sich eigentlich zu einem möglichen Koalitionspartner einer neuen Landesregierung entwickelt hätten, „werden keinen Stich mehr bei der nächsten Landtagswahl machen“.
Gänzlich anders bewertet die Landtagsabgeordnete Lisa-Marie Jeckel die Lage. „Die beiden Abgeordneten, die die Fraktion verlassen haben, ohne ihr durch die Freien Wähler errungenes Mandat niederzulegen, handeln nicht nur egoistisch und entgegen dem Wählerwillen. Durch ihr unsägliches Verhalten gefährden sie auch ganz bewusst die Existenz unserer zehn Mitarbeiter.“ Auslöser seien persönliche Befindlichkeiten und der Ausgang einer demokratischen Wahl, mit der sie nicht einverstanden gewesen seien und deren Ausgang „einer von ihnen gar mit Erpressung ändern wollte“, behauptet Jeckel.
Das habe ihr aber auch wieder gezeigt, dass so ein Verhalten nur von einzelnen Menschen ausgehe und die Mehrheit der Freien Wähler sich einig sei und vernünftig Politik mache. „Ich habe so viel positiven Zuspruch bekommen in den letzten Tagen, und genau das bestärkt mich, dass wir das Richtige tun und uns von einzelnen Menschen, denen es nur um Posten und die persönliche Bereicherung geht, nicht davon abbringen lassen sollten“, erklärt die Landespolitikerin. Die Freien Wähler im Rhein-Lahn-Kreis seien „wundervolle Menschen“, weshalb sie keinerlei Bedenken habe, „dass wir dort weiterhin gut zusammenarbeiten“.
Lisa-Marie Jeckel: „Weiterhin für die gute Sache kämpfen“
Grundsätzlich habe die Landtagsfraktion aber ohnehin keinen direkten Einfluss auf die Arbeit im Kreis. „Bei uns Freien Wählern wird im Gegensatz zu den großen Parteien schließlich nicht von oben etwas diktiert, sondern wir geben von unten die Themen weiter, die vor Ort wichtig sind“, sagt die Niederneiserin. Und weiter: „Wenn überhaupt, dann haben die Vorkommnisse diese Woche uns noch enger zusammengeschweißt und uns noch entschlossenen gemacht, weiterhin für die gute Sache zu kämpfen, für eine ideologiefreie Politik mit gesundem Menschenverstand, auch wenn es vereinzelte Menschen gibt, die uns aus persönlichen Machtwünschen schaden wollen.“