„So eine Forsteinrichtung besteht aus drei Schritten“, erklärt Revierförsterin Anja Grimm, die ebenfalls an der Ratssitzung teilnahm, das Vorgehen. Der erste Schritt ist der Rückblick auf die letzte Forsteinrichtung von 2009 und was davon umgesetzt wurde. „Forsteinrichtungen werden so etwa alle zehn Jahre durchgeführt“, so Grimm. Diesmal vergingen ein paar Jahre mehr. Ähnlich waren die Zeitabstände in der Stadt Diez, wo der Stadtrat auch kürzlich der mittelfristigen Betriebsplanung zustimmte (wir berichteten).
Klimaschutz, Erholung und Schutz vor Lärm: Wälder haben viele Funktionen – auch in Diez. Wie aber geht es mit dem rund 190 Hektar großen Waldbestand der Stadt weiter? Antworten lieferten auf der jüngsten Ratssitzung Revierförster Johannes Betz und der Forstsachverständige Jan Heimer.Wie sieht der Diezer Wald in Zukunft aus?: Das kam bei der Inventur des Försters heraus
Der zweite Schritt ist die Inventur: „Bei der Inventur wird fast jeder Baum angeschaut“, so die Försterin. „Wie alt ist er, wie hoch ist die Bestandsdichte, gibt es mehrere Schichten und wachsen junge Bäume nach?“, lauten da die Fragen. Und als Letztes folgt die Betriebsplanung für die nächste Dekade. „Wie viel Holz soll vorkommen, und wie viel wird entnommen?“ Planungen, die sich beim Katzenelnbogener Wald auf eine Hauptschicht von etwa 376 Hektar (537 Fußballfelder) beziehen.
Die Hauptschicht ist der Teil des Waldes, den man bei einem Drohnenüberflug sehen würde. Hinzu kommen noch Zwischen- und Unterschichten und nicht bewaldete Bereiche: „Wir haben hier außerdem noch Steinbrüche, sodass die Gesamtfläche des Katzenelnbogener Stadtwalds rund 422 Hektar umfasst“, erklärt Grimm. Und wenn man beim Stadtwald alle Schichten erfasst, sind es sogar 583 Hektar oder 830 Fußballfelder.
Auf Klimawandel den vorbereitet
Und welche Bäume stehen dort? Da gibt es gute Nachrichten: „Der gesamte Stadtwald ist geprägt von Baumarten der natürlichen Vegetation“, heißt es in den Unterlagen. „Und mit einem mehrschichtigen Laubmischwald ist der Stadtwald gut für die vorhergesagten klimatischen Bedingungen vorbereitet.“ Übersetzt heißt das, dass im Katzenelnbogener Wald heimische Baumarten vorkommen, auf die die Forstwirtschaft auch in Zeiten des Klimawandels setzt. So bestehen etwa 85 Prozent des Stadtwaldes aktuell aus Laubholz. Allein Buchen machen da rund 46 Prozent aus, was für mitteleuropäische Wälder normal ist.
„Setzlinge müssen geschützt werden.“
Der starke Wildverbiss ist auch im Katzelnbogener Stadtwald ein Problem, räumt Revierförsterin Anja Grimm ein.
„Allerdings kommen Buchen weniger gut mit der Trockenheit zurecht als die Eiche“, so die Expertin. Daher wird sich in Zukunft der Waldmix ändern. Womöglich zugunsten der Eiche, deren Anteil aktuell bei 15 Prozent liegt. Im Diezer Wald ist der Eichenanteil mit 26 Prozent sogar noch deutlich höher. Was aber auch historische Ursachen hat und dem Stadtwald Hain und seiner Vorgeschichte als Schlosswald geschuldet ist.
Dünne Hölzer drücken Gewinne
Eine Besonderheit des Katzenelnbogener Walds ist dagegen, dass er mit knapp 65 Prozent seiner Betriebsfläche in FFH-Gebieten liegt. Die Abkürzung steht für Fauna-Flora-Habitat-Gebiete. Das ist eine EU-Richtlinie zur Erhaltung natürlicher Lebensräume, was aber die forstwirtschaftliche Nutzung der Schutzgebiete einschränkt. Außerdem gibt es noch rund 20 Hektar, die im Rahmen der Förderung Klimaangepasstes Waldmanagement 20 Jahre lang stillgelegt werden und in denen so lange keine Durchforstung stattfindet. Auf weiteren rund 160 Hektar werden außerdem noch nach BAT-Konzept (Konzept zum Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz) unter anderem Horstbäume von Greifvögeln oder Höhlenbäume von Spechten geschützt.
Was aber nicht heißt, dass die Waldarbeiter in Katzenelnbogen nichts mehr zu tun haben. Denn auch da gibt es wieder eine Besonderheit. So besteht laut Forsteinrichtungsbericht „dringender Pflegebedarf“ bei den jungen Wäldern zwischen 25 und 50 Jahren. Dabei handelt es sich vor allem um Laubholz beziehungsweise um Buchenbestände. Diese Altersgruppe ist im Vergleich zu den älteren Beständen auch mengenmäßig stark ausgeprägt. „Das liegt an den Stürmen der 1990er-Jahre“, erinnert sich Grimm. Damals musste großflächig aufgeforstet werden. Viele dieser Bestände werden nun zum ersten Mal durchforstet.
Zusätzliche Kosten
Für die Vermarktung bedeutet das viele dünnere Stämme und damit niedrigere finanzielle Erträge. „Die Holzernte kann vor allem als Brennholz verkauft werden.“ Für die Bauwirtschaft oder die Möbelproduktion kommen sie eher nicht infrage. Die von Lukas Kersting angestellte Finanzkalkulation geht für die nächsten zehn Jahre dennoch von einem jährlichen positiven Gesamtergebnis von etwa 37.000 Euro aus. Allerdings spielen dabei Fördermittel aus den Naturschutzprogrammen und die Pacht für die Steinbrüche eine große Rolle. Zu den aktuellen Investitionen zählt unter anderem die Aufforstung von rund sieben Hektar. Gepflanzt werden dort laut Anja Grimm unter anderem Traubeneiche, Elsbeere, Esskastanie und Weißtannen.
Wie in Diez sind aber auch in Katzenelnbogen Schäden durch Wildverbiss ein großes Problem: „Alle Setzlinge müssen geschützt werden“, betont Anja Grimm. Das geschieht entweder durch individuelle Wuchshüllen für jede einzelne Pflanze oder durch Schutzgatter. In jedem Fall ist das auch ein Kostenfaktor, der die Aufforstung verteuern dürfte.