40 Jahre ist es her, dass nach schweren Überflutungen die erste Hochwassernotgemeinschaft am Rhein entstand. Anlässlich dieses runden Geburtstags kam jüngst die die Hochwassernotgemeinschaft Rhein (HWNG) zur diesjährigen Mitgliederversammlung an einem historischen Ort zusammen: in der Barbarakirche in Braubach.
Das Jahr 2024 reiht sich in eine alarmierende Serie verheerender Hochwasserkatastrophen ein, die in Deutschland, Europa und der Welt zu erheblichen Zerstörungen und Verlusten geführt haben. Daher fordert die HWNG in ihrer Pressemitteilung in Anbetracht der wachsenden Bedrohung durch extreme Wetterereignisse langfristige Lösungen, um auf künftige Herausforderungen vorbereitet zu sein. Auch die Rheinanrainer sind gefährdet. „Das von der jetzigen Regierung geplante Hochwasserschutzgesetz III ist daher dringend notwendig und muss in der neuen Regierung schnell wieder auf die Tagesordnung kommen“, so Ulrike Franzke, Vorsitzende der HWNG.
Hochwasservorsorge ist eine Daueraufgabe
„Auch drei Jahre nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Ahrtal sitzt der Schock immer noch tief“, sagte Klimaschutzstaatssekretär Erwin Manz. „Auch wenn es keinen 100-prozentigen Schutz vor Hochwasser gibt, tun wir alle gemeinsam viel, um die Hochwasservorsorge in unserem Land und grenzübergreifend stetig zu verbessern“, und nannte als ein Beispiel die Umsetzung des Sieben-Punkte-Plans Hochwasservorsorge. „Die Hochwassernotgemeinschaft Rhein hat früh Weitsicht bewiesen, denn Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe – und er ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, so Manz.
„Für die Zukunft ist es wichtig, das Bewusstsein für Hochwassergefahren zu erhalten und auch die Gefahren von Sturzfluten im Auge zu halten.“
Heinz Scholl, Initiator und Ehrenmitglied der Hochwassernotgemeinschaft Braubach
Auch Heinz Scholl, Initiator und Ehrenmitglied der Hochwassernotgemeinschaft Braubach, machte die Relevanz, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, deutlich: „Angesichts des Klimawandels und zunehmender Extremwetterereignisse ist die Arbeit der Hochwassernotgemeinschaften notwendiger denn je. Für die Zukunft ist es wichtig, das Bewusstsein für Hochwassergefahren zu erhalten und auch die Gefahren von Sturzfluten im Auge zu halten.“
Mit 5000 Euro dotierter Hochwasserpreis ausgelobt
Unter dem Motto „Wassergewalten! – Sichtbare Zeichen von Hochwasser und Sturzfluten“ will die HWNG Rhein an die sogenannten Jahrhunderthochwasser 1993 und 1995 erinnern und den Blick für die Gefahren von Hochwasser und Sturzfluten durch Starkregen schärfen. Dazu wurde ein Hochwasserpreises 2024/2025 ausgelobt. Teilnehmende können Fotos und Videos beipielsweise von Hochwassermarken, Schutzeinrichtungen oder Spuren von Sturzfluten in der Natur einreichen. Der Hochwasserpreis ist mit insgesamt 5000 Euro dotiert. Der Startschuss für den Wettbewerb fällt Anfang 2025. Die Gewinner werden von einer Jury ermittelt und auf der Mitgliederversammlung der HWNG Rhein im kommenden Herbst bekannt gegeben. Mehr Informationen zum Hochwasserpreis gibt es bald unter www.hochwassernotgemeinschaft-rhein.de
Dass neben einer solidarischen Pflichtversicherung für Elementarschäden auch weitere Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen von Hochwasser notwendig seien, verdeutlichte Oliver Hauner vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. „Die Politik hat die Unterstützung der Versicherer für ein Gesamtpaket bestehend aus Versicherung, Prävention und Staatsbeteiligung für den Größtschadenfall. Es ist ein Gesamtkonzept für die privat-staatliche Zusammenarbeit notwendig“, wird Hauner zitiert.
Dafür müsse Klartext geredet werden, was Risiken und wirtschaftlichen Schäden betrifft, aber auch der Neubau in Überschwemmungsgebieten verboten und die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen der Länder sowie die Eigenvorsorge der Bevölkerung erheblich gesteigert werden. „Versicherung und Prävention müssen zusammenwirken, um auch in Zukunft bezahlbare Prämien zu ermöglichen.“
Wie Hochwasserwarnungen verbessert werden können
Anregungen dazu, wie die Warnung vor Hochwasser verbessert werden kann, gab Uwe Müller vom sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Wichtig seien die Sammlung aller verfügbaren Daten, die direkte Informationsverwertung und die direkte Weitergabe von Warnungen über sichere Kommunikationswege bis auf die kommunale Ebene. „Ziel ist Erhöhung der Akzeptanz durch die Vermeidung von Überwarnungen und die Hochwasserwarnung für jedermann!“, erläuterte Müller.
Die Bürgerinitiative war nach dem Doppelhochwasser 1983 als erste Notgemeinschaft am Rhein entstanden und feierte dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Das Vorstandsteam der HWNG Braubach hatte mit der Hilfe von Küster Klaus Weidkamp die Veranstaltung in der Barbarakirche organisiert und ein Rahmenprogramm zusammengestellt.