Viele Private bieten Ukrainern Unterschlupf
Flüchtende erreichen Rhein-Lahn-Kreis: Viele stellen Unterkünfte bereit
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Rhein-Lahn. Immer mehr Menschen flüchten infolge des Krieges in der Ukraine. Schutz finden viele auch im Rhein-Lahn-Kreis. Aber wie ist die Situation? Unsere Zeitung hat nachgefragt.

Einen gewissen Schwerpunkt im Rhein-Lahn-Kreis bilden offenbar die Stadt Bad Ems und ihr Umland. Das liegt nach Einschätzung von Uwe Bruchhäuser, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, daran, dass Bad Ems in Osteuropa sehr bekannt ist und hier zahlreiche Menschen leben, die aus der dortigen Region stammen. Offiziell zugewiesen seien der VG bislang zwar keine Flüchtlinge. Das heißt jedoch nicht, dass keine da sind. Im Gegenteil.

Bis Montagmittag hatte das Einwohnermeldeamt bereits 69 Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, erfasst. Bis Ende der Woche seien Termine für weitere 150 Menschen reserviert. „Viele der sich im Bereich der Verbandsgemeinde aufhaltenden Flüchtlinge haben aufgrund der erleichterten Zuzugsregeln und aufgrund familiärer Kontakte ihren Aufenthalt hier gefunden“, teilt Bruchhäuser auf Anfrage mit. „Die Erfassung dieser Personen bei der Verbandsgemeindeverwaltung sowie der Ausländerbehörde erfordert einen hohen Aufwand.“

Auch wenn offenbar etliche Geflohene bei Freunden und Verwandten untergekommen sind, ist es notwendig, auf leer stehenden Wohnraum zurückzugreifen. Die Bereitschaft, solchen bereitzustellen, ist in der Bevölkerung groß. Bislang seien der VG 77 Wohnungen oder Zimmer gemeldet worden. Bereits in 14 Fällen habe man auf diese Angebote zurückgegriffen und so dafür gesorgt, dass darin etwa 60 Flüchtlinge eine vorübergehende Bleibe gefunden haben.

Das Hilfsangebot geht offenbar über Ferienwohnungen und freie Zimmer hinaus. Im Kloster Arnstein (Gemarkung Seelbach), in dem griechisch-orthodoxe Nonnen leben, wurden nach Kenntnis der Verwaltung 13 Personen in Eigeninitiative aufgenommen. Weitere zehn Personen seien in einem Hotel in Obernhof untergekommen. Nach Kenntnis von Bürgermeister Uwe Bruchhäuser hat auch die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Bad Ems Flüchtlinge aufgenommen.

Die Koordinierungsstelle der Verbandsgemeinde (VG) Aar-Einrich teilt mit, dass zurzeit etwa 50 Geflüchtete aus der Ukraine in der VG angekommen und bereits untergebracht wurden. Meist handelt es sich um Familienangehörige mit privaten Kontakten. Insgesamt sei die Resonanz auf den Aufruf der VG, Flüchtlinge aufzunehmen, sehr groß. Es gebe sehr viele Angebote. Jessica Martin, Ansprechpartnerin in der Verwaltung: „Die Telefone laufen heiß.“

55 Menschen – die meisten Frauen mit Kindern – haben bereits in Lahnstein Zuflucht vor dem Krieg in ihrer Heimat gefunden. Fast alle sind bei Privatpersonen untergekommen, die ihren eigenen Wohnraum zur Verfügung stellen und Flüchtlinge aufnehmen. „Die Bereitschaft und Empathie sind so groß, wie ich es noch nie erlebt habe“, sagt Thomas Schneider vom Sozialamt Lahnstein.

In der VG Loreley sind 32 Personen bekannt, die auf private Initiativen innerhalb der Verbandsgemeinde Loreley untergekommen sind, bekannt. Die Art der Unterkünfte im Einzelnen reichen laut Verwaltung von Gästezimmern bis Ferienwohnungen. „Der Erstkontakt mit der Verwaltung erfolgt derzeit meist erst, wenn sich die Personen beim Einwohnermeldeamt anmelden“, schreibt die Verbandsgemeinde.

Offiziell zugewiesene Flüchtlinge vom Land oder dem Kreis gebe es bislang nicht, so die VG Nastätten auf Nachfrage. Insgesamt halten sich derzeit zwölf Menschen im Blauen Ländchen auf. Sie haben Unterkünfte in Wohnräumen gefunden, die von Privatleuten bei Hilfsinitiativen angeboten wurden.

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