Die Folgen von Dürre und Niedrigwasser spüren nicht nur die großen Binnenschiffer, die weniger Ladung übers Wasser befördern können – auch Hobby- und Sportbootfahrer. Sitzen die nämlich fest, müssen sie schauen, wo sie bleiben. So geschehen am Sonntag in Höhe von Oberlahnstein.
Das Niedrigwasser wirkt sich zunehmend auch auf die Logistik und Versorgungslage der heimischen Wirtschaft aus. Viele Binnenschiffe können derzeit nur noch mit halber Ladung fahren. Laufen sie dennoch auf Grund, ist rasch Hilfe da: Wasserschutzpolizei, THW und Feuerwehr verhindern bei solchen Havarien, dass Menschen oder Umwelt Schaden nehmen.
Für Freizeitkapitäne gibt es einen solchen „Pannenservice“ nicht – diese schmerzhafte Erfahrung machte erst am vergangenen Sonntag ein holländischer Bootsbesitzer mit seiner Frau. Deren kleines Freizeitboot kam in Höhe des Victoriabrunnens nämlich aus der Fahrrinne und fuhr sich fest. Die Wasserschutzpolizei war zwar schnell da, wirklich helfen konnten die Beamten allerdings nicht – zur großen Verwunderung des havarierten Schiffseigners. „Man sagte mir, ich müsse mir selbst Hilfe organisieren“, berichtet der.
Patrick Schneider von der zuständigen Wasserschutzpolizei in Koblenz weiß, warum die Kollegen das relativ kleine Boot nicht einfach mit einem Seil rausgezogen haben. „Sie dürfen das schlichtweg nicht mehr“, klärt der Polizeihauptkommissar auf. „Früher haben wir solche Notlagen beseitigt, doch dann gab es immer wieder Schadensersatzforderungen.“ Wurde bei der Rettungsaktion nämlich das eigene Boot beschädigt, war bei einigen Hobbykapitänen von Dankbarkeit nicht mehr viel zu spüren – sie klagten. Seitdem hat die Polizeiführung derlei Hilfsaktionen untersagt. Doch es gibt zwei Ausnahmen: „Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht oder eine Umweltkatastrophe droht, helfen wir“, versichert der Experte.
Feuerwehr, THW und Wasser- und Schifffahrtsamt verfahren genauso: Setzen Hobbykapitäne auf, müssen sie sich selbst befreien. „Auf dem Rhein gibt es weder einen ADAC noch sonst etwas vergleichbares“, macht Schneider deutlich. Doch wie kann es sein, dass jemand bei sichtbarem Niedrigwasser (wie seit Wochen herrscht) überhaupt die Fahrrinne verlässt? Immerhin ist diese mit Fahrwassertonnen markiert. „Meist ist es die mangelnde Ortskenntnis“, berichtet der Hauptkommissar. Auch im Fall vom Sonntag: Der Bootführer aus den Niederlanden kannte das Revier nicht. Die Kollegen hätten ihr möglichstes getan, und dem Kapitän noch Tipps gegeben, versichert Schneider. „Letztlich ist aber der Bootseigner selbst verantwortlich dafür, dass sein Boot wieder frei kommt.“
Übrigens: Dem leichtfertigen Bootsbesitzer aus den Niederlanden ist ein anderer Freizeitkapitän zur Hilfe geeilt: Mit Hilfe eines Seils konnte sich das Boot binnen weniger Minuten von der Sandbank befreien – Schäden am Boot blieben dem Vernehmen nach aus.