Landesstraße bei Braubach
Fels, Fräsen, Vollsperrung: Das passiert an der L335
Tonnenweise Fels muss für eine eine harmonische Streckenführung entlang der L335 abgetragen werden. Seit Juli ist Straße für den Verkehr voll gesperrt, bis sie wieder freigegeben werden kann, wird noch einige Monate dauern.
Mira Zwick

Zwischen Braubach und Dachsenhausen wird die L335 unter Vollsperrung saniert. Tonnenweise harter Fels, Bachverrohrungen, ein neuer Schmutzwasserkanal: An vielen Stellen wird parallel gearbeitet. Wir haben uns auf der Baustelle umgeschaut.

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Sie ist seit bald neun Monaten gesperrt, und noch mindestens ein Vierteljahr müssen Autofahrer Umleitungen in Kauf nehmen, wenn sie von Braubach nach Dachsenhausen oder umgekehrt fahren wollen. Denn so lange wird die wichtige Verbindungsstraße – die L335 – zwischen dem Mittelrheintal und den Höhengemeinden für den Verkehr voll gesperrt bleiben. Die kurvenreiche Strecke, die in einem schlechten Zustand war, wird komplett saniert, der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Diez arbeitet gerade am Lückenschluss der beiden bereits sanierten Teilabschnitte. Unsere Zeitung war auf der Baustelle zu Besuch und hat sich über den aktuellen Stand der Arbeiten informiert.

L335 wird saniert und Straßenführung harmonisiert

Der rund 2,6 Kilometer langer Bauabschnitt, der von den bereits 2014 sowie 2021/22 sanierten Streckenabschnitten eingerahmt wird, war zuletzt in keinem guten Zustand, der Asphalt Flickwerk, übersät mit vielen Schlaglöchern, auf sich angenehm abwechselnde Kurven folgten überraschend enge Kurven, und das bei relativ engen Straßenverhältnissen. Spiegelunfälle waren keine Seltenheit. Nach Fertigstellung des letzten Bauabschnitts wird dies Geschichte sein. Verbesserung der Kurvenradien für eine harmonische Streckenführung und teilweise Straßenverbreiterungen auf minimum 6,5 Meter Fahrbahnbreite, in den Kurven noch mehr, werden künftig für ein neues Fahrerlebnis auf der L335 sorgen. Und auch wenn schon viel geschafft wurde und sich LBM-Leiter Benedikt Bauch über den Fortschritt an der Baustelle zufrieden zeigt, so ist noch einiges zu tun, bis die Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden kann.

Alte Bordsteine türmen sich mehr als mannshoch am Fahrbahnrand. Sie müssen nicht abtransportiert und entsorgt werden, sondern werden an Ort und Stelle gesammelt, zerkleinert und wieder in den Straßenunterbau eingebaut, erklärt Benedikt Bauch.

Für bessere Kurven wird Fels abgetragen

Hinter der nächsten Kurve liegt ein Berg mit Gestein und Geröll. Rund 10.000 Kubikmeter Fels werden in den Kurvenbereichen weggefräst, um eine harmonische Streckenführung umzusetzen. Ein Bagger mit einer Anbaufelsfräse steht auf einer Rampe und fräst Zentimeter für Zentimeter den Fels weg – alles vorab von einem Geologen voruntersucht, Neigungswinkel et cetera werden den Bodenverhältnissen entsprechend festgesetzt, eingemessen und digital kartiert. Mittels einer aufgestellten Vermessungsstation weiß so der Baggerführer genau, wie das Gelände dort später aussehen soll. „85 Prozent des Felsabtrags sind bereits erfolgt“, schätzt der LBM-Leiter. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich der Fels nicht überall so dargestellt hat, wie die Voruntersuchungen es ergeben haben, und dementsprechend die Planungen noch mal überarbeitet werden mussten. „Dabei war viel Nachprofilierung notwendig, was uns zusätzliche Zeit gekostet hat“, sagt Bauch. Die gute Nachricht ist jedoch, dass ein großer Teil des abgetragenen Felses auch wieder auf der Baustelle verwendet werden kann. Mit einem Bagger mit Siebschaufel wird das Gestein vom übrigen Boden getrennt, das feste Material mit Kalk und Zement vermischt und zur Verbesserung der Tragfähigkeit in den Straßenkörper eingebaut oder in den Banketten zur Profilierung des Geländes genutzt.

Verbandsgemeindewerke verlegen neuen Schmutzwasserkanal

Entlang der Strecke erinnern nur noch Schächte und wenige Gräben – teils bis zu fünf Meter tief – daran, dass auch die Verbandsgemeindewerke Loreley im Zuge der Maßnahme auf der Baustelle mitwirkte und ein Leerrohr sowie einen Schmutzwasserkanal verlegte, der Dachsenhausen und perspektivisch auch Hinterwald mit der Gruppenkläranlage Lahnstein-Braubach verbindet. Die Arbeiten sind weitestgehend abgeschlossen, berichtet Benedikt Bauch, und erzählt, dass diese aufwendiger waren als erwartet, da der Fels in der Tiefe teils sehr hart ist und damit erheblich aufwendiger, ihn abzutragen.

Andernorts wurde mit dem Einbau des Geogitters bereits partiell begonnen. Es verbessert die Tragfähigkeit der Straße und bewahrt sie davor, zum Tal hin abzurutschen. Über weite Strecken ist bergseitig schon eine Sickerleitung verlegt – ein oben geschlitztes Rohr, in dem das Regenwasser aufgefangen und etwa alle 50 Meter unter der Straße zum Tal geleitet wird. Beim Gang über die Baustelle wird deutlich: Es ist einiges zu tun. Immer wird an drei bis fünf Stellen parallel gearbeitet. Das ist auch in Anbetracht der riesigen Erdmassen, die abgetragen, transportiert, aufgearbeitet und an anderer Stelle wieder eingebaut werden, eine  logistische Herausforderung – ganz besonders dann, wenn sich das Erdreich dann doch anders darstellt als erwartet.

Ob Zeitplan gehalten werden kann, ist ungewiss

Benedikt Bauch gibt abschließend der Baustellenbegehung einen Überblick: Schätzungsweise 250 Meter des Schmutzwasserkanals der VG-Werke müssen noch verlegt werden, drei Bäche kreuzen die L335 in diesem Streckenabschnitt, ein Durchlass ist bereits fertiggestellt, die übrigen folgen, 85 Prozent des Felsabtrags ist bereits erledigt, die Sickerleitungen sind überwiegend verlegt, erste Bordanlagen sind bereits gesetzt. Bis die Straße wieder befahrbar ist, wird es noch ein paar Monate dauern – vermutlich länger als geplant, räumt Bauch ein. Auf einen genauen Termin kann er sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht festlegen, „mit einer geringfügigen Verzögerung ist zu rechnen“.

Dachsenhausen wird an Gruppenkläranlage Lahnstein-Braubach angeschlossen

Die Verbandsgemeindewerke (VGW) Loreley verlegen im Rahmen dieser Maßnahme ein Leerrohr sowie einen Schmutzwasserkanal, um damit die Vorraussetzung für eine Anbindung der Ortslage Dachsenhausen an die Gruppenkläranlage Lahnstein-Braubach zu schaffen. Perspektivisch soll die Kläranlage in Dachsenhausen zurückgebaut werden. Auch der Braubacher Ortsteil Hinterwald soll zukünftig über Dachsenhausen an die Kläranlage Lahnstein-Braubach angeschlossen werden. Aktuell wird das Schmutzwasser noch vor Ort in einer Pflanzenkläranlage geklärt. Über eine Schmutzwasserpumpe, die in einer Pumpstation gebaut werden soll, soll dann das Abwasser nach Dachsenhausen gepumpt und von dort ebenfalls in die Gruppenkläranlage im Tal geführt werden, erläutert Mike Weiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley.

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