Besteht in Bad Ems noch Hoffnung auf bessere Radverkehrsbedingungen? Diese Frage stellt sich Mario Pott, stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland im Kreisverband Rhein-Lahn/Westerwald. Er ruft dazu auf, dass sich Bürger am ADAC-Klimatest beteiligen, der die Attraktivität für Radfahrer im Städtevergleich misst. Bis zum Ende des Monats November kann man daran teilnehmen. Im Jahr 2020 hatte Bad Ems erstmalig mit 54 Teilnehmern die Mindestanzahl erreicht, um bei dem von Bundesverkehrsministerium geförderten Vergleich ausgewertet und bewertet zu werden. Das Ergebnis war sehr schwach, denn es gab eine Schulnote 4,3 (noch ausreichend). Bad Ems rutschte beim Ergebnis des Jahres 2022 noch weiter auf 4,6 (mangelhaft) ab. Bad Ems ist 2022 in der Klasse der Städte bis 20.000 Einwohner auf Platz 462 von 474 gelandet.
Es sind allerdings Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs in die Hand genommen worden. Mario Pott vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte 2021/22 einige Gespräche unter anderem mit Stadtbürgermeister Oliver Krügel sowie der Verkehrsbehörde und Vertretern des Bauhofes. Es wurden teilweise Ortsbefahrungen vorgenommen. Positiv vermerkt Mario Pott, dass in weiteren Stadtstraßen die zulässige Höchstgeschwindigkeit angepasst wurde, sodass die Radfahrer sicherer auf der Fahrbahn mitfahren können. Außerdem wurden einzelne Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr freigegeben (so etwa in der Gartenstraße). Fehlende Schilder und Markierungen seien zudem angebracht worden. Baustellenumleitungen für Radfahrer seien besser und offensichtlicher aufgestellt worden. „Das alles ist schon über zwei Jahre her und seitdem ist leider nichts Wesentliches mehr passiert“, gibt Mario Pott aber zu bedenken. Es gebe noch viele Ansatzpunkte zur Verbesserung.
Etliche Defizite für Radfahrer aufgezeigt
Zu den einzelnen Testergebnissen macht der stellvertretende VCD-Kreisvorsitzende deutlich, wo es besonders hapert. Die größten Einzeldefizite (Noten 5,0 bis 5,4) wurden bei der Werbung sowie eher negativen Medienberichten über den Radverkehr, fehlende Leihfahrräder, einer zu geringen Breite der Radwege (5,2), fehlenden Falschparkerkontrollen auf Radwegen (5,2) und einem fehlenden Winterdienst (was auch die Beseitigung von Laub angeht) auf Radrouten (5,1) festgestellt. Schwache Resultate wurden bei Ampelschaltungen für Radler, der Oberfläche der Fahrbahnen (jeweils 5,0) und den Abstellanlagen (4,8) erzielt. Die besten Einzelwertungen wurden für eine geringe Diebstahlquote (3,2), die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,3), ein zügiges Radfahren und Radfahren für Jung und Alt (je 3,8) sowie die Fahrradmitnahme im ÖPNV (3,9) erteilt.
Die einzelnen Kriterien zeigen für den Verkehrsclub direkt, wo ein besonderer Handlungsbedarf besteht. „Wir sehen hier neben den genannten großen Defiziten auch noch die Verbesserung der Radabstellanlagen sowie eine allgemeine Fahrradförderung und eine Verbesserung der Akzeptanz aller Verkehrsteilnehmer untereinander“, fasst der VCDler Mario Pott zusammen. Als Negativbeispiel für schlechte Abstellplätze für die Zweiräder nennt er die Anlage am Bahn-Haltepunkt Bad Ems West.
Es gibt noch viel zu tun.
Mario Pott, stellvertretender Kreisvorsitzender des VCD, zu der Lage für Zweiradfahrer in Bad Ems
„Es gibt noch viel zu tun, sogar die Gutachter des in Aufstellung befindlichen Bad Emser Verkehrskonzeptes haben bei ihrer Zwischenergebnispräsentation im Dezember 2023 den Radverkehr als das relevanteste Potenzial zur Verbesserung der Mobilität in der Stadt gesehen“, ergänzt Mario Pott. Der VCD Rhein-Lahn-Westerwald will dem Bürgermeister die Einzelergebnisse des Fahrradklimatestes 2022 zusenden und ihn auffordern, die Situation für Radfahrer weiter zu verbessern, sowie ihn animieren, auch am aktuell laufenden Fahrradklimatest 2024 teilzunehmen. Noch bis 30. November kann die Attraktivität von Bad Ems, ebenso Nassau und allen Gemeinden in der VG BEN, dem Kreis sowie dem Land anhand konkreter Fragen bewertet werden. Mitmachen kann man unter: https://fahrradklima-test.adfc.de / und zeigen, wo man Stärken und Schwächen im Radverkehr sieht.