Europäischer Wettbewerb
Europa zu Gast in Limburg
Die 15-jährige Emma Weil beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Gefahr durch "Trolle"
Rita Schulz

Von Trollfabriken über Deepfake bis hin zu Geopolitik. Die Teilnehmer des 72. Europäischen Wettbewerbs wissen, wo Europa der Schuh drückt.

Großer Andrang an der Adolf-Reichwein-Schule in Limburg. Die hessische Landes-Jury, bestehend aus 20 Experten, die aus ganz Hessen angereist waren, begutachteten 2.000 Werke von über 5.000 Schülern, die sich für die Bundesebene des Wettbewerbs qualifizieren wollten. Während einer Vernissage am 13. Februar wurden die besten Arbeiten aus Hessen präsentiert. Die Beiträge in Form von Bildern, Collagen, Podcasts, Kurzfilmen und Texten setzen sich mit dem diesjährigen Thema „Wie kann ein Leben in Freiheit und Sicherheit in Europa gestaltet werden?“ auseinander. Eine Woche lang bewertete die Landesjury die Beiträge.

„Die Bewertung erfolgt nach verschiedenen Kriterien, darunter internationaler Bezug, Europabezug, Kreativität und Quellenarbeit. Die Schüler haben die Möglichkeit, ihre Arbeiten als Text, in medialer Form oder als Kunstwerk einzureichen, was die Vielfalt und Kreativität des Wettbewerbs unterstreicht“, erklärt Roland Gawinski, Landesbeauftragter für den Europäischen Wettbewerb in Hessen.

Beiträge mit großem Aktualitätsbezug

Eine Arbeit, die es in die Endauswahl geschafft hat, ist das Gedicht „Zusammen mutig sein“ von Letizia Kierdorff. Sie ist Schülerin einer neunten Klasse der Ricarda-Huch-Schule Dreieich. Es thematisiert Zivilcourage und den inneren Kampf zwischen Angst und Mut. In eindringlichen Versen wird die Geschichte eines Jungen erzählt, der Opfer von Gewalt wird, während die Menschen um ihn herum schweigen – bis eine Person den Mut findet einzugreifen. Die Botschaft: Mut ist ansteckend.

Ein Beitrag mit großem Aktualitätsbezug, der sich kreativ mit Möglichkeiten der Desinformation befasst, ist ein Podcast in Form eines Interviews mit Olaf Scholz. In diesem äußerte der Bundeskanzler allerlei wirre und kuriose Dinge. Am Ende des Podcasts gestehen die Schüler, dass das Interview mit Deepfake-Technologie gefälscht wurde, also durch eine künstliche Intelligenz, die die Stimme des Kanzlers täuschend echt imitierte und ihm falsche Aussagen in den Mund legte. Das Interview hatte es nie gegeben.

Die 12-jährige Johanna Hanke sieht Europa als schützenswertes Pflänzchen.
Rita Schulz

Ebenfalls in diese Richtung wies die Arbeit der 15-jährigen Emma Weil vom Georg-Büchner-Gymnasium Bad Vilbel. Giftgrüne Trolle und blutrote Würmer attackieren auf ihrem Bild eine junge Internetnutzerin. Weil wünscht sich ein europäisches Schutzschild für junge User. Grundsätzlicher rekurriert das Bild der 12-jährigen Johanna Hanke, Schülerin der St.-Angela-Schule Königstein, auf die Bedrohungen, denen Europa ausgesetzt ist. „ In meinem Bild stelle ich Europa als Fantasiepflanze dar, welche von einer Glasglocke, die die Pflanze vor den Gefahren dieser Welt abschirmt, umgeben ist. In der Pflanze sind die Eigenschaften Liebe, Gesetze, Freiheit, Zusammenhalt und Vielfalt vereint. Die bunten Farben der Pflanze drücken die Fröhlichkeit Europas aus, sie ist das Einzige in einem dunklen Raum, das Farbe hat“, erklärte die Prämierte selbst zu ihrem Bild. „Die Schülerin hat die Rechtsstaatlichkeit durch einen Stängel in Form eines Paragrafenzeichen und die Liebe durch eine Blüte in Herzform dargestellt. Die schwarzen Raupen, die von außen versuchen, die Pflanze zu zerstören, symbolisieren Hass und Ignoranz“, erläutert Jurorin Liane Endrigkeit-Ecker von der Europaschule Gladenbach.

Sahar Ali sieht Europa als schützende Hand.
Rita Schulz

Im Oberstufenmodul reichte die 19-jährige Sahar Ali der Karl-Kübel-Schule aus Bensheim einen eher düsteren Beitrag ein. „Die europäische Hand schwebt über der Welt und versucht, ihr Stabilität zu geben, kämpft jedoch gegen eine Übermacht, die droht, die Welt ins Ungleichgewicht zu stürzen“, interpretiert Jurorin Meike Wipfler-Quiring das Kunstwerk.

Die besten Arbeiten werden an die Bundesjury weitergeleitet, die im März 2025 die Bundes-Preisträger im Schleswig-Holsteinischen Rensburg kürt.

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