Bea Vogt, Rainer Dämgen und Gerhard Stubig kümmern sich um die Koordination der rund 40 ehrenamtlichen Helfer. Vonseiten der evangelischen Kirche sind Gerhard Stubig für das NFS-System Rhein-Lahn und Bea Vogt für den Bereich Westerwald zuständig. Rainer Dämgen vertritt die katholische Seite und leitet gemeinsam mit Bea Vogt die Ausbildung für beide Systeme.
130 Einsätze im vergangenen Jahr
Im Gespräch werben Dämgen und Vogt dafür, sich in der Notfallseelsorge zu engagieren, einem Dienst, der fordernd und sinnstiftend zugleich ist. Am Montag, 26. Februar kommenden Jahres, beginnt der neue NFS-Grundkurs; noch bis Ende des Jahres können sich Interessierte dazu anmelden.
130-mal sind die ehrenamtlichen Helfer im vergangenen Jahr ausgerückt – ungefähr so oft wie in den Jahren zuvor, sagt Bea Vogt: „Trotzdem wird die Situation herausfordernder. Denn den Ehrenamtlichen mangelt es zunehmend an Zeit.“ Nicht alle Arbeitgeber seien bereit, Leute während des Bereitschaftsdienstes freizustellen. Um das abzufedern, wollen die beiden Systeme im Rhein-Lahn-Kreis und im Westerwaldkreis künftig noch enger zusammenarbeiten. Aber es braucht eben auch mehr Menschen, die sich in der NFS engagieren.
Innere Stabilität gefragt
Besondere Qualifikationen sind dafür nicht nötig. Neben dem Führerschein kommt es vor allen Dingen auf die innere Stabilität an, so Vogt: „Man sollte empathisch sein; offen über das sprechen können, was die Seele belastet, aber auch in der Lage sein, einen Einsatz hinter sich zu lassen.“ Denn die Einsätze kosten Kraft sowohl körperlich, wenn man schon mal lange an der Autobahn in der Kälte stehen muss, als auch seelisch. „Unsere Aufgabe ist, Menschen in Ausnahmesituationen beizustehen. Wir leisten Erste Hilfe für die Seele und sind da, wenn für andere eine Welt zusammenbricht“, fasst Vogt zusammen.
Besonders oft werden die Notfallseelsorger beim häuslichen Tod, zum Überbringen einer Todesnachricht oder bei Suizid gerufen. So herausfordernd manche Einsätze auch sind: Die Notfallseelsorger lassen sich gegenseitig nicht alleine. Neben dem Diensthabenden vor Ort gibt es einen zusätzlichen Hintergrunddienst, der zu Hilfe kommt, wenn es die Situation erfordert.
Eine gute Gemeinschaft
„Die Notfallseelsorger sind in ein stabiles System und eine gute Gemeinschaft eingebunden, zu der die Einsatznachbesprechung ebenso gehört wie die regelmäßige Supervision und eine fundierte Ausbildung“, sagt Rainer Dämgen. Die beginnt am 26. Februar mit dem nächsten Grundkurs der Notfallseelsorge. „Der Grundkurs umfasst rund 140 Stunden“, erklärt Dämgen. Zu Beginn gibt es ein Vorgespräch mit Interessierten. „Währenddessen schauen wir, ob’s passt: Wir möchten wissen, warum jemand bei uns mitarbeiten möchte und ob die Person teamfähig ist. Denn die Gemeinschaft ist in unserem Dienst unglaublich wichtig: Wir müssen uns aufeinander verlassen können und Hand in Hand arbeiten – auch ohne große Worte“, unterstreicht der Ausbilder.
Dann beginnt eine Intensivwoche. „Währenddessen sprechen wir beispielsweise darüber, wie Menschen mit Tod und Trauer umgehen; es geht um Selbstfürsorge oder um die Strukturen der NFS. Außerdem stellen wir Einsätze mit Rollenspielen nach“, erläutert Vogt. Nach der Woche folgen kürzere Seminare sowie Praktika und Hospitationen. Die gesamte Ausbildung folgt einem bundeseinheitlichen Lehrplan und dauert etwa ein Jahr. An deren Ende werden die neuen Helferinnen und Helfer in einem feierlichen Gottesdienst in den Dienst eingeführt. Für das neue ehrenamtliche NFS-Leitungsteam ist dieser Segen wichtig und weit mehr als ein feierlicher Akt: „Wir arbeiten im Auftrag Gottes, der das Leben liebt“, sagt Dämgen. „Er gibt mir Kraft, das auszuhalten, was kaum auszuhalten ist.“
Nicht mehr und nicht weniger. Denn jeder Einsatz sei anders. „Und oft ist es gut und richtig, Menschen ohne große Worte oder gar gut gemeinte Ratschläge einfach beizustehen“, so Dämgen: „Wofür mache ich das? Für den Satz: Danke, dass Sie da waren. Menschen helfen – da, wo sie es brauchen. Darum geht es in unserer Arbeit. “red
Mehr Infos und Anmeldung (bis 31. Dezember) zum nächsten Grundkurs für Interessierte aus dem Rhein-Lahn-Kreis unter der Telefonnummer 02663/968.210.