Kein Radelspaß im Aartal
Erhöhte Sicherheit: „Fahr zur Aar“ 2025 abgesagt
Nach einer dreijährigen Corona-Pause hatte "Fahr zur Aar" gerade wieder Fahrt aufgenommen. Jetzt erhält der autofreie Tag im Aartal aufgrund der aktuell erforderlichen Sicherheitsanforderungen wieder einen Dämpfer.
Uli Pohl

Die vor allem bei Familien beliebte Veranstaltung „Fahr zur Aar“ muss in diesem Jahr abgesagt werden, weil die Anforderungen an das Sicherheitskonzept entlang der 39 Kilometer langen Strecke nicht umgesetzt werden können.

Die Veranstalter, die Verbandsgemeinden Aar-Einrich und Diez, der Rheingau-Taunus- und der Rhein-Lahn-Kreis sowie die Bürgermeister der Kommunen im Aartal bedauern es: Der autofreie Sonntag „Fahr zur Aar“, in diesem Jahr für den 25. Mai geplant, muss abgesagt werden. Während der Vorbereitung wurde deutlich, dass für die Veranstaltung erhöhte Sicherheitsanforderungen notwendig sind. „Nach intensiven Bemühungen der Veranstalter und aller beteiligten Kommunen, den autofreien Sonntag auf sichere Füße zu stellen, wurde klar, dass die bisherige Veranstaltung mit den gestiegenen Anforderungen in diesem Jahr logistisch und finanziell nicht zu stemmen ist.“ Das teilen die Veranstalter in einem offiziellen Pressebericht mit. Darin heißt es weiter: „Wie die Zukunft von ,Fahr zur Aar’ aussieht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, nachdem alle Beteiligten beraten haben, alternative Lösungen zu finden.“ Das heißt, die Perspektiven von „Fahr zur Aar“ sind bis auf Weiteres offen.

Bisher nur bei Corona pausiert

Mit dem autofreien Tag im Aartal legten die Veranstalter dies- und jenseits der Landesgrenze zu Hessen einen Grundstein für eine touristische Vermarktung des Aartals. Mit „Fahr zur Aar“ war ein wichtiger Werbeträger für den Fremdenverkehr zwischen Diez und Taunussstein/Wiesbaden fest installiert. Seit 2001 lockte der autofreie Tag immer am letzten Wochenende im Mai Tausende Besucher auf die 39 Kilometer lange Strecke zwischen Diez und Taunusstein-Bleidenstadt. Nur in drei Corona-Jahren musste „Fahr zur Aar“ pausieren. Jetzt sind die Gründe jedoch anders gelagert, erhöhte Sicherheitsanforderungen führten zur Absage.

Auf der Internetseite von „Fahr zur Aar“ werden die Hintergründe erläutert. Die Veranstalter hatten die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der jüngsten Anschläge mit Fahrzeugen wie in München oder Magdeburg bereits überarbeitet. Die aktualisierten Maßnahmen aus 2024 an der B54 hätten jedoch nach Ansicht der Polizei nicht ausgereicht. Eine Gefährdung der Teilnehmer durch gewaltsames Eindringen von Fahrzeugen in eine Menschenmenge hätte nicht verhindert werden können. In einem Austausch mit den Bürgermeistern, dem Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises und den Ordnungsbehörden sei deutlich geworden, „dass die Sicherung der 39 Kilometer langen Strecke angesichts der vielen Zufahrten, Waldwege und der damit verbundenen Absicherung durch Lkw nicht gewährleistet sei“.

Mindestens Zwölftonner zur Absperrung

Um die Strecke abzusichern, hätten alle Zufahrten entlang der B54 gesperrt werden müssen. Die Polizei habe jedoch davon abgeraten, Betonklötze und nicht zertifizierte Terrorsperren zu verwenden, da trotz der Rückhaltefunktion größere Schäden möglich gewesen wären. Zudem hätten die Zufahrten für Rettungskräfte bei Bedarf geöffnet werden müssen. Um eine sichere Sperrung umsetzen zu können, hätten dort große Fahrzeuge – mindestens Zwölftonner – stehen müssen. Dies konnte logistisch und finanziell nicht geleistet werden.

Eine erste Einschätzung einer erhöhten Anschlagsgefahr erfolgte durch die Polizeidirektion Rheingau-Taunus, gestützt durch die Abteilung Staatsschutz beim Polizeipräsidium Westhessen. Zwar hätten laut Staatsschutz keine besonderen Gefährdungsmomente oder regionalen Erkenntnisse zu „Fahr zur Aar“ vorgelegen, „dennoch bestehe aber eine grundsätzliche Gefährdung beispielsweise durch nicht kalkulierbare Handlungen von geistig verwirrten Einzeltätern oder psychisch kranken Personen“.

Da die Verantwortung für das Sicherheitskonzept bei den Veranstaltern bis hin zur persönlichen Haftung liege, „hätten sich alle Beteiligten im Aartal mit großem Bedauern entschieden, die Veranstaltung in diesem Jahr abzusagen“. Vonseiten der Verbandsgemeinde Aar-Einrich äußerte Bürgermeister Lars Denninghoff ebenfalls sein Bedauern: „Die Verantwortung liegt bei den Veranstaltern. Es ist schade, dass ,Fahr zur Aar’ abgesagt wurde, aber wir müssen es hinnehmen.“

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