Altes Bundeswehrgebäude wird neuer Standort
Entlastung fürs Haus Eberhard: Archiv der Stadt Diez zieht in alte Bundeswehrkaserne
Der Erste Beigeordnete der Stadt Diez, Marco Rosso (links), und Museumsdirektor Alfred Meurer schauen sich im Haus 11 im Wilhelm-von-Nassau-Park gemeinsam ein Fotoalbum aus der historischen Spielmann-Bibliothek an. Fotos: Johannes Koenig
Johannes Koenig

Bewegung im Haus 11 im Diezer Wilhelm-von-Nassau-Park: Die neue Bleibe für das ehemalige Stadtarchiv nimmt Gestalt an. Die ersten beiden mit Archivalien bestückten Räume präsentierten der Erste Beigeordnete der Stadt, Marco Rosso, und der Direktor des Museums im Diezer Grafenschloss, Alfred Meurer. Allerdings muss das in die Jahre gekommene ehemalige Kasernengebäude selbst noch grundsaniert werden, bevor es die städtischen Sammlungen aufnehmen kann.

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Die Gründe für den anstehenden Umzug liegen jedoch auf der Hand: „Haus Eberhard ist überlastet und knallvoll mit Archivalien“, betont Alfred Meurer. Schon seit Jahren beschäftigt daher die dringend nötige Sanierung des historischen Gebäudes die Diezer Stadtpolitik. Wegen des baufälligen Zustands ist Haus Eberhard inzwischen für Kulturveranstaltungen und Ausstellungen gesperrt. Die Stadt hält daher schon seit einiger Zeit Ausschau nach geeigneten Fördertöpfen. Als Kulturdenkmal und Teil der Denkmalzone Altstadt kommen vielleicht Mittel aus dem Denkmalschutz infrage, lautete da eine Überlegung der Verwaltung.

„2021 gab es mal eine Kostenschätzung von 150 000 Euro.“

Vermutlich wird die Sanierung von Haus 11 teurer, vermutet Marco Rosso.

Ein bereits im Dezember 2022 entdeckter Tropfwasserschaden erhöhte den Handlungsdruck weiter. Die in dem betroffenen Zimmer zuvor untergebrachte Spielmann-Bibliothek ist nun im Haus 11 angekommen und wird gerade in die Regale eingeräumt. „Dabei lassen wir bewusst Platz für weitere Bücher“, so Meurer. Ganz anders die Praxis im Haus Eberhard, dort wurden die Regalfächer mit Doppelbuchreihen bestückt. Erst wenn das Archiv ausgelagert wurde, kann dort die Sanierung beginnen. Bevor es so weit ist, muss aber erst einmal Haus 11 auf Vordermann gebracht werden. „Mit einem Eimer Farbe ist es da nicht getan“, betont Meurer.

Im Februar fand daher auch eine Ortsbegehung von Haus 11 statt. Dabei wurden unter anderem Schäden am Dach, der Fassade, im Keller und am äußeren Mauerwerk festgestellt, aber für eine erste Aufstellung von Sanierungsschritten noch nicht berücksichtigt. Laut den Notizen muss eine Nutzungsänderung beantragt werden. Bisher wurden die Räume unter anderem für Büros sozialer Einrichtungen und von der Kleiderkammer des Willkommenskreises genutzt. „Die meisten ehemaligen Mieter sind seit dem Frühjahr raus“, erzählt Marco Rosso. Als Eigentümerin hatte die Stadt seit etwa 2022 damit begonnen, Kündigungen auszusprechen. „Der letzte Mieter zieht Ende des Jahres aus.“

Bis auf einen verbliebenen Mieter sind Erd- und Obergeschoss des Gebäudes bereits geräumt. Sanierung und Umbau werden allerdings umfangreich.
Johannes Koenig

Außerdem musste geklärt werden, ob die Decken im Erd- und Obergeschoss die Last der mit Archivalien bestückten Regale tragen können. Dazu war offenbar auch schon ein Statiker an Ort und Stelle, der wohl für einen kleineren Teil des Obergeschosses, welches über einem offenen Kellerbereich steht, weitere Stütz- und Verstärkungsmaßnahmen empfahl. Mit seinen zwei Etagen sowie Keller und Dachstuhl bietet das Gebäude aber gar nicht mal so viel Platz. „Das Archiv wird das Haus daher komplett in Beschlag nehmen“, sagt Rosso voraus. Besonders da es mit Archivräumen allein nicht getan ist. „Wir brauchen zum Beispiel auch eine Art Ambulanz, also Arbeitsräume, in denen die Archivalien gereinigt und vorbereitet werden.“

Weitere Maßnahmen sind die Schaffung eines Brandschutz- und Einbruchssicherungssystems sowie eines WLAN-Empfangs in allen Räumen. Die Elektrik muss überprüft und zum Beispiel mit Steckdosen für weitere Lampen erweitert werden. Auch Heizung und Wasserleitungen müssen unter die Lupe genommen werden. Um mögliche Wasserschäden zu vermeiden, sollte man zum Beispiel nicht benötigte Leitungen stilllegen. Hinzu kommen Renovierungen von Oberflächen, Wänden, Decken und der Fenster. „Das sind keine Arbeiten fürs Ehrenamt“, betont Alfred Meurer. „Die Stadt wird Gewerke an Firmen vergeben müssen.“ Und wie viel kostet das? „2021 gab es mal eine Kostenschätzung von 150.000 Euro“, sagt Rosso. Das wird aber vermutlich nicht reichen.

Ursprünge der Spielmann-Bibliothek
„Karl Spielmann war im 19. Jahrhundert Historiker und Fotograf “, ordnet Alfred Meurer die Ursprünge der Diezer Spielmann-Bibliothek ein. „Als seine Erben den Nachlass der Stadt stifteten, machten sie zur Bedingung, dass dieser katalogisiert wird.“ Und tatsächlich brachte die Stadtbibliothek Diez 1927 den Katalog im Eigenverlag der Stadt heraus. Exemplare sind heute noch für relativ kleines Geld im antiquarischen Fachhandel erhältlich. joa

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