Ob in Lahnstein, im Raum Diez oder auch im Einrich: Der Energieversorger Süwag aus Frankfurt-Höchst ist im Rhein-Lahn-Kreis tief verwurzelt. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit, wenn es um die aktuellen Geschäftszahlen geht, die nun anlässlich der jüngsten Hauptversammlung vorgestellt wurden. Demnach stieg der Jahresüberschuss des Energieversorgers von 132 Millionen im Jahr 2023 nun für 2024 auf 161 Millionen Euro. „Der Erfolg ermöglicht eine Stärkung der Eigenkapitalbasis und eine gleichbleibende Dividende in Höhe von 1,50 Euro“, betont er Vorstand.
Weitere gute Nachrichten sind die Anstiege bei den Investitionen von 252 auf 277 Millionen Euro und bei der Mitarbeiterzahl von 2085 auf 2418. Das sei ein „starkes und profitables Wachstum“, lautete die Einordnung beim begleitenden Pressegespräch zu den neuen Geschäftszahlen. Ein Schwerpunkt bei den Investitionen bildet der Ausbau der digitalen Netze. Das geschieht anderem unter mit intelligenten Ortsnetzstationen, sogenannten DigiONS. Diese sind entweder digital steuerbar oder können zumindest aus der Ferne durch Sensormessungen beobachtet werden, was den Servicetechnikern zukünftig manche Fahrt ersparen dürfte. Rund 248 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr in den digitalen Ausbau investiert. Bis 2029 sollen es über 1,2 Milliarden Euro sein. „Unser Ergebnis unterstreicht, dass wir mit unserer Strategie den richtigen Kurs eingeschlagen haben“, betont Süwag-Vorstand Markus Coenen. „Noch nie zuvor haben wir so viel in den Ausbau und die Digitalisierung der Infrastruktur in unserem Netzgebiet und damit in nachhaltiges Wachstum investiert.“
Kommunen schlagen Süwag-Aktien aus
Aber wie sieht es konkret mit Investitionen im Rhein-Lahn-Kreis aus? Neben der bereits erwähnten Umrüstung der alten, konventionellen Trafostationen auf DigiONS sollen laut Süwag-Pressestelle auch die bereits vorhandenen Mittel- und Niederspannungsnetze erneuert und verstärkt werden. „So zum Beispiel bei der Ortsnetzverkabelung in der Gemeinde Oberwies oder der Ertüchtigung der 20-Kilovolt-Kabelstrecke im Zuge des Ausbaus der B260 zwischen dem Abzweig Friedrichssegen und Fachbach.“ Für Aufsehen in der Region sorgte außerdem die vor wenigen Wochen von den jeweiligen Stadträten genehmigte Fusion der Stadtwerke Diez mit der Energieversorgung Limburg (EVL). Denn die Stadt Diez führte auch Gespräche mit der Süwag. Mit dieser ist die Stadt durch das gemeinsame Unternehmen Stromnetz Diez GmbH & Co. KG verbunden. Letztlich entschied man sich für das Angebot der EVL, aber auch da ist die Süwag involviert: „Als Anteilseigner sind wir in die Entscheidungsprozesse der EVL eingebunden“, bestätigt Süwag-Pressesprecher, Hans Reimann. „Wir begleiten die geplante Fusion konstruktiv.“
Als ein weiterer Schritt, den Energieversorger in der Region weiter zu verankern, hatte die Süwag bereits im Jahr 2023 Kommunen im Rhein-Lahn-Kreis angeboten, Süwag-Anteile zu erwerben. Diskutiert wurde die Offerte unter anderem auch im Katzenelnbogener Stadtrat, der aber schließlich dankend abwinkte. Schon früher Anteile erworben hatten dagegen die Bäderbetriebe der Stadt Lahnstein mit insgesamt 0,532 Prozent. Mehrheitseigentümer mit über 77 Prozent ist die E.ON Beteiligungsholding GmbH. Hatte 2023 noch geworden aber jemand „zugeschlagen“ und weitere Anteile erworben? „Mehrere Kommunen im Rhein-Lahn-Kreis haben Interesse am Erwerb von Süwag-Aktien gezeigt“, erklärt Reimann. „Aufgrund kommunalrechtlicher Einschätzungen hat schließlich jedoch keine Kommune aus dem Rhein-Lahn-Kreis Süwag-Anleihen erworben.“
Geothermie heizt Wohnungen in Kemel
Nicht so ausführlich wie die Digitalisierung der Netze, aber ähnlich ambitioniert zeigte sich der Süwag-Vorstand auch beim Thema erneuerbare Energien. Die aktuelle Stromerzeugung aus Erneuerbaren liegt bei 205 Gigawattstunden (GWh). Bis 2030 soll das auf eine jährliche Leistung von 1 Terawattstunde (TWh) erhöht werden, was einer Milliarde Kilowattstunden (kWh) entspricht. Zum Einsatz kommen dabei Windenergieparks wie in Heidenrod und Mengerskirchen, Solarparks wie im Rheingau-Taunus-Kreis und Frankfurt-Höchst sowie Wasserkraftwerke wie zum Beispiel an der Lahn in Cramberg.
Ein etwas „nischigeres“ Projekt ist die Erschließung von Geothermie in unmittelbarer Nachbarschaft des Rhein-Lahn-Kreises: „Im Neubaugebiet Kemel-Süd sollen insgesamt 193 Grundstücke für Ein- und Mehrfamilienhäuser erschlossen werden“, berichtet Hans Reimann noch. Die Süwag Grüne Energien und Wasser (SGEW) stelle diese Umweltwärme zur Verfügung. Die benötigte Umweltenergie wird über oberflächennahe Geothermie, also Erdwärme, gewonnen und mithilfe von Wärmepumpen auf ein höheres Temperaturniveau für Heizung und Warmwasser angehoben, so das Prinzip. „Aktuell laufen die Verlegearbeiten des ,Kalten-Nahwärmenetzes’ im ersten Bauabschnitt.“ Im Herbst sollen dann die Bohrungen für die Erdsonden bis auf eine Teuftiefe von 190 Metern erfolgen. „Bis 2029 soll das gesamte Neubaugebiet vollständig erschlossen und bebaut sein.“