Marktposition stärken
Energieversorger aus Limburg und Diez fusionieren
Die Stadtwerke Diez (Foto) sollen mit der Energieversorgung Limburg (EVL) fusionieren. Diezer Gremien und der Limburger Magistrat haben sich bereits dafür ausgesprochen, die Entscheidung der Limburger Stadverordneten soll in ihrer nächsten Sitzung erfolgen.
Johannes Koenig

Aus zwei macht eins: Über die Landesgrenze hinweg streben die Stadtwerke Diez und die Energieversorgung Limburg eine Fusion an. In Limburg hat sich der Magistrat bereits dafür ausgesprochen.

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Normalerweise schluckt Groß Klein bei Fusionen. Doch die Initiative der geplanten Verschmelzung der beiden Stadtwerke Limburg und Diez ging vom deutlich kleineren Partner aus der rheinland-pfälzischen Nachbarstadt aus. Als letzten formalen Schritt kommt die Politik ins Spiel: Die Limburger Stadtverordneten sollen in ihrer nächsten Sitzung am Montag, 26. Mai, über die Verschmelzung der Stadtwerke Diez und der Energieversorgung Limburg (EVL) entscheiden. Das gab die Stadt Limburg am Freitag, 9. Mai, in einer Pressemitteilung bekannt. Der Limburger Magistrat empfiehlt den Stadtverordneten, der Fusion zuzustimmen. In Diez haben die politischen Gremien bereits Ja gesagt. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zur Fusion.

Was ändert sich für die Kunden?

Nichts. Die jeweiligen Verträge für Erdgas, Strom und Wärme gelten zu den vereinbarten Tarifen weiter, es wird nicht teurer und nicht günstiger. Die Energieversorger planen langfristig und kaufen rechtzeitig ein.

Was ändert sich für die Mitarbeiter?

Für die knapp 100 Beschäftigten der EVL ändert sich nichts, für die elf Beschäftigten der Stadtwerke Diez „stellt die Verschmelzung einen Betriebsübergang dar, die EVL tritt in die Rechte und Pflichten der bestehenden Arbeitsverhältnisse ein“, teilt die Stadt Limburg mit.

Wie groß ist das gemeinsame Verbreitungsgebiet?

Beide Unternehmen zusammen versorgen nach Angaben der Stadt Limburg künftig rund 37.000 Kunden mit Strom und Erdgas, wobei allein auf die EVL rund 29.000 Kunden entfallen. Das künftige gemeinsame Versorgungsgebiet umfasst die Stadt Limburg, die Orte Flacht, Holzheim und Niederneisen (nur Erdgas und Wärme) sowie dank der Fusion nun auch die Stadt Diez sowie die umliegenden Ortsgemeinden.

Von wem ging die Initiative zur Fusion aus?

Die Stadtwerke Diez haben nach Angaben der Stadt Limburg bereits mit Beginn des Jahres 2024 aktiv nach einem Partner gesucht und sich am Ende für die EVL entschieden; nach Informationen dieser Zeitung soll auch die Süwag ein Interesse an einer Verschmelzung gehabt haben.

Wer hat künftig das Sagen im fusionierten Unternehmen?

Das wird der neue EVL-Geschäftsführer Martin Ertl sein, der am 1. Juli 2025 offiziell anfängt. Er löst Gert Vieweg ab, dessen Vertrag noch zwei Jahre weiterläuft. Im Februar 2025 war der Personalwechsel öffentlich geworden.

Der Sitz der Energieversorgung Limburg (EVL) neben dem Marktplatz an der Ste.-Foy-Straße
Stefan Dickmann

Warum wird fusioniert?

„Gerade in der jüngsten Vergangenheit ist es für die kleinen regionalen Versorger immer schwieriger geworden, sich aufgrund von Regulierung, Energiewende und -beschaffung sowie Arbeitskräftemangel und weiteren Rahmenbedingungen konkurrenzfähig zu halten“, sagt die Bürgermeisterin der Stadt Diez, Anette Wick (SPD), die zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke ist, laut Pressemitteilung der Stadt Limburg. Der Limburger Bürgermeister Marius Hahn (SPD) wird als Aufsichtsratsvorsitzender der EVL mit den Worten zitiert: „Das ist ein wichtiger und notwendiger Schritt, um sich als lokale Energieversorger in einem sich verändernden Umfeld behaupten zu können.“

Was sind die Ziele?

Es geht laut Pressemitteilung der Stadt um den „Erhalt des Einflusses der beiden Städte“ Limburg und Diez beim nun gemeinsamen regionalen Energieversorger und um „die Erwirtschaftung einer angemessenen Rendite auf das von allen Partnern eingesetzte Kapital“. So betrug zum Beispiel im Geschäftsjahr 2023 der Gewinn der EVL fast 6 Millionen Euro, eine Folge der hohen Preise für Strom und Erdgas. Weitere Ziele des gemeinsamen Unternehmens sind die „Unterstützung der Energiewende und Wandel zu einer klimafreundlichen, ressourcenschonenden und nachhaltigen Energieversorgung“ und „die Erhaltung der Versorgungssicherheit“.

Wer sind die Gesellschafter?

Formal werden die Stadtwerke Diez in die EVL aufgenommen, teilt die Stadt Limburg mit, und werden dadurch einer von künftig vier Gesellschaftern sein. Die Stadt Limburg bleibt Mehrheitseigentümer künftig mit etwas mehr als 50 Prozent (bisher 60 Prozent). Auf Platz zwei steht die Thüga, ein kommunaler Verbund lokaler und regionaler Versorger (gut 25 Prozent, bisher 30 Prozent), auf Platz drei die Stadtwerke Diez (14 Prozent) und auf Platz vier die Süwag (unverändert 10 Prozent). Damit hat also vor allem die Stadt Limburg Anteile abgegeben.

Wer hat im Aufsichtsrat das Sagen?

„Der Bürgermeister der Stadt Limburg bleibt bei einer Verschmelzung auch weiterhin Aufsichtsratsvorsitzender der EVL“, teilt die Stadt in ihrer Pressemitteilung mit, „die Stadt Diez stellt den zweiten stellvertretenden Vorsitzenden“ und bekommt insgesamt zwei Aufsichtsratsmandate. Der künftige Aufsichtsrat wächst von zehn auf zwölf Mitglieder.

Wer bringt sich wie ein?

Groß trifft auf Klein, die EVL hat nach Angaben der Stadt einen Unternehmenswert von knapp 78 Millionen Euro, die Stadtwerke Diez kommen auf gut 13 Millionen Euro. Noch deutlicher wird der Unterschied beim Jahresumsatz: Rund 100 Millionen Euro sind es bei der EVL und 13 Millionen Euro bei den Stadtwerken Diez.

Bleibt es bei der einen Fusion?

Es spricht einiges dafür, dass sich die Stadtwerke Weilburg ähnliche Gedanken machen wie die Stadtwerke Diez. Im Unternehmen Lahn Energie arbeiten die drei Energieversorger bereits zusammen: Die EVL hält 42 Prozent der Gesellschafteranteile, die Stadtwerke Weilburg 32 Prozent und die Stadtwerke Diez 26 Prozent. Die Lahn Energie ist als GmbH spezialisiert auf Solaranlagen fürs Dach und Wallboxen fürs E-Auto.

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