Nach Anhebung 2022 sollen Preise vorerst stabil bleiben - Kalkulation nimmt Minus in Kauf
Energiekrise in der VG Bad Ems-Nassau: Werke geben steigende Kosten nicht weiter
Ein Wasserzähler registriert die Menge von Trinkwasser, die der Leitung in einem Haushalt entnommen wird.
dpa/Jens Büttner

In einer Zeit allgemein steigender Preise will die Verbandsgemeinde die Bürger nicht auch noch beim Trinkwasser stärker zur Kasse bitten. Schließlich ist die letzte saftige Preiserhöhung erst ein Jahr her.

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Möglich ist das nur, weil die Werke für das kommende Jahr mit Verlusten kalkulieren. Eine echte Entlastung gibt es sogar für all jene, die in der früheren VG Nassau leben. Dort sinken die hohen Gebühren und Beiträge für die Schmutzwasserentsorgung ein wenig. Eine Entscheidung des Rates steht aber noch aus.

Auch die Wasserwerke spüren die steigenden Energiekosten. Wasseraufbereitung und Pumpen verbrauchen viel Strom. Allein in der früheren Verbandsgemeinde Bad Ems rechnet man mit Mehrkosten von gut 300.000 Euro gegenüber dem laufenden Jahr. „Das schlägt auf unsere Betriebskosten durch“, sagte Bürgermeister Uwe Bruchhäuser jetzt in einer Sitzung des Werkausschusses. Aber: „Wir geben die steigenden Energiekosten nicht an die Verbraucher weiter, sondern nehmen Fehlbeträge im Erfolgsplan in Kauf“, so der Verwaltungschef.

Verluste einkalkuliert

Zumindest die Wirtschaftspläne weisen daher Verluste in Höhe von 195.000 Euro für die Alt-VG Bad Ems und immerhin knapp 36.000 Euro für die frühere VG Nassau auf. Leichter gemacht wird die Entscheidung, den Grundpreis für den Wasserzähler sowie den Verbrauchspreis stabil zu halten, durch die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung der Wasserwerke. Für das laufende Jahr rechnet man mit Überschüssen, die in etwa die erwarteten Verluste für 2023 decken. Dennoch werde man im kommenden Jahr versuchen, die tatsächlichen Verluste so gering wie möglich zu halten.

Welches Ergebnis am Ende eines Jahres steht, ist ohnehin kaum präzise vorherzusagen. Vieles hängt zum Beispiel davon ab, wie großzügig oder sparsam die Bürger ihre Wasserhähne aufdrehen. Als Grundlage nehmen die Wasserwerke den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre an. Für den Bereich Bad Ems bedeutet das 850.000 Kubikmeter Wasser (erwarteter Ertrag aus Grund- und Arbeitspreis: 2,9 Millionen Euro), für Nassau 520.000 Kubikmeter (erwarteter Ertrag: 2 Millionen Euro). „Das ist vorsichtig kalkuliert“, sagt Bürgermeister Uwe Bruchhäuser. Will sagen: Gut möglich, dass in einem erneut heißen und trockenen Sommer mehr Wasser verkauft wird, wodurch auch die Einnahmen steigen würden.

Wir hoffen, dass auch für uns die Strompreisbremse greift oder die Energiepreise wieder sinken.

Werkleiter Jürgen Nickel

Angesichts der Entwicklung an den Energiemärkten und in der Politik gibt es weitere Unbekannte in der Gleichung. „Wir hoffen, dass auch für uns die Strompreisbremse greift oder die Energiepreise wieder sinken“, sagte der Kaufmännische Werkleiter Jürgen Nickel. „Wenn das nicht eintrifft, können wir für 2024 nicht versprechen, dass wir die Preise halten können.“ Wie stark die gestiegenen Energiepreise auf das geplante Jahresergebnis der Wasserwerke einwirken, machte Ausschussmitglied Franz Lehmler (CDU) anhand der Wasserwerke der Alt-VG Bad Ems deutlich. Ohne diese Mehrkosten, würde man 2023 einen sechsstelligen Gewinn anstelle des geplanten Verlusts erwarten können.

Bei der Abwasserentsorgung hat man in diesem Jahr mit der Einführung von wiederkehrenden Beiträgen für Schmutz- und für Niederschlagswasser in der Alt-VG Bad Ems einen großen Schritt in Richtung Vereinheitlichung getan. Erstmals mussten Eigentümer auch für bebaubare, aber noch unbebaute Grundstücke zahlen. Im Jahr 2023 gibt es nun auf Nassauer Seite einen Schritt in Richtung Bad Emser Rahmenbedingungen. Dieser ist für die Verbraucher durchaus erfreulich, denn Gebühren wie auch wiederkehrende Beiträge sollen sinken. Der Grund: Sie liegen in der Alt-VG Nassau deutlich über dem, was im Bad Emser Bereich zu bezahlen ist. Dort wiederum bleibt die Belastung der Bürger nun auf dem Niveau des laufenden Jahres.

Leichte Entlastung summiert sich

Was einem Musterhaushalt mit vier Personen im Einfamilienhaus auf einem mittelgroßen Grundstück rund 20 Euro Ersparnis im Jahr bringen soll, summiert sich für die Abwasserwerke Nassau. Die Einnahmen gehen laut Erfolgsplan allein wegen der Absenkung von Gebühren und Beiträgen um rund 114.000 Euro zurück.

Möglich ist die Entlastung der Verbraucher vor allem deshalb, weil die Nassauer Abwasserwerke seit 2015 stets Überschüsse erwirtschaftet haben. Außerdem spielen die steigenden Energiepreise dort noch keine Rolle. Vertraglich ist der noch günstige Strompreis auch für 2023 festgelegt, und Gas beziehen die dortigen Abwasserwerke nicht. Laut Kalkulation sollen sich Erträge und Aufwendungen im kommenden Jahr die Waage halten, sodass weder nennenswerte Verluste noch Überschüsse erwartet werden.

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