Was passierte eigentlich in den Klosterschreibstuben des Mittelalters? Warum wurden die Werke geschrieben? Und wie und unter welchen Bedingungen wurden sie angefertigt? Diesen und noch weiteren Fragen können Besucher bei den Arnsteiner „Handschriften-Tagen“ in Obernhof auf den Grund gehen. Bereits zum zweiten Mal findet die Veranstaltungsreihe statt und beschäftigt sich mit der mittelalterlichen Buchmalerei an der Lahn.
Organisiert werden die Handschriftentage vom gemeinnützigen Verein „Peregrini – Freunde mittelalterlichen Kloster- und Pilgerlebens“. Er wurde 2009 auf Anregung der damaligen Arnsteiner Patres gegründet und beschäftigt sich mit der Erforschung, Darstellung und Vermittlung von mittelalterlichem Kloster- und Pilgerleben und der kulturellen Belebung entsprechender Baudenkmale. Mit der Durchführung von Kulturveranstaltungen im Kloster Arnstein möchte er dazu beitragen, das kulturelle Leben in und um Kloster Arnstein bei Obernhof und an anderen vergleichbaren Orten zu bereichern.
„Nach dem Riesenerfolg im vergangenen Jahr haben wir auch dieses Jahr wieder zahlreiche Koryphäen auf dem Gebiet der Buchmalerei dabei, die die Tage mitgestalten.“
Gaby Fischer, Vorsitzende des Vereins Peregrini
In diesem Zusammenhang findet die Veranstaltungsreihe „Von wunderbaren Büchern – Kostbarkeiten mittelalterlicher Buchmalerei an der Lahn 2025“ statt, zu der auch die „Arnsteiner Handschriften-Tage“ gehören. Sie sind vom 28. Mai bis 1. Juni angesetzt und bieten den Besuchern ein vielseitiges Programm. „Nach dem Riesenerfolg im vergangenen Jahr haben wir auch dieses Jahr wieder zahlreiche Koryphäen auf dem Gebiet der Buchmalerei dabei, die die Tage mitgestalten“, sagt Gaby Fischer, Vorsitzende des Kulturvereins Peregrini.
Das Programm der diesjährigen Handschriften-Tage startet am Mittwoch, 28. Mai, gleich zu Beginn mit einer Besonderheit: eine Exkursion zur Benediktinerinnen-Abtei Eibingen. „Das ist nichts alltägliches und ein absolutes Rosinchen“, betont Fischer. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr am Bahnhof Obernhof. Die Restaurierungswerkstatt für kirchliche Archivalien im Exkursionsziel wurde im Auftrag der deutschen Bistumsarchive errichtet und 1974 eingeweiht. Es wird nur für den kirchlichen Bereich restauriert. Im Anschluss ist vor der Heimreise ein Treffen im Klostercafé vorgesehen.
Mittagessen in besonderem Ambiente
Am Donnerstag, 29. Mai, geht es ab 16 Uhr mit „Buchgesprächen“ zur „Teatime“ im Haus Fumiko weiter. Bei Tee, Kaffee, Kuchen und Gebäck können die Gäste in den Fachbüchern stöbern und mit anderen Beteiligten ins Gespräch kommen. Abends, um 19 Uhr, präsentiert Oliver Teufer in einem Bilder-Vortrag „Das Bestiarium von Oxford – ein tierisches Vergnügen“. Es zeigt über 130 goldene Miniaturen von wilden Tieren und fantastischen Fabelwesen.
Ein Mittagessen in besonderem Ambiente wird am Freitag, 30. Mai, um 13 Uhr, angeboten. Passend zu den alten Handschriften findet es im „Alten Winzerhaus“, einem Fränkischen Hallenhaus aus dem Spätmittelalter, statt. Das besondere Erlebnis: Das Feuer, über dem der Suppenkessel hängt, brennt in einer Ecke des Raumes direkt auf dem Fußboden. Während des Essens gibt es für Interessierte eine kurze Geschichte des Fachwerkhauses. Um 16 Uhr folgt ein Bildervortrag über „Die Beatus-Apokalypsen“ von Dominik Müller vom Diözesanmuseum Limburg. Der Tag endet ab 19 Uhr mit einem weiteren Bildervortrag von Harald Wolter-von dem Knesebeck. Er referiert über„das Godescalc-Evangelistar“, eine karolingische Bilderhandschrift auf Latein, die zwischen 781 und 783 in der Hofschule Karls des Großen an der Aachener Königspfalz entstand.
Vortrag über Wenzelsbibel ist besonderer Höhepunkt
Susan Weinert hält am Samstag, 31. Mai, um 16 Uhr einen Bilder-Vortrag über „Den Goldenen Psalter von St. Gallen“, ein seltenes Zeugnis karolingischer Buchmalerei. Abends um 19 Uhr gibt es ein literarisches Konzert mit Lahnweinprobe sowie einen Bilder-Vortrag von Wolfgang Schmid über „Die Wenzelsbibel – eine gewichtige Schönheit“. Die Wenzelsbibel ist eine zwischen 1390 und 1400 in Prag entstandene Prachthandschrift. Sie enthält eine der ältesten Übersetzungen des Alten Testaments ins Deutsche. „Es ist die wertvollste Handschrift aller Zeiten. Das ist schon etwas ganz Besonderes“, freut sich Fischer auf den Programmpunkt. Mit einem Bilder-Vortrag von Ilona Ciesielski über den „Wiener Moamin“, ein Buch, das sämtliche Aspekte rund um die Jagd mit Vögeln und Hunden behandelt, am Sonntag, 1. Juni, um 11 Uhr, enden die Handschriften-Tage.
Die Veranstaltungen finden im kleinen Saal von Haus Fumiko in Obernhof an der Lahn statt. Kontakt, Anmeldungen und Hilfe bei der Suche von Übernachtungsmöglichkeiten gibt es bei der Vorsitzenden Gaby Fischer, Tel. 02604/943277 oder Tel. 0170/2751868 oder per E-Mail an gaby.fischer@obernhofer-vollmondnacht.de. Eine frühzeitige Anmeldung wird empfohlen, da die Plätze begrenzt sind.
Weitere Veranstaltungen der Reihe
Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Reihe „Von wunderbaren Büchern – Kostbarkeiten mittelalterlicher Buchmalerei an der Lahn 2025“ sind ein Bilder-Vortag zu Umberto Ecos „Im Namen der Rose“ am Donnerstag, 13. Februar (19 Uhr), ein Bilder-Vortrag zu Dantes Inferno am Donnerstag, 13. März (19 Uhr) und am Donnerstag, 10. April (19 Uhr) ein Vortrag mit Bibelausstellung zu Marc Chagall. Dazu gehört auch ein Bilder-Vortrag über die Nibelungen des deutschen Dramatikers Friedrich Hebbel am Donnerstag, 14. August (19 Uhr). Am Donnerstag, 11. September (19 Uhr), geht es um die Kaiserpfalzen in zeitgenössischer Darstellung. Am Sonntag, 21. September, veranstaltet der Verein ein literarisches Konzert über Brünhilds Schrei im Nibelungenlied. Letzteres ist auch Thema des Vortrags am Donnerstag, 9. Oktober (19 Uhr). Dort geht es um das Nibelungenlied in der NS-Zeit. Mit einem Vortrag zu Weinbau in der Buchmalerei am Donnerstag, 13. November (19 Uhr), endet die Veranstaltungsreihe 2025.