Neues Hospiz in Nassau
Ein Zuhause für die letzte Reise
Blick auf das Hospiz in Nassau: Die stationäre Pflegeeinrichtung ist nun feierlich eröffnet worden. Die ersten Patienten können bereits im Januar 2025 einziehen. Im neuen Jahr soll die Außenanlage noch gestaltet werden.
Sascha Ditscher

Am Anfang stand eine Idee, nach mehr als neun Jahren ist sie nun Wirklichkeit geworden. Ab Januar 2025 können erste Patienten im neuen Hospiz in Nassau einziehen.

Aktualisiert am 23. Dezember 2024 13:31 Uhr

Mit einem Festakt ist das neue Hospiz in Nassau eröffnet worden. Es ist kreisweit das erste und einzige. Die stationäre Pflegeeinrichtung soll eine wichtige Aufgabe erfüllen: In den Räumlichkeiten werden schwerkranke Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet – und deren Angehörige ebenso. Das Hospiz ist ein Ort, an dem Menschen in Würde sterben können. Es finden keine Behandlungen wie in einem Krankenhaus mehr statt. „Vielmehr geht es um die Linderung der Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Ängsten, auf fachlich höchstem Niveau“, sagt Martin Schencking, der Vorsitzender des Fördervereins und der Stiftung Stationäres Hospiz Rhein-Lahn.

Im Mittelpunkt stünden die Patienten mit ihren Wünschen und Bedürfnissen, wie der Palliativmediziner, der aus Boppard stammt und in Bad Ems praktiziert, verdeutlicht. Er selbst hatte vor einigen Jahren die Vision, die Situation Schwerkranker und Sterbender im Rhein-Lahn-Kreis zu verbessern. Nun wird sie sich erfüllen. Doch bis hier hin ist es ein weiter Weg gewesen, auch mit Rückschlägen verbunden.

„Im Mittelpunkt stehen die Patienten mit ihren Wünschen und Bedürfnissen.“
Palliativmediziner Martin Schencking

In seinem Grußwort blickt er zurück: Im November 2016 wird der Förderverein Stationäres Hospiz Rhein-Lahn gegründet. „Ohne Geld aber mit viel Mut, Elan und Entschlossenheit“, wie sich Schencking erinnert. Im Sommer 2023 folgt der erste Spatenstich für das 8-Millionen-Bauprojekt. Allerdings treten immer wieder Probleme auf, die es zu lösen gilt. So meldet im Mai 2024 der Bauträger aus Gronau wegen der schwierigen Marktlage Insolvenz an. Dadurch sollte sich die Hospiz-Eröffnung vom geplanten 1. Oktober um viele Monate verschieben. Retter in der Not ist die „Planungsgruppe 4“, ein Ingenieurbüro aus Boppard. Sie holt verlorene Zeit auf. Doch das nächste Problem lässt nicht auf sich warten: Ende Oktober werden auf der Baustelle Kupferkabel im Wert von etwa 30.000 Euro gestohlen. Wiederum verzögern sich die Bauarbeiten um einige Tage, der Zeitdruck wächst.

Am 21. Dezember ist es endlich geschafft – und Schencking und seine Mitstreiter, darunter Manfred Richtarsky und Rainer Lindner, umso glücklicher: Am Sauerborn im Ortsteil Scheuern wird das 980 Quadratmeter große Hospiz eröffnet. Nassaus Stadtbürgermeister Manuel Liguori lobt alle Beteiligten. „Wir haben ein Hospiz. Nicht nur für Nassau, sondern für den gesamten Rhein-Lahn-Kreis. Alle können stolz sein, dass es gelungen ist“, sagt er. Diesen Worten schließt sich Landrat Jörg Denninghoff an, der von einem „bedeutenden Schritt“ spricht.

Harfenspielerin Elke Steltner sorgt bei der Veranstaltung für den musikalischen Rahmen.
Sascha Ditscher

Erbaut und betrieben wird das Hospiz von der gemeinnützigen Betreiber GmbH Hospiz Rhein-Lahn. Gesellschafter sind der Förderverein Stationäres Hospiz Rhein-Lahn, die Löwenstein-Familienstiftung sowie die Stiftung Hospiz Rhein-Lahn. Nach der Einsegnung des Gebäudes konstatieren Pfarrer Martin Sturm und die stellvertretende Dekanin Maike Kniese: „Dieses Haus ist eine Stätte der Hilfe, des Heils und der Nächstenliebe.“ Die ersten Patienten können bereits im Januar 2025 einziehen. 15 Pflegekräfte sowie vier Hauswirtschafterinnen kümmern sich um sie. Geleitet wird das Hospiz von Hanne Benz.

Im Erdgeschoss befinden sich unter anderem acht je 30 Quadratmeter großen Patientenzimmer, Büros, Frischeküche und ein offener Wohn- und Essbereich sowie ein Raum der Stille, den der Bopparder Künstler Aloys Rump mit illuminierten Himmelskörpern gestaltet hat.

Acht solcher Patientenzimmer stehen im neuen Hospiz in Nassau ab sofort zur Verfügung. Der Palliativmediziner Martin Schencking hatte vor vielen Jahren die Idee zu diesem wichtigen Projekt, um die Situation Schwerkranker und Sterbender im Rhein-Lahn-Kreis zu verbessern. Nun wurde das Hospiz eingeweiht, das Hanne Benz leiten wird.
Sascha Ditscher

Die Patientenzimmer haben bewusst keine Nummer, weiß Schencking. Menschen seien hier keine Nummern. Stattdessen trägt jedes Zimmer den Namen einer Pflanze. Vom Ahornzimmer über das Pfingstrosenzimmer bis hin zum Ginkgozimmer. Hinter jedem Zimmer steht eine Patenschaft, die auf zwölf Monate geschlossen wird. Eine hat Manuela Lewentz-Twer, die Erste Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN, der Hilfsorganisation der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben, geschlossen. Beim Baustellenbesuch im Juni hat sie außerdem eine großzügige Spende überbracht, um das Hospiz und die gute Sache zu unterstützen – wofür Schencking ihr in seiner Begrüßungsrede erneut dankt.

Spenden sind wichtig, wie Schencking veranschaulicht: „Wenn man eine Einrichtung wie diese betreiben will, muss man dies in Deutschland anders als in vielen Staaten Europas über Spenden sicherstellen. Erst wenn man das nachweisen kann, übernehmen die Krankenkassen die Behandlungskosten.“ Dabei sei der Bedarf groß.

Unter den Gästen begrüßt Martin Schencking (links) auch Ilse Leifheit (3. von links), die Vorsitzende der G. u. I. Leifheit-Stiftung, die das Großprojekt in Nassau mitfinanziert hat.
Sascha Ditscher

Dass das Hospiz nach mehr als neun Jahren nun Wirklichkeit geworden ist, sei den vielen Spendern, insbesondere aus der regionalen Wirtschaft, zu verdanken. Schencking dankt zuvorderst der G. u. I. Leifheit-Stiftung. „Ohne Sie würde hier kein Quadratzentimeter stehen“, sagt er in Richtung von Ilse Leifheit. Die Vorsitzende der Stiftung hatte den weiten Weg aus der Schweiz nach Nassau auf sich genommen, um bei der Einweihung persönlich dabei zu sein. „Im Hospiz steht der Mensch im Mittelpunkt“, wie Josef Peter Mertes, der stellvertretende Vorsitzende der Leifheit-Stiftung, unterstreicht. Er spricht von einem Ort der Begegnung, der Geborgenheit und des Abschieds. Im Schlusswort dankt Dennis Flosdorff von der Löwenstein-Familienstiftung allen, „die Zeit, Energie und Geld in das Projekt investiert haben“. Er ist überzeugt, dass das Hospiz vielen Familien in schwierigen Zeiten eine Hilfe sein wird. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Harfenspielerin Elke Steltner.

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