Wer sich für Politik interessiert – im Kleinen wie im Großen –, kam in Lahnstein an Thomas J. Scheid nicht vorbei. In den vergangenen Jahrzehnten leitete er unzählige Podiumsdiskussionen und Gesprächsrunden und trug damit maßgeblich zur Demokratiebildung in der Region bei. Völlig unerwartet ist Scheid nun im Alter von 60 Jahren gestorben.
Gesprächsformate machten Politik nahbar und lebendig
Als gebürtiger Lahnsteiner war Scheid der Kolpingfamilie Lahnstein-St. Martin sowie der Stadt am Rhein-Lahn-Eck Zeit seines Lebens verbunden. Es gab kaum eine Ratssitzung, die er nicht besuchte. In seinen jungen Jahren engagierte er sich in der Pfarrgemeinde St. Martin als Ministrant und Obermessdiener. Einer breiten Öffentlichkeit dürfte er jedoch als Moderator der vielen politischen Podiumsdiskussionen und der Veranstaltungsreihe „Kolping im Gespräch“ aus den vergangenen drei Jahrzehnten bekannt sein. Zu Oberbürgermeister-, Stadtrats-, Landrats-, Landtags- oder Bundestagswahlen: Stets hat er mit seinen Gesprächsrunden zur politischen Meinungsbildung beigetragen, immer war der Politologe gründlichst vorbereitet, um Fairness bemüht und um scharfe Nachfragen nicht verlegen. Mit seinen Gesprächsformaten sorgte er dafür, dass Politik verständlich, nahbar und lebendig wurde.
Thomas J. Scheid gelang es auch, berühmte Landes- und Bundespolitiker nach Lahnstein zu holen. Von Malu Dreyer über Christian Lindner und Julia Klöckner bis hin zu Gregor Gysi und Andrea Nahles: Auf Augenhöhe diskutierte er mit ihnen die großen und die kleinen Themen am Rhein-Lahn-Eck.
Zweite große Leidenschaft galt der Fastnacht
Neben der Politik war auch die Fastnacht seine große Leidenschaft. Als Büttenredner brillierte er mit Witz und Tiefgang, hinter den Kulissen war er ein unverzichtbarer Mitstreiter. Für sein großes Engagement wurde er daher im vergangenen Jahr mit dem Sonderorden für besondere Verdienste um die närrische Kolpingfamilie ausgezeichnet.
„Alles, was er gemacht hat, tat er sehr akribisch und sehr genau“, erinnert sich Thomas Schneider, Pressewart der Kolpingfamilie. „Er war zwar nicht im Vorstand aktiv, aber als ,Kümmerer’ immer greifbar. Für alles, was er getan hat, sind wir ihm sehr dankbar.“
Auch im Namen der Stadt Lahnstein möchte ich seiner Familie und allen Angehörigen mein Mitgefühl ausdrücken.
Oberbürgermeister Lennart Siefert
Auch Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert zeigt sich sehr betroffen über den unerwarteten Tod Thomas J. Scheids: „Mit Bestürzung habe ich vom plötzlichen Tod von Thomas Scheid erfahren. Wie auch ich, kannten viele Menschen in Lahnstein ihn als Moderator zahlreicher politischer Podiumsdiskussionen unter dem Titel ,Bürger fragen – Politiker antworten’. Auch durch sein über viele Jahrzehnte andauerndes Engagement bei der Kolpingfamilie St. Martin hat er das gesellschaftliche Leben unserer Stadt mitgeprägt. Ich werde seinen Einsatz für politische Bildung und sein Interesse am öffentlichen Geschehen in dankbarer Erinnerung behalten. Auch im Namen der Stadt Lahnstein möchte ich seiner Familie und allen Angehörigen mein Mitgefühl ausdrücken.“
Beisetzung am Freitag
Thomas J. Scheid hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Das Requiem wird am Freitag, 4. Juli, um 10 Uhr in der Mutterhauskirche der Dominikanerinnen in Koblenz-Arenberg gehalten. Anschließend findet die Beerdigung auf dem Friedhof „Im Flürchen“ statt.