Bürgermeister zieht Bilanz
Ein Jahr Bornicher Ortschef: „Ein Traumjob, aber ...“
Am 1. Juli 2024 ist Elias Metz zum Bürgermeister von Bornich ernannt worden. Nach einem Jahr im Amt spricht er über die vielen schönen Seiten des Ehrenamts, scheut sich aber auch nicht davor, klare Kritik am System zu äußern.
Mira Zwick

Ein Jahr im Amt, viele Ideen – und ein kritischer Blick aufs System: Elias Metz, Deutschlands einst jüngster Bürgermeister, zieht Zwischenbilanz. Warum sein Traumjob auch Schattenseiten hat.

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Die Ortsgemeinde voranbringen, Projekte anschieben und umsetzen, Ansprechpartner in den unterschiedlichsten Belangen sein, und das nahezu jederzeit und neben dem eigentlichen Beruf – „irgendwie ein Traumjob“, findet Elias Metz, heute vor einem Jahr zum Bürgermeister von Bornich ernannt, damals der jüngste Deutschlands. Dass er in dem verantwortungsvollen Amt eine Erfüllung gefunden hat, daran lässt er keinen Zweifel. Gleichzeitig klingt aber auch ein großes Aber mit. Aus seiner Kritik am System macht er keinen Hehl.

Ein Start ohne Routine, aber mit Rückhalt

Doch noch mal zurück zu den Anfängen: 83,5 Prozent der Stimmen konnte Elias Metz bei der Kommunalwahl auf sich vereinen – und das, ohne bis dahin Erfahrung in der klassischen Ratsarbeit gesammelt zu haben. Das bedeutete für ihn, nach der Amtseinführung erst einmal richtig ranzuklotzen und sich in die vielen verschiedenen Themen und Aufgaben einzuarbeiten. „Das erste Dreivierteljahr hatte ich kaum Freizeit“, erinnert sich der inzwischen 22-Jährige zurück. Schätzungsweise nur ein Drittel der Aufgaben wäre Pflicht – den Rest macht er aus Überzeugung. Denn Metz will mehr als ein Verwalter sein. Er ist angetreten, um seine Gemeinde und damit auch seine Heimat weiterzuentwickeln – und die Bürger dabei bestmöglich mitzunehmen und einzubeziehen.

„Gemeinde sind wir alle. Ich kümmere mich um die Verwaltung, aber jeder Bornicher gehört dazu. Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir alle mit anpacken.“
Elias Metz, Bürgermeister von Bornich

Sport- und Gemeindezentrum, Gemeindeweg zur Gemeindemühle, Kindergarten: Einiges hat er in seinem ersten Jahr schon auf den Weg gebracht und angestoßen. Sein Herzensprojekt nimmt gerade an Fahrt auf. Von Beginn an hat Elias Metz klar kommuniziert, dass er die Menschen im Ort einbinden will, denn: „Gemeinde sind wir alle. Ich kümmere mich um die Verwaltung, aber jeder Bornicher gehört dazu. Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir alle mit anpacken“, ist er überzeugt. Darüber hinaus habe sich herauskristallisiert, dass viele Themen der Rat allein nicht stemmen kann. Und so nahm seine Idee immer konkretere Formen an, Arbeitsgruppen zu gründen, in denen sich die Bürger ganz unbürokratisch nach ihren Interessen einbringen können.

Engagement mit Eigeninitiative

Im März gab es eine Auftaktveranstaltung, bei der er das Thema vorgestellt hat, im Mai hat er die Bürger zu einem ersten Brainstorming eingeladen. Herausgekommen sind sechs Arbeitsgruppen, die sich um die Themenschwerpunkte „Tourismus und Buga“, „Neugestaltung Gemeindewebseite“, „Sport- und Gemeindezentrum“, „Klimaschutz und Natur“ und „Bornich blüht auf“ drehen. Und dann gab es auch schon Gespräche mit den einzelnen Gruppen: „Da haben wir dann schon ganz konkret besprochen, was alles gemacht werden kann und was möglich ist – sehr konstruktive Gespräche“, resümiert der Ortschef. Seine Hoffnung ist, dass sich in den Gruppen eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Und genau das sei auch schon geschehen. „Ich will zwar bei vielem dabei sein und auch Bescheid wissen, aber die Gruppen sollen vor allem aus sich selbst heraus agieren – aber alles ganz ohne Zwang, betont Metz: „Wenn jemand einmal im Jahr bei einer Aktion mitmacht, ist das schon super! Alle Gruppen sind jederzeit für alle offen“, rührt er noch mal die Werbetrommel. „Mir ist es mit das Wichtigste, die Menschen in der Dorfentwicklung mitzunehmen und die Gemeinde fit für die Zukunft zu machen.“

Lieblingsplätze in Bornich finden

Und noch ein Projekt brennt ihm auf den Nägeln. Er nennt es „Bornicher Lieblingsplätze“: „Die Bornicher sollen uns ihren persönlichen Lieblingsplatz mitteilen. Eine Auswahl soll dann weiterentwickelt werden“, schwebt es ihm vor. Immer im Blick hat er dabei natürlich die Buga 2029. Auch wenn Bornich nicht direkt am Rhein liegt, so soll der Ort an dem Großevent dennoch partizipieren. Viele Aktivitäten der Arbeitsgruppen sollen darauf mit einzahlen.

„Die finanzielle Ausstattung der Kommunen ist grottig.“
Elias Metz

Im Gespräch zeigt sich, dass es eine ganz schöne Latte an Aufgaben ist, die Elias Metz auf der Agenda hat. Sich selbst und das eigene Privatleben dabei nicht aus den Augen zu verlieren, ist dabei eine besondere Herausforderung. Einen Tag in der Woche versucht er inzwischen, sich von der Arbeit für die Gemeinde freizunehmen – für eine bessere Ehrenamts-Life-Balance. Am Ende investiert er trotzdem locker 25 Arbeitsstunden in der Woche für die Gemeinde bei einer Aufwandsentschädigung von rund 800 Euro monatlich.

System unter Druck

Und trotzdem ist es „irgendwie ein Traumjob“, sagt Deutschlands einstiger jüngster Bürgermeister. „Es ist einfach schön, jeden Tag was Neues auf dem Tisch zu haben und mit Leuten zu tun zu haben“, sagt er im Brustton der Überzeugung. Ob er es sich im Vorfeld so vorgestellt hat? „Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht gemacht hat. Aber es ist auf jeden Fall nicht schlechter als erwartet, wir haben schon viel auf den Weg gebracht.“ Gleichzeitig ist er ein großer Kritiker des aktuellen Systems und hat sich dafür entschieden, dies nicht zu verschweigen. Was ihm stinkt? „Die finanzielle Ausstattung der Kommunen ist grottig“ – auch wenn Bornich noch solide dastehe. „Dazu gibt es immer mehr Auflagen und Vorgaben, die umgesetzt werden müssen. Wenn das so weitergeht, wird das System eines Tages zusammenbrechen“, ist er überzeugt – insbesondere mit Blick auf das bürokratische Monster, das gefüttert werden will. Letzte Frage: Bei aller Kritik am System, würde er den Job als Bürgermeister noch mal machen? Darauf gibt es von ihm eine klare Antwort: „Stand heute: Ja!“

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