Von 1868 bis 1953 hatte die Strecke bestanden, die vom heutigen Bahnhaltepunkt Bad Ems West über die Insel Silberau zur Wipsch und quer durch die Stadt führte. Ziel der Wanderung war das Bergbaumuseum auf der Emser Hütte. Frank Girmann zeichnete die Entwicklung der kleinen Station nach, die zunächst Lindenbach hieß und die heute als Bad Ems West bekannt ist.
Wie kam es zum Bau der Bahn für den Abtransport der Erze? Das Material wurde einst mit Fuhrwerken zum Verladen auf die Bahn gebracht, doch das belastete die Wege enorm. „Die Emser hatten sich beschwert, dass die Fuhrwerke die Straßen ruinieren“, machte Frank Girmann deutlich. Da es weder die Remy- noch die Kaiserbrücke gab, musste der Erztransport über die Bahnhofsbrücke (heutige Ottmar-Canz-Brücke) laufen – ein langer Weg, für den außerdem Brückengeld gezahlt werden musste.
Anhand großer Lagepläne verdeutlichte Frank Girmann den Streckenverlauf. Auf Höhe der Firma Heuchemer befand sich der Anschluss an die Lahntalbahn. Die schmalspurige Strecke zog sich über die Insel Silberau auf die andere Lahnseite. Die Gleisverbindungen wurden über die Jahre hinweg mehrfach verändert. Die Schmalspur verschwand, eine Normalspurstrecke mache ein Umladen überflüssig.
Durch enge Kehrschleife
Auf der Insel Silberau gab es eine bahntechnische Besonderheit, eine sehr enge Kehrschleife. „Dort gab es eine Deutschlandkurve“, führte Frank Girmann aus. Gemeint ist damit eine scharfe Kurve mit einer Zwangschiene, die Wagen auf dem engen Radius auf Spur hielt und vor dem Umkippen schützte.
„Die Emser hatten sich beschwert, dass die Fuhrwerke die Straßen ruinieren.“
Frank Girmann zu einem Grund für den Bau der Schmalspurbahn zum Erztransport
Der Haltepunkt Ems West und die Insel Silberau haben sich im Laufe der Jahre drastisch verändert. Das alte Stationsgebäude wurde abgerissen, die Gleise sind beim Bau der Umgehungsstraße versetzt worden. Auf der Insel Silberau sind Anfang der 1980er-Jahre das Kreishaus und die Sportanlagen entstanden.
In der Alten Zentrale, in der sich heute eine Lidl-Filiale befindet, gab es einst eine Abstellmöglichkeit für zwei Schmalspurloks. Die alte Remybrücke wurde lange nach dem Verschwinden der „Puffje“ genannten Lokomotiven als Fußgängerbrücke genutzt. „Unter den Holzbohlen lagen noch die Gleise“, erläuterte Frank Girmann. Die alte Remybrücke stand zwar unter Denkmalschutz, wurde aber dennoch abgebaut, ebenso wie meterspurige Gleisreste auf der Insel Silberau.
An der Einmündung der Viktoriaallee in die Silberaustraße verlief die Bahnstrecke in einem Bogen und erreichte über einen kleinen Damm die Wipsch. Der Durchgang ist nach Bau des Therme-Parkhauses gesperrt worden. Der frühere Bahndamm wird heute als Stellfläche für Autos verwendet.
Anschließend führte die Tour über den Fußweg „Alter Bahndamm“. In der Baargasse erklärte Frank Girmann beim Vergleich historischer Fotos mit der heutigen Situation, wo sich früher beleuchtete Hinweise auf die kreuzende Bahnstrecke befanden. „Hier war der einzige Abschnitt, wo die Emser Kontakt mit der Bahn hatten“, hob Frank Girmann hervor.
Baulücke und abgeschrägte Hauswand
An einem Haus ist noch heute eine abgeschrägte Wand erkennbar – dort verlief die Trasse sehr eng entlang der Gebäude. Eine immer noch bestehende Baulücke zwischen zwei Häusern verweist ebenfalls auf die einstige Gleisverbindung. Frank Girmann berichtete von seinen Recherchen zu einer Lok, die von Dänemark nach Polen gelangte und wahrscheinlich als Beute im Zweiten Weltkrieg nach Bad Ems kam. Sie war dort als „die Polin“ bekannt.
Weitere Anekdoten bereicherten den bahngeschichtlichen Rundgang. Für die Teilnehmer entstand ein Bild, wie in früheren Zeiten die kleinen Dampfloks mit ihren Wagen durch Ems gerattert sind. Eine spannende Führung, bei der man viel über die lokale Bergbau- und Bahngeschichte erfahren konnte.