Stadthalle wird zur Narrhalla
Dschungelalarm in Nassau: Wenn Möhnen die Bühne erobern
In Nassau feiern die Möhnen eine ausgelassene Dschungelparty. Eine echte Augenweide waren die Golden Lions des TV Nassau.
Bletzer Ulrike

Ein närrischer Dschungel voller skurriler Gestalten: In Nassau marschieren Elefanten ein und Affen toben über die Bühne. Mit scharfzüngigen Sketchen, ausgelassenem Tanz und jeder Menge Humor sorgen die Möhnen für ein tolles Spektakel.

Was für ein Affenzirkus. Überall tummelten sie sich, die Schimpansen, Gorillas und anderen Verwandten des Menschen – vor der Narrhalla, im Publikum, vor allem aber auf und, die Wände hochkletternd, neben der Bühne, die an diesem Schwerdonnerstag das Epizentrum des närrischen Treibens in Nassau war. Kein Wunder, schließlich hatten die Möhnen der Freiherr-vom-Stein-Stadt dieses Jahr unter dem Motto „Dschungel“ zu ihrer großen Sause eingeladen.

Tierisch gute Stimmung herrschte im Nassauer Möhnen-Dschungel

Wobei man unter zoologischen Gesichtspunkten sämtliche Hühneraugen zudrücken musste: Auch Zebras, Giraffen und anderes Getier, das man im Dschungel eher selten antrifft, waren der Einladung zum Möhnenball gefolgt. Macht aber nichts – ein tierisch guter Spaß war es allemal.

Vom Stadtbürgermeister zum Oberfeldwebel: Manuel Liguori (hier mit Möhne Renate Diel) kommandierte eine Elefantenkompanie.
Bletzer Ulrike

Und zwar von Anfang an: Als Elefanten-Kompanie marschierte die Möhnenschar unter frenetischem Jubel in die Narrhalla ein – und musste, kaum auf der Bühne angekommen, erstmal ordentlich stramm stehen und exerzieren. Ober-Dickhäuter Manuel Liguori, im sogenannten wirklichen Leben Bürgermeister der Stadt Nassau, entpuppte sich als schlimmer Militarist. „Rüssel geradeaus, wir sind hier nicht im Zirkus“, kommandierte der Möchtegern-Oberfeldwebel und schnauzte die Soldaten an: „Du hast ja eine Frisur wie ein Beatle, und bei dir steht der Hosenstall auf. Linksrum und Abmarsch, ihr Lahmärsche.“ Ein Glück, dass er sich am Ende dann doch noch von dem „Dschungelbuch“-Song „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ auf die richtige Spur bringen ließ.

Von Bad Ems über Nassau direkt zum RTL-Vorstellungsgespräch

Alles andere wäre ja auch schade gewesen, schließlich hatten die Jumbos ein tolles Programm vorbereitet. Allein sieben Sketche hatte Dschungel-Führerin Julia Liewald anzukündigen – eine Aufgabe, die sie mit viel Humor und einer Extraportion Charme erfüllte. Zum Beispiel, als dieser denkwürdige Sketch mit „Schackweline“ aus Nassau („Ihr könnt ruhig Jackie zu mir sagen“) in den Startlöchern stand: Gabi Menrath nahm das Sitzungsmotto sehr ernst und bereitete sich im „Vorstadtdschungel“ Bad Ems auf ihren großen RTL-Auftritt vor: „Irgendwann ist dann der erlösende Anruf gekommen, und ich bin in meinem dreiteiligen Bikini – Sonnenhut, Sonnenbrille und Badelatschen – zum Vorstellungsgespräch gegangen. Ich glaube, das kam irgendwie nicht so gut an.“

Die Lahnküken unter der Leitung von Möhne Michelle Balmert fungierten bei den Tanzgruppen als Eisbrecher.
Bletzer Ulrike

Heftig-Deftiges gehört an Fastnacht eben einfach dazu, auch beim Nassauer Möhnenball. Da kam der Sketch, in dem sich Michaela Dietrich und Nathalie Hartenfels bei Aerobic-Übungen abstrampelten, noch verhältnismäßig harmlos daher. Nur der Hund, der wird halt auch immer fauler: „Früher hat er mir immer seine Leine gebracht, jetzt bringt er mir nur noch den Autoschlüssel.“

Nathalie Hartenfels und Michaela Dietrich strampelten sich bei Aerobic und Yoga (hier: der herabschauende Hund) ab.
Bletzer Ulrike

Auch als Janina Großmann, Julia Liewald und Vanessa Loridan zeigten, wie sogar ein Sketch ganz ohne Worte zum Brüllen komisch sein kann, ging es einigermaßen gesittet zu. Von „Hello, It’s Me“ über „Sorry“ bis „You Are so Beautiful“ – egal, welcher Song angespielt wurde, schossen die drei wie kleine Springteufelchen hinter ihrem Versteck hervor.

Ohne Worte (von links): Julia Liewald, Vanessa Loridan und Janina Großmann sprangen zur Musik verschiedener Songs wie die Springteufelchen aus ihrem Versteck hervor.
Bletzer Ulrike

Als Christiane Bader und Michaela Dietrich zu ihrem Hotelaufenthalt der etwas anderen Art aufbrachen, wären die von zwei Playboy-Bunnys hochgehaltenen Schilder „Nicht jugendfrei!“ dagegen glatt überflüssig gewesen. „Tut mir leid, unsere Onanierzimmer sind alle belegt. Wir haben heute Bischofskonferenz“, bedauerte die freundliche Rezeptions-Mitarbeiterin.

Eindeutig-zweideutig bis heftig-deftig ging es in dem Sketch mit Christiane Bader und Michaela Dietrich zu.
Bletzer Ulrike

Auch die Nummer mit der Pizzalieferung, auf die Bühne gebracht von Elisa Bär und Janina Großmann, war nicht ohne. „Für meine Tochter hätte ich gern etwas Besonderes, nämlich eine Pizza mit Meeresfrüchten. Sie will uns heute Abend ihren Freund vorstellen“, bestellt der Kunde. „Davon rate ich dringend ab“, erwidert der Pizzabäcker. „Meeresfrüchte am Anfang einer Schwangerschaft sollte man unbedingt vermeiden.“

Enttäuschendes barg dagegen der Sketch, den Birgitt Liewald und Simone Müller in den Ring warfen: „Warum hörst du jetzt auf?“, fragt die halb schlafend auf dem Sofa liegende Frau, als die Hände des Gatten ihren Körper abstreichen. „Ich hab‘ die Fernbedienung gefunden“, erwidert er.

Überhaupt die Männer: Dass sie bei einer Möhnen-Session ihr Fett wegbekommen, ist Ehrensache. So etwa in dem Sketch „Männergrippe“ mit Christiane Bader und Simone Müller, in dem sich der Göttergatte wegen eines ordinären Schnupfens bereits am Rande des Todes wähnt.

Simone Müller und Christiane Bader sorgten mit dem Sketch "Männergrippe" für Lacher.
Bletzer Ulrike

Dazu gab’s ordentlich was auf die Ohren. Von der Sitzungskapelle The 2 Fifties alias Armin Geisel und Uwe Welker sowieso. Aber auch die Sängerin Andrea Stendebach und, ein paar Schunkelrunden weiter, die Roten Husaren aus Bad Ems heizten den Affen und Paradiesvögeln gehörig ein. Ein musikalischer Genuss der Extraklasse war außerdem die Mini-Playbackshow, in der die Möhnen Songs von „Prinzessin“ (Die Höhner) bis „Wackelkontakt“ (Oimara) mit ihrem komödiantischen Talent bereicherten.

Ein Möhnenball ohne Tänze? Unvorstellbar! So kam das Showballett des Carneval Comités Oberlahnstein (CCO) dieses Mal auf Skiern in den Dschungel gesaust. Gleich zwei Mal vertreten waren die Oazbächer: Während die Showtanzgruppe des KV Arzbach als „Thekenmädchen“ samt Bier-Bempeln übers Parkett wirbelte, brachte das Männerballett hochgradig lustig verschiedene Figuren aus „Alice im Wunderland“ auf die Bühne.

Die Lahnküken unter der Leitung von Möhne Michelle Balmert fungierten bei den Tanzgruppen als Eisbrecher.
Bletzer Ulrike

Und dann waren da noch die Nassauer Eigengewächse. Die Lahnküken zum Beispiel, Nassauer Kinder, die tanzend und trommelnd für Stimmung sorgten. Oder die Golden Lions des TV 1860 Nassau, die mit ihrer Nummer „Vogelscheuchen – leben sie doch?“ eine echte Augenweide waren.

Auch die Jungmöhnen warfen mit einem Tanz zum Rapsong „Bauch, Beine, Po“ ihr Können in die Waagschale. Ganz zu schweigen natürlich vom Nassauer Männerballett: Mit ihrer „Malleparty“ setzten die Herren dem närrischen Spektakel das ultimative i-Tüpfelchen auf.

Das sind die Nassauer Möhnen

Diese 18 Frauen haben, sei es auf der Bühne oder in der Vorbereitung, den Möhnenball auf die Beine gestellt: Christiane Bader, Elisa Bär, Michelle Balmert, Renate Diel, Michaela Dietrich, Kristin Georgi, Claudia Gessert, Mia Gessert, Regina Glimmberger, Janina Großmann, Nathalie Hartenfels, Carina Kronier, Birgitt Liewald, Julia Liewald, Vanessa Loridan, Gabi Menrath, Simone Müller und Monika Otto. ubl

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