Alles begann 1994, als Peter Franz Junghans aus Bad Camberg zusätzlich zu seinem dortigen Spielwarengeschäft nun auch in der Grafenstadt Fuß fassen wollte. Kurze Zeit später stieß schon Irene Höhler mit dazu. „Erst als Aushilfe“, erinnert sie sich. Denn zuvor hatte die gelernte Gärtnerin in einer Baumschule gearbeitet. 2017 übernahm sie das Geschäft schließlich selbst: „Das ist mein Baby“, betont sie. Und dazu gehört, dass sie jeden Verkaufsartikel auch mal in der Hand hatte. Denn alles wird selbst ausgewählt und verräumt. Für Spielefans und Sammler hat das den Vorteil, dass die Inhaberin zielsicher Dinge, die anderswo zum Teil längst vergriffen sind, aus den Regalen ziehen kann. Und das ohne ein elektronisches Warenwirtschaftssystem.
„Jetzt im Sommer sind Spiele gefragt, die nicht so groß sind und gut ins Reisegepäck passen.“
Laut Irene Höhler sind zum Beispiel leicht verstaubare Kartenspiele begehrt.
Wo aber holt sich Irene Höhler ihre Inspirationen her, was sie demnächst in ihrem Geschäft in der Diezer Rosenstraße ins umfangreiche Sortiment aufnehmen wird? Ein Fixpunkt im Kalender ist jedes Jahr die Spielwarenmesse in Nürnberg – nach eigenen Angaben die weltgrößte Fachmesse der Spielwarenbranche. Aber auch Hausmessen regionaler Verlage steuert die Diezer Geschäftsfrau regelmäßig an.
Einen Einblick in die aktuellen Aktivitäten gibt sie außerdem immer wieder mit Fotos und kurzen Videos in den sozialen Netzwerken. Dort war unter anderem zu erfahren, dass sie zum Beispiel vor ein paar Wochen zusammen mit Kollegen zu Besuch bei einem Spielwarengeschäft in Korschenbroich am Niederrhein war und von dort mit neuen Ideen zurückkehrte.
Ergebnisse dieser guten Kontakte zu Verlagen und Kollegen konnten Passanten kürzlich auch auf dem Bürgersteig vor dem Diezer Ladengeschäft bewundern. Dort stand zum Beispiel ein mehrteiliges großes Spielzeugstraßenset der Firma Haber, das extra für die 30-Jahr-Feier zur Verfügung gestellt wurde. Und auch eine spezielle, auf Wunsch von Irene Höhler gefertigte XL-Version des Brettspiels „Rincala“ mit extragroßen Spielsteinen war dort zu sehen. Sie lege viel Wert auf die Haptik, hatte Höhler bereits bei früherer Gelegenheit erzählt. „Anfassen und Ausprobieren sind ganz wichtig“, lautete da das Credo. „Deshalb haben wir hier auch so viele offene Spiele.“
Diesmal verriet sie noch, dass sie gelegentlich auch ihren Vater als Spieltester einspannt. Dazu passt, dass in den vergangenen knapp 20 Jahren Klassiker wie „Rummikub“, „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Mühle“ in größeren, mit Händen besser greifbaren Versionen angeboten wurden. Was aber wird aktuell gespielt? „Jetzt im Sommer sind Spiele gefragt, die nicht so groß sind und gut ins Reisegepäck passen, wie zum Beispiel Kartenspiele.“ Und auch in einem guten halben Jahr zur Weihnachtssaison wird es wohl wieder kurz und knackig. „Denn zu Weihnachten sind Spiele für Nichtspieler gefragt“, hatte Spieleexpertin bereits früher ein Erfolgsgeheimnis verraten. Dazu gehören dann kurze Anleitungen und ähnlich lange Spielzeiten.
In 30 Jahren sind viele Trends gekommen und gegangen: „Carrera-Rennbahnen hatten wir mal, inzwischen aber nicht mehr.“ Unverwüstlich sind dagegen Klassiker wie „Uno“ oder „Monopoly“. „Bei den vielen ‚Monopoly‘-Spielen, die wir verkauft haben, müsste eigentlich in fast jedem Haushalt eins sein.“ Auch die Nachfrage nach Puppen und der Farbe Pink scheinen weiterhin unverwüstlich sein, insbesondere, wenn es um Spielzeug für Mädchen geht. Wobei pinke Traktoren und Bagger wohl auch schon mal ganz schnell ausverkauft waren.
„Es war einmal vor langer, langer Zeit“
Einen langen Blick zurück in die Firmengeschichte von Peter Haber Spielwelt wagte Irene Höhler kürzlich in den sozialen Netzwerken. Demnach gründete Peter Haber 1896 eine Buchbinderei in Bad Camberg. Die Tochter Maria übernahm das Geschäft in den 1950er-Jahren mit einem etwas geänderten Sortiment. 1980 wurde dann der Sohn Dieter Junghans Geschäftsinhaber. Es wurden immer mehr Spiel- und Schreibwaren geführt. Die Buchbinderei existierte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. 1993 übernahm dann der älteste Sohn Peter Franz Junghans das Geschäft. Es wurde zu einem Laden für Modelleisenbahnen, Modellbau und RC-Technik (Fernsteuerung) umgewandelt. Im Mai 1994 eröffnete Peter Franz Junghans in Diez die Peter Haber Spielwelt. „Ständig wurde immer etwas umgebaut, verändert und umgeräumt. Das hat sich bis heute auch nicht geändert“, so Irene Höhler. red