Dabei geht es um den geplanten Bau der Mittelrheinbrücke bei St. Goarshausen. Seit Ende Juni gebe es dazu einen raumordnerischen Entscheid, einer Baugenehmigung dürfte deshalb aus Sicht des Vereins „in absehbarer Zeit nichts mehr im Wege stehen“.
Aber was hat eine solche Brücke mit dem Verkehr in Limburg zu tun? Für den Verein ist das ein „Brückenschlag“ zwischen dem Flughafen Hahn im Hunsrück und der Autobahn bei Limburg. Nach dem Brückenbau gebe es zwischen dem Flughafen, der als Frachtflughafen ohne Nachtflugverbot eine wichtige Rolle spielt, eine direkte Ost-West-Verbindung über die B 274 über Nastätten und Katzenelnbogen und die B 54 durch Hahnstätten und Holzheim in Richtung Limburg. Dies müsse zudem mit den Plänen einer Ortsumgehung für Holzheim und einer Aartalumgehung betrachtet werden.
Das letzte Teilstück sei dann eine Südumgehung in Limburg. Doch der Bau dieser Umgehungsstraße dürfte sehr viel länger dauern als die Verwirklichung einer Mittelrheinbrücke, mit der die beiden Vereinsvertreter schon in wenigen Jahren rechnen. Der Güterverkehr könnte dann in Richtung Limburg geführt werden und in Limburg über die schon jetzt hoch belastete Diezer Straße in Richtung Schiedekreuzung und A 3. „Für Limburg allein wird die Südumgehung daher keine Lösung sein“, sagt Jung-König, weil schon in wenigen Jahren mit noch mehr Verkehr aus Rheinland-Pfalz zu rechnen sei.
Politische Debatte erwartet
Jörg Dönges weist auf eine weitere potenzielle Verkehrsbelastung für die Innenstadt hin, und zwar nach der geplanten Erweiterung des Diezer Industriegebiets zwischen Limburg und Holzheim, „ein Riesengebiet“. Es könne nicht sein, dass eine Kommune zu Verkehrslasten der anderen ein Gewerbegebiet baue. Der dadurch erzeugte Verkehr werde über die Südstadt oder die Diezer Straße laufen. „Wie sinnvoll ist es, die Bevölkerung mit noch mehr Feinstaub zu traktieren?“, fragt Dönges. Inwieweit gebe es dazu Gespräche zwischen den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen sowie zwischen Diez und Limburg, fragt er sich.
„Wir sind keine Planer, und wir können keine Superlösung präsentieren“, räumt Dönges ein. „Aber die derzeitige Lösung wird nicht ausreichen. Die Politik muss sich ehrlich machen. Der Verkehr kommt. Die Stadt Limburg kann nichts dafür. Auch der hessische Landesverkehrsminister kann nichts dafür. Aber er kann handeln.“ Zwar habe der Verein keine Lösung parat, eine Südumgehung allein sei es jedenfalls nicht, und „gar nichts tun, ist auch keine Lösung“, ergänzt Jung-König.
Der Verein mit seinen rund 230 Mitgliedern erwartet vor diesem Hintergrund eine politische Debatte. Faktisch schwingt dabei die Forderung mit, dass sich das Land Rheinland-Pfalz nicht allein auf eine Südumgehung in Limburg oder die bestehenden Straßen in der Domstadt verlassen sollte, sondern über andere Anbindungen an die A 3 nachdenken sollte, zum Beispiel in Höhe von Zollhaus, und dass der noch amtierende hessische Landesverkehrsminister der Grünen, der möglicherweise auch künftig dieses Amt innehaben wird, nicht nur Nein zu einer Südumgehung sagen könne, ohne sich für eine andere Verkehrslösung einzusetzen, schließlich sei das hessische Limburg der Leidtragende des Verkehrs aus Rheinland-Pfalz.
Mehrere Initiativen
Gegen eine Südumgehung engagiert sich noch ein Verein, der diese explizit auf der „Alttrasse“ ablehnt, ein seit Jahrzehnten frei gehaltener Grünstreifen mitten durch die Südstadt und Blumenrod. Diese „Alttrasse“ gilt schon seit 2012 als von den Limburger Stadtverordneten mehrheitlich gewünschte Vorzugstrasse, die verwirklicht werden soll. Dafür setzt sich auch eine im März 2022 gegründete Bürgerinitiative ein, die einen möglichst langen Tunnel favorisiert.
Der Verein “Keine Südumgehung Limburg" ist vor allem gegen eine Südumgehung an Blumenrod vorbei, weil diese Trasse mitten durch ein Vogelschutzgebiet führen würde. Diese Variante ist zwar vom Tisch. Doch so ganz traut der Verein dem Ganzen nicht. „Ein gewisses Restrisiko ist noch da, auch wenn zu 95 Prozent der Ball bei der Alttrasse liegt“, sagt Vorstandsmitglied Jörg Dönges. dick