Eigentlich ist es eine gute Nachricht, dass die Aarbrücke in der Diezer Bismarckstraße saniert werden soll, nachdem eine Untersuchung dort bereits 2021 erhebliche Schäden festgestellt hatte. Trotzdem sagt Axel Wagner vom Bauhof der Stadt Diez: „Mir blutet gerade das Herz.“ Was ist also los? Die Antworten stehen an beiden Enden der Brücke: Es geht um zwei, jeweils rund 19 Meter hohe und etwa 75 Jahre alte Winterlinden. „Die Bäume sind gesund“, betont der Experte. Dennoch sollen sie in den kommenden Wochen gefällt werden.“
Um die Öffentlichkeit schon einmal auf diesen Schritt vorzubereiten, informiert er an Ort und Stelle über die Hintergründe der Aktion – jedenfalls soweit sie in seine Expertise als Stadtgärtner fallen. Und da hat er nur Gutes über die beiden Linden zu sagen: „Sie haben kein Totholz in der Krone.“ Selbst bei einem Sturm im vergangenen September löste sich nur ein Ast, und auch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre hatten die Bäume gut gemeistert. So zeigt die Baumrinde keine Risse. „Neutriebe und Zuwachsrate sind ebenfalls in Ordnung.“ Ironischerweise wäre eine Bruthöhle im Stamm ein mögliches Argument, um einen Baum aus naturschutzrechtlichen Gründen zu erhalten. Das Taubennest oben in der Krone stellt dagegen keinen Hinderungsgrund dar.
Versorgungsrohre kommen unter die Aar
Notwendig sind die Baumfällungen aufgrund des geplanten Brückenneubaus. Dieser soll auf Höhe des bestehenden maroden Bauwerks entstehen. Lange offen war dabei die Frage, ob die Versorgungsleitungen zum Wohngebiet Schläfer im Neubau integriert oder unterhalb des Flussbettes verlegt werden sollen. „Sobald das geklärt ist, können die weiteren Planungsschritte und die Ausschreibung erfolgen“, lautete im vergangenen Jahr die Auskunft der Verwaltung zum weiteren Vorgehen. Nun ist die Entscheidung gefallen. Eine Integration der Rohre in den Neubau ist offenbar nicht zulässig, stattdessen sollen sie unter der Aar verlegt werden. Und da beginnen die Probleme für die beiden Linden, denn sie stehen im Weg.
„Wir kämpfen um jeden gesunden Baum im Stadtgebiet.“
Stadtbürgermeisterin Annette Wick bedauert die Entfernung zweier gesunder Linden.
„Verlegt werden dicke Kunststoffrohre, die sich nur schwer biegen lassen.“ Entsprechend weit von der Brücke muss das Bohrloch gegraben werden, damit man den für die Rohrverlegung geeigneten Winkel trifft. „Die Baumfällungen passieren jetzt recht bald“, so Wagner. Zum einen liegt das an der nahenden Brut- und Setzzeit, die ab 1. April wieder gilt. Zum anderen besteht jetzt auch der Ehrgeiz, nach Jahren der Vorbereitung im Sommer mit den Baumaßnahmen beginnen zu können, und dann brauchen die Bauarbeiter freie Bahn. „Wir kämpfen um jeden gesunden Baum im Stadtgebiet“, bedauert jedoch auch Stadtbürgermeisterin Annette Wick die Aktion.
Arbeiten benötigen nur wenige Stunden
„Die Kosten für die Fällarbeiten werden erfahrungsgemäß im niedrigen vierstelligen Bereich liegen“, schätzt Wagner. Beauftragt wird „einer der üblichen Verdächtigen“, also eine der rund sechs Fachfirmen, die der Bauhof schon früher eingesetzt hatte. Die Arbeiten sollten dann auch innerhalb weniger Stunden erledigt sein, sodass es wohl nur zu kurzen Vollsperrungen kommt.