Rebhühner gesichtet
Diezer Christiansweg wichtig für Biodiversität
Der Traktor von Landwirt Michael Priester mit Mulcher bei der Arbeit am frühen Samstagmorgen auf der Blühfläche am Diezer Christiansweg.
Ernfried Groh

Zweieinhalb Hektar Blühfläche gibt es am Diezer Christiansweg. Nun soll die Fläche zur Förderung der Biodiversität umgestaltet werden.

Von der Natur begünstigt? Mit der Diersteiner Au, dem Robert-Heck-Park, dem Landschaftspark Wirt und vielen anderen Flächen ist Diez eine Stadt „im Grünen“. Damit das auch so bleibt, hatte der Diezer Stadtrat 2021 einen Biodiversitätsplan beschlossen. Seitdem werden jährlich Dutzende von Naturprojekten umgesetzt. Die Koordination übernimmt dabei der Förderverein Blühende Lebensräume Diez mit ihrem Vorsitzenden Ernfried Groh. Eine der Maßnahmen ist die Pflege der Blühbrache am Diezer Christiansweg. Diese Fläche wurde nun jedoch kürzlich umgebrochen.

„Zweieinhalb Hektar Blühflächen zwischen der Seniorenresidenz und dem Hain konnte der Förderverein seit 2021 zum Blühen bringen“, blickt Groh auf die Aktion zurück. „Das geschah mit Unterstützung der Nassauischen Sparkasse, den Jagdpächtern, dem Lions Club Diez Oranien, dem NABU Rhein-Lahn und dem Landwirt Michael Priester“, dankt er noch Unterstützern und Beteiligten für die gute Zusammenarbeit. Eingesät wurde damals eine mehrjährige Saatgutmischung mit blütenreichen Kulturarten und heimischen Wildkräutern. „Anders als bei jährlich angelegten Blühflächen, bei denen einjährige Blühpflanzen, wie zum Beispiel Sonnenblumen, das Erscheinungsbild prägen, sind es bei den mehrjährigen Flächen mit nachlassender Blühfreudigkeit vor allem weiße und rote Lichtnelken, gelber Wiesenpipau, Schafgarbe, Hundskamille, Hornkraut, Wegwarte, Natternkopf, Nachtkerzen, Borretsch und Fenchel“, beschreibt Groh den natürlichen Vegetationsverlauf. „So kam es auch am Christiansweg, wobei im Laufe der Jahre vor allem die Wilde Karde das Aussehen der Flächen prägte.“

Rebhühner fotografiert

Auf den zweieinhalb Hektar entstand so ein ganzjähriges Nahrungsangebot und ein sich selbst überlassener und ungestörter Rückzugsraum für Wildtiere, Vögel und Insekten, zieht Groh Bilanz. „Besonders im Winter konnten die trockenen Stängel und Halme Deckung für Hasen und Feldvögel sowie zahlreichen Insekten eine Struktur für Eier, Larven und Puppen für die Überwinterung bieten.“ Einen besonderen Erfolg dieser Maßnahmen konnte Enkel Julian Groh im Oktober fotografieren, als ihm eine Kette von insgesamt 15 Rebhühnern über den Weg lief. Diese hatten sich unter den Hecken neben dem Schuppen im Aussiedlerhof aufgehalten. „Damit haben wir erstmals einen Fotobeweis, dass eine ganze Brut Rebhühner groß geworden ist und sich im Hof am Hain, aber auch in der Diersteiner Au und im Bereich der Blühflächen am Diezer Christiansweg , wo sie ebenfalls gesehen worden sind, aufhält“, freut sich Ernfried Groh. 

Eine Kette von Rebhühnern waren im Bereich Christiansweg, Hain und Diersteiner Au im Oktober gesichtet worden.
Julian Groh

Laut dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist die Rebhuhnpopulation im Land zwischendurch auf einen Rest von etwa 50.000 Brutpaaren geschrumpft. „Das Rebhuhn ist vielerorts lokal ausgestorben, es kommt nur noch in etwa 16 Prozent der Jagdreviere vor“, schreiben die Naturschützer auf ihrer Internetseite. „Bleibt zu hoffen, dass sich die Rebhühner weiter vermehren und dann wieder die Natur bereichern“, betont Groh. Mit den Blühflächen und den naturnahen, mit Unterstützung der Landwirte gepflegten Wirtschaftswegen hat der Verein dafür nun wichtige Voraussetzungen geschaffen. „Daran wollen wir in unserem Bemühen zur Förderung der Biodiversität festhalten.“

Fortgesetzte landwirtschaftliche Nutzung

Auf den Blühflächen am Christiansweg war jetzt allerdings Zeit für Veränderung. Denn mit dem natürlichen Rückgang der mehrjährigen Blühpflanzen und den damit einhergehenden Bestandsveränderungen nahm dort auch die Biodiversität ab. „Um diese Blühflächen für die Zukunft als Lebensraum und attraktives Landschaftselement für die Stadt Diez zu erhalten, werden sie in diesem und im nächsten Jahr gemulcht, umgebrochen und dann wieder neu angelegt“, erklärt Groh die Vorgehensweise. Mit diesem geplanten zeitversetzten Umbruch können Pflanzen, Tiere und Insekten jeweils auf erhaltene oder neu angelegte Flächen ausweichen. Nun wurde zuerst die in Richtung Hain liegende Hälfte gemulcht und soll, wenn der Boden leicht gefroren ist, auch umgepflügt werden. Nach der Einsaat im späten Frühjahr sollen dort im Sommer Sonnenblumen blühen und ein Jahr später wieder mehrjährige Blühflächen angelegt werden. Durch diese Vorgehensweise bleibt auch der landwirtschaftliche Charakter der Flächen erhalten.

„Für die Finanzierung der umgestalteten Blühflächen am Diezer Christiansweg sucht der Förderverein Blühende Lebensräume Diez daher Sponsoren.“
Trotz des umfangreichen ehrenamtlichen Engagements vieler Beteiligter, fallen auch Kosten an, weiß Ernfried Groh.

„Genauso wird dann im nächsten Jahr mit den Restflächen verfahren.“ Um ein Jahr zeitversetzt entstehen so am Christiansweg wieder artenreiche Blühflächen, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Entwicklungen im Aussehen, ihrer Attraktivität und ihrem Nutzen für den Artenschutz über mehrere Jahre ergänzen. Zusammen mit der geplanten Erweiterung der Schutzzone in der benachbarten Diersteiner Au um einen weiteren Hektar sei man in Sachen Biodiversität auf dem richtigen Weg. Ein Vorgehen, das jedoch trotz der ehrenamtlichen Arbeit vieler Aktiver auch Geld kostet. „Für die Finanzierung der umgestalteten Blühflächen am Diezer Christiansweg sucht der Förderverein Blühende Lebensräume Diez daher Sponsoren“, sagt Groh. Spender können sich an den Verein per E-Mail an blrdiez@web.de oder unter Telefon 0152 2899 0546 wenden oder das Spendenkonto bei der Nassauische Sparkasse DE23 5105 0015 0630 2843 21 nutzen.

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