Diebstähle, Ordnungswidrigkeiten und Belästigungen - Bürger fordern Behördenreaktion
Diebstähle und Belästigungen: Frau sorgt für viel Ärger in Katzenelnbogen – Bürger fordern Hilfe der Behörden
Der Serres-Platz an der Nassauischen Sparkasse (Naspa) im Katzenelnbogener Stadtzentrum ist nicht nur für Jugendliche ein beliebter Aufenthaltsort, auch die aktuell im Fokus der Debatte stehende mutmaßliche Somalierin hält sich dort häufiger auf. Fotos: Uschi Weidner
Uschi Weidner

Stadtgespräch in Katzenelnbogen: Eine Frau hebt ihre Kleidung hoch und erleichtert sich mitten auf einem Parkplatz in der Innenstadt, direkt neben der Hauptstraße. Und das offenbar nicht zum ersten Mal. Anwohner und Ladenbesitzer fordern daher, dass der Frau geholfen wird. Was ist aber bisher über den Fall bekannt?

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Laut Aussagen betroffener Anwohner handelt es sich bei der Frau offenbar um eine Somalierin, die von der Ausländerbehörde in Katzenelnbogen untergebracht wurde. Dort lebt sie inzwischen in ihrer bereits dritten Wohnung, hat unter anderem Reimund Theis beobachtet. Theis war bis vor wenigen Tagen noch Mitglied des Katzenelnbogener Stadtrats und hat in der Sache auch privat einen Brandbrief an Landrat Jörg Dennighoff geschrieben. Darin kritisiert er mit deutlichen Worten die nach seiner Meinung bisher ausbleibende Reaktion der Kreisverwaltung. Denn er und seine Frau gehören zum Team der zentral in der Innenstadt gelegenen Schloss-Apotheke und der Parkplatzvorfall hatte sich im Sichtfeld des Ladengeschäftes ereignet.

„Sie trug eine Art Gewand und hatte keine Unterwäsche an: Man sah alles“, erzählt Apothekerin Anja Hübner. Vorher kam es wohl auch zu einem versuchten Diebstahl in einer Metzgerei, als sie einer Kundin in die Tasche griff, die setzte sich aber offenbar erfolgreich zur Wehr. „Sie klaut“, sagen mehrere Ladenbesitzer. „Die Frau braucht medizinische Betreuung“, vermutet Anja Hübner. Damit etwas in dieser Richtung passiert, wollte sie den Vorfall dem Ordnungsamt melden. „Sie müssen eine Anzeige bei der Polizei aufgeben“, wurde ihr dort gesagt. Ein Schritt, der ihr unangenehm war: „Denn die Polizei hat bestimmt Wichtigeres zu tun“, so ihre Vermutung.

Behörden suchen eine Lösung

„Der Sachverhalt ist uns bekannt“, sagt Silvia Gerz, Pressesprecherin bei der Polizeidirektion (PD) Montabaur. Bei der zuständigen Polizeiinspektion (PI) Diez seien Anzeigen im „niederschwelligen Deliktsbereich“ eingegangen. Dazu zählten unter anderem Diebstahl, Missbrauch von Notrufen und Ordnungswidrigkeiten. Alle Behörden – Polizei, Kreisverwaltung und Verbandsgemeinde – begleiten den Fall sehr eng und arbeiten an einer Lösung, betont Gerz. Wegen der Persönlichkeitsrechte könne man aber keine näheren Angaben machen.

Weitere Details hört man dagegen von verschiedenen Katzenelnbogener Geschäftsleuten. „Bei uns hat sie Hausverbot“, sagt zum Beispiel Bäckermeister Niko Zorn. Grund dafür seien Diebstähle und Belästigungen der Kunden. Auch dem Bäckermeister wurde geraten, Anzeige zu erstatten. „Die Verkäuferinnen werden immer nervös, wenn sie die Frau kommen sehen.“ Er selbst habe sie auch schon persönlich gebeten, das Geschäft zu verlassen.

Kuchen vom Teller geklaut

„Es ist sicher nicht schön, immer weggeschickt zu werden“, vermutet die Betreiberin eines nahen Cafés. „Sie hört aber, wenn man sie auffordert, zu gehen.“ Nötig wurde das zum Beispiel, nachdem sich die Frau im Café ungefragt zu Gästen gesetzt hatte. Wenigstens ein Gast zahlte danach und ging vorzeitig. „Und einer Kundin hat sie den Kuchen vom Teller genommen, nachdem sie vorher erfolglos nach Zigaretten gefragt hatte.“ Für das Kuchenstück gab es umgehend Ersatz. Dennoch: Für einen Gastronomiebetrieb ist dieses Fehlverhalten auf Dauer ein Problem.

„Sie müsste einmal in eine Betreuung, in der sie mehr Umgang mit Leuten hat“, so der Wunsch der Cafébetreiberin. Denn aktuell scheint die Somalierin rastlos durch die Straßen zu ziehen und willkürlich Passanten zum Teil aggressiv anzugehen. Hinzu kommt, dass sie wohl regelmäßig, ohne auf den Verkehr zu achten, über die stark befahrene Hauptstraße läuft. „Sie muss schwer traumatisiert sein“, vermutet daher Simone Klockhaus, Inhaberin eines Blumengeschäfts. Sie schätzt das Alter der Frau auf zwischen 40 und 50 Jahren. „Es ist aber schwer einzuschätzen.“

„Als Stadt haben wir keine direkten Handlungsoptionen, aber wir nehmen die Hinweise der Bürgerinnen und Bürger sowie der Geschäftsleute sehr ernst.“

Stadtbürgermeisterin Petra Popp zur aktuellen Lage

War das Verhalten aber immer schon so extrem? Da gehen die Beobachtungen auseinander. „Über Monate saß sie oft nur auf der Sitzbank am Serres-Platz vor der Naspa“, so Klockhaus. Dort bettelte sie um Zigaretten. Andere sagen hingegen, dass die Frau immer schon auffällig war. Der Tabak scheint aber der einzige sichtbare Drogenkonsum zu sein. „Denn sie wirkt nicht alkoholisiert“, sind sich alle Beobachter einig. Und wie geht es nun weiter?

Direkt in der Nachbarschaft des Serre-Platzes befinden sich auch zahlreiche Geschäfte.
Uschi Weidner

Diese Frage stellen sich gerade viele Geschäftsinhaber. Denn aktuell ist das vorherrschende Gefühl, dass sich vonseiten der Behörden in dem Fall wenig bewegt. Auf die Sache angesprochen wurde daher auch Stadtbürgermeisterin Petra Popp. Diese habe geraten, alle Vorfälle zur Anzeige zu bringen. „Denn als Stadt haben wir keine direkten Handlungsoptionen, aber wir nehmen die Hinweise der Bürgerinnen und Bürger sowie der Geschäftsleute sehr ernst“, erklärt Petra Popp auf Anfrage. Deshalb steht man auch im engen Austausch mit der Verbandsgemeinde (VG) und dem Rhein-Lahn-Kreis als zuständige Behörde.

„Gemeinsam mit dem Ersten Beigeordneten der VG Aar-Einrich, Marcel Willig, habe ich diese Woche weitere Maßnahmen angestoßen und in die Wege geleitet“, so die Stadtbürgermeisterin. „Und wir hoffen auf eine schnelle Umsetzung durch die entsprechenden Stellen.“ Sie erwarte nun, dass möglichst kurzfristig etwas passiert. Da wird unsere Zeitung dran bleiben.

Stellungnahme der Verwaltung des Rhein-Lahn-Kreises
„Der Fall wird seitens unserer Behörde mit den verschiedenen Fachabteilungen (Ausländerbehörde, Gesundheitsamt) sehr eng begleitet, und hier wird an einer Lösung gearbeitet. Auch mit der Verbandsgemeinde arbeiten wir zusammen, ebenfalls involviert ist die PI Diez. Bei strafrechtlicher Relevanz kann eine Anzeige bei dieser aufgenommen werden, dies haben uns gegenüber auch die Vertreter der PI Diez so nicht nur bestätigt, sondern auch als sinnvoll erachtet. Die Polizei ist so in der Lage, die Vorfälle zu dokumentieren, was für die spätere Bearbeitung und Verfolgung von Delikten durch die zuständigen Behörden von großer Bedeutung ist. Nähere Informationen sind aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.“ red

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