Zwei Erkrankte haben die Infektion nicht überlebt. Nach Auskunft von Michael Heidrich, dem kaufmännischen Geschäftsführer der Friedenswarte, lagen am Nachmittag noch nicht alle Testergebnisse vor. „Wir gehen davon aus, dass es weitere positive Tests geben wird“, sagte er auf RLZ-Anfrage. Getestet wurden auf Veranlassung des Kreisgesundheitsamtes alle Bewohner und Mitarbeiter.
Nach Mitteilung der Kreisverwaltung wurden alle positiv getesteten Bewohner in einem Wohnbereich zusammen untergebracht. Eine weitere Verbreitung des Virus soll unter anderem durch das konsequente Tragen persönlicher Schutzausstattung, die kontinuierliche Verwendung von FFP 2-Masken verhindert werden.
Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, sollen positiv auf Covid-19 getestete Mitarbeiter, die keine Symptome haben, die positiv getesteten Bewohner versorgen dürfen. Dafür stellt das Gesundheitsamt so genannte Legitimationsbescheinigungen aus. „Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situation und stellen den Betrieb der Einrichtung mit allen verfügbaren Kräften sicher“, sagt Friedenswarte-Geschäftsführer Heidrich.
Dennoch fährt das Haus Hohe Lay aufgrund der hohen Zahl erkrankter Mitarbeiter auch personell am Limit. Der Kreis wird Heidrich zufolge bei der Bundeswehr um Hilfe bitten, damit diese beispielsweise Manpower für logistische Aufgaben bereitstellt. Zugleich hat der Träger einen Hilferuf veröffentlicht und hofft, dass sich ausgebildete Pflegekräfte mit freien Kapazitäten melden, die einige Tage im Haus Hohe Lay mit anpacken, damit die Bewohner trotz der Situation umsorgt werden können.
Das Coronavirus hat das Haus Hohe Lay, das laut Internetseite maximal 100 Bewohner aufnehmen kann, bis Mitte Dezember verschont. „Wir hatten zuvor keinen einzigen Fall, weder unter den Bewohnern, noch unter den Mitarbeitern“, erklärt der kaufmännische Geschäftsführer Michael Heidrich. Der Pandemieplan und ein Konzept zum Einsatz von Schnelltests stünden im Einklang mit den Vorgaben der Behörden. Auch bei der Regulierung der Besucher habe man sich genau an die Vorgabe der Landesverordnung gehalten. Diese müssen seit 1. Dezember in Pflegeeinrichtungen eine FFP 2-Maske tragen.
Offenbar im Zuge routinemäßiger Schnelltests kam es dann am vorvergangenen Wochenende bei einem Bewohner zu einem positiven Ergebnis. Bereits am Dienstag vergangener Woche war seitens des Gesundheitsamtes von mehreren Bewohnern und Mitarbeitern die Rede, deren Tests positiv auf Covid-19 ausgefallen seien. Genaue Zahlen wurden damals nicht genannt. Aufgrund der großen Zahl positiver Schnelltests wurden dann Ende vergangener Woche sämtlichen Bewohnern und Mitarbeitern der Einrichtung Abstriche für zuverlässigere PCR-Tests abgenommen. Am Samstag lagen bereits 40 positive Ergebnisse vor. Bis Montag war die Zahl bereits auf 75 positive Tests gestiegen.
Auf welchem Wege das Virus in die Senioreneinrichtung in Nassau gelangt ist, ist laut Einrichtungsträger unklar. „Ich habe dafür keine Erklärung“, sagt Michael Heidrich. „Wir wissen es im Moment nicht.“ Die Folgen sind schon jetzt dramatisch. Mindestens zwei Bewohner des Haus Hohe Lay wurden aufgrund ihrer starken Symptome im Zuge der Corona-Infektion in Krankenhäuser gebracht. Am Samstag wurde der Rettungsdienst in das Haus Hohe Lay gerufen, wo er nur noch den Tod eines Patienten feststellen konnte.
Zudem befanden sich laut Kreisverwaltung mehrere Bewohner in schlechtem Zustand. Der diensthabende Notarzt alarmierte daraufhin die Schnelleinsatzgruppe, die mehrere Bewohner durch Infusionslösungen weitestgehend stabilisierte. Gestern wurde offiziell der Tod zweier Bewohner der Nassauer Pflegeeinrichtung bekannt gegeben. Demnach starben ein 88-Jähriger und ein 81-Jähriger an den Folgen der Coronainfektion. Beide wiesen laut Kreisverwaltung Vorerkrankungen auf.
Aktuell herrscht im Haus Hohe Lay absolutes Besuchsverbot. In anderen Einrichtungen des Diakoniewerks Friedenswarte wurden die Regelen verschärft, Besuchszeiten reduziert und die Dauer des Aufenthaltes auf eine Stunde begrenzt. Es dürfen sich maximal zwei Besucher zur gleichen Zeit in der Einrichtung aufhalten. Abstand, FFP 2-Masken und Desinfektion der Hände sind Pflicht.