In der ersten Etage des Rohbaus versammelten sich am späten Vormittag rund 200 Gäste, darunter auch Finanzstaatssekretär Uwe Becker (CDU). Das Land Hessen miete die Räume für das Finanzamt an, erklärte er, mit einer Vertragslaufzeit von 15 Jahren plus einer Verlängerungsoption von fünf Jahren.
Finanzamt ist auf drei Etagen untergebracht
Bevor es zu dem Vertragsabschluss gekommen war, hatte das Finanzministerium entschieden, die beiden Standorte des Finanzamts in Limburg und in Weilburg zu fusionieren mit der Domstadt als zentralem Sitz. Am Ende standen zwei Standorte zur Auswahl: entweder ein Neubau im ICE-Gebiet oder ein Neubau an der B 8 gegenüber von Kaufland. Den Zuschlag bekam die Müller & Müller Gruppe. Dass das Projekt „Gemini Plaza“ in dieser Form verwirklicht werden kann, hat entscheidend mit dem Ankermieter Finanzamt zu tun. Gut die Hälfte der 12.000 Quadratmeter Mietfläche in dem sechsgeschossigen Gebäude (ohne die Parkplätze in der Tiefgarage) entfällt auf das Finanzamt. Wie Christoph Müller auf Anfrage mitteilt, wird das Finanzamt die Hälfte der ersten Etage sowie die zweite und dritte Etage einnehmen.
Die Mitarbeiter des Finanzamts werden dort in Großraumbüros arbeiten. Die Freude darüber, nicht mehr im eigenen Büro arbeiten zu können, soll sich bei dem einen oder anderen Mitarbeiter noch in Grenzen halten. Sie werden sich vom kommenden Herbst an das sogenannte „Multi-Space-Konzept“ gewöhnen müssen, eine freie Fläche mit verschiedenen voneinander abgegrenzten Arbeitsbereichen. Feste Arbeitsplätze mit einem Bild der Kinder an der Wand oder der eigenen Büropflanze im Blick wird es nicht mehr geben. Wer einen ruhigen Ort für Gespräche braucht, kann sich zum Beispiel in einen Glaskasten zurückziehen.
Der zweite wichtige Ankermieter wird Aldi sein. Der Discounter scheint sich vom neuen Standort an der B 8 sehr viel mehr Umsatz zu versprechen, denn im Gegenzug gibt er seinen Markt in Offheim auf, was dort für Entsetzen gesorgt hat. Die Zeiten des steten Wachstums scheinen für den Discounterriesen erst einmal vorbei zu sein. Was mit dem Aldi-Gebäude in Offheim geschehen soll, wisse die Stadt auch noch nicht, sagte Bürgermeister Marius Hahn (SPD).
Finanzamt und Aldi stehen für 80 Prozent der Miete
Zuvor hatte er sich beim Investor für das Projekt bedankt, das nicht nur von ihm selbst, sondern auch von CDU, SPD und FDP unterstützt worden war. Das Richtfest mit einem besonderen Bürogebäude für die Stadt sei „ein schöner Tag“ für ihn. Das „Gemini Plaza“ sei ein Zeichen von Leistungsfähigkeit und stehe für Vertrauen in den Standort Limburg. „Unser Land wird oft schlechtgeredet“, sagte Hahn. „Wir sind viel besser, als man uns weiß machen will, das gilt für die Stadt, den Landkreis, das Land Hessen und die Bundesrepublik. Sie sehen heute einen sehr glücklichen Bürgermeister“, sagte Hahn.
Allein das Finanzamt und Aldi machten 80 Prozent der künftigen Mieteinnahmen aus, sagte Bauherr Christoph Müller. Ein weiterer Mieter wird die Bäckerei Huth sein. Fast 90 Prozent der zur Verfügung stehenden Fläche ist damit vermietet. Die weiteren Eckdaten des Bürogebäudes: Mit einer großen Tiefgarage stehen insgesamt 380 Parkplätze mit 38 Ladesäulen für E-Autos zur Verfügung. Außerdem können 130 Fahrräder abgestellt werden.
Und was wird aus dem zweiten „Gemini Plaza“-Gebäude? Als die beiden Bauherren der Stadt ihr Projekt vorstellten, war von einem weiteren Gebäude mit Wohnungen die Rede. „Wir wollen das zweite Gebäude bauen“, so Christoph Müller. Es seien weiterhin rund 100 kleinere Wohnungen vorgesehen, dafür gebe es einen Bedarf in Limburg. Allerdings gehe es erst einmal darum, das erste Gebäude komplett fertigzustellen und die noch freien Flächen zu vermieten. Und natürlich würden am Ende auch die Höhe der Zinsen und die Baukosten eine Rolle spielen.
Dem Investor gehören auch Einkaufszentrum und Büroturm
Am Richtfest nahmen auch Landrat Michael Köberle und dessen Vorgänger Manfred Michel (beide CDU) teil. Limburger Stadtverordnete waren ebenfalls anwesend, wie unter anderem der Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses, Richard Eisenbach (CDU), und Maximilian Acht (FDP). Die Müller & Müller Gruppe ist ein inhabergeführter Immobilieninvestor aus Limburg, dem unter anderem das Einkaufszentrum mit Kaufland, der benachbarte Büroturm mit der Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises und das angrenzende Gebäude mit dem Gartencenter Dehner gehört.