Zwischen Bad Camberg, Limburg und Montabaur gibt es an der Autobahn 3 insgesamt fünf Autobahnraststätten, jeweils zwei in der Kurstadt und im Westerwald und eine in der Domstadt. Die Parkplätze sind vor allem für Lkw-Fahrer wichtig, um abends ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten zu können. Doch im Laufe der Jahrzehnte stieg die Zahl der Lkw deutlich schneller als die zur Verfügung stehenden Stellplätze an den Autobahnen. Die Folge: Nach Angaben des Auto Clubs Europas (ACE) fehlen in Deutschland, immerhin das größte Transitland in Europa, mittlerweile rund 20.000 Lkw-Stellplätze entlang der Autobahnen. Und das gilt auch für unsere heimischen Raststätten.

Der ACE widmet sich in diesem Jahr deshalb dem Problem des „Lkw-Parkplatzmangels als Verkehrsrisiko“ und überprüft in diesen Wochen in einer Stichprobe rund 100 Autobahnraststätten in Deutschland. Wie viele offizielle Lkw-Parkplätze gibt es, wie viele sind in den Abendstunden schon belegt, wie viele Lkw-Fahrer parken gezwungenermaßen falsch oder blockieren sogar Pkw-Stellplätze, und wie viele Verkehrsgefährdungen gibt es? Mit diesen Fragestellungen waren auch die beiden heimischen ACE-Vertreter, Werner Knetsch-von Heynitz und Willi Kerkes, am Dienstagabend an den fünf Autobahnraststätten der Region unterwegs.
Ihre Bilanz ist ernüchternd. Überall standen zu viele Lkw falsch, weil es nicht genügend offizielle Stellplätze gibt, und immer wieder stellten die beiden sogar Verkehrsgefährdungen durch Lkw fest, jeweils vier Mal an den Standorten Bad Camberg Ost (Richtung Köln) und Heiligenroth (Richtung Frankfurt), drei auf der Anlage Bad Camberg West (Richtung Frankfurt) und jeweils zwei Verstöße auf den Raststätten Limburg Ost und Montabaur (beide in Richtung Köln). Gemeint sind damit Lkw-Fahrer, die an Ein- oder Ausfahrten für ihre Nachtruhe stehen geblieben sind oder durch ihre falsch geparkten Fahrzeuge Durchfahrten zu sehr verengt haben.
Mehr als 100 Lkw-Fahrer parken falsch
Aber auch die Lkw-Fahrer, die falsch parken, ohne jemanden zu gefährden, sind ein Problem, weil sie die Not der fehlenden Lkw-Stellplätze sehr deutlich machen: An den Standorten Bad Camberg West und Heiligenroth standen nach Angaben des ACE jeweils rund 40 Lkw falsch, an Bad Camberg Ost 35, an Limburg Ost 30 und an Montabaur rund 20. Besonders krass war die Situation auf der Rastanlage Heiligenroth, denn von den dort notgedrungen falsch abgestellten Lkw standen immerhin zehn Fahrzeuge auf Pkw-Parkplätzen. Aber auch an den anderen vier Standorten wichen vereinzelt Lkw-Fahrer auf Auto-Parkplätze aus.
Ziel der Aktion des ACE ist es, die Politik wachzurütteln, um das Grundproblem zu lösen. Auch hier dient die Region leider als bestes (Negativ-)Beispiel: Schon vor zehn Jahren verschwand die Autobahnraststätte Limburg West (Richtung Frankfurt) und damit dringend benötigte Lkw-Parkplätze. Sie musste dem Bau der Lahntalbrücke (Autobahn) weichen, weil die Fahrbahn verschwenkt und die Fläche der Raststätte dafür benötigt wurde. Bis heute gibt es für den Wegfall keinen Ersatz. Diesen zu finden, ist seit mehreren Jahren die Aufgabe der Autobahn GmbH, die für den Bund tätig ist. Ob und wann und wie die Lösung aussieht, steht bislang in den Sternen.
Deges hat Erweiterungspläne für Limburg zurückgestellt
Um die Erweiterung der Standorte Limburg und Bad Camberg (für mehr Lkw-Stellplätze an der Autobahn) kümmert sich hingegen die „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“, kurz Deges; neben dem Bund sind zwölf Bundesländer deren Gesellschafter, darunter seit dem Jahr 2010 das Land Hessen. Doch auch die Deges kommt am Standort Limburg nicht weiter, sodass die Ausbaupläne hier für mehr Lkw-Stellplätze zumindest bis zum Jahr 2030 auf Eis gelegt worden sind. Auf Anfrage teilte eine Sprecherin mit, die Deges sei für rund 100 solcher Projekte verantwortlich und habe „priorisiert“. Mit anderen Worten: Die Deges konzentriert sich bis 2030 auf die Standorte, die am schnellsten erweitert werden können. Limburg ist nicht dabei.
Eine Erweiterung der bestehenden Anlage Limburg Ost ist zwar möglich, aber nicht in der gewünschten Größenordnung. Die eine Alternative, eine komplett neue Rastanlage an einer anderen Stelle auf Limburger Gemarkung zu bauen, stößt auf heftigen Widerstand der Stadt. Und die andere Alternative, den bestehenden Standort etwas zu vergrößern und auf Limburger Gemarkung an der A3 einen reinen Lkw-Parkplatz zu bauen, wird bis zum Jahr 2030 nicht weiter verfolgt. Die Zahl der Lkw wird bis dahin weiter wachsen.
