Angler-Club Oberlahnstein (ACO) lud Kommunalpolitik, Oberbürgermeister und Hafenbetriebe zur Diskussion ein
Die Buga in Lahnstein kommt: Müssen Angler umziehen?
Wie geht es weiter mit dem Anglerheim des Angler-Clubs Oberlahnstein am Hafenköpchen? Darüber diskutierten kürzlich Vereinsvertreter mit Vertretern der Hafenbetriebe Rheinland-Pfalz und OB Lennart Siefert. Foto: Tobias Lui
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Die Lage ist verzwickt. Auf der einen Seite ein schmuckes Anglerheim, gelegen in einem herrlichen Stück Natur. Auf der anderen Seite eine Bundesgartenschau (Buga), die bis 2029 nicht nur Millionen Euro an Steuergeldern nach Lahnstein bringt, sondern auch eine Veränderung des Stadtbilds. Dass Veränderungen manchmal  schmerzhaft und frustrierend sein können, beweisen die Sorgen um das Anglerheim des Angler-Clubs Oberlahnstein (ACO) am Hafenköpchen.

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Jüngst diskutierten Mitglieder des ACO mit Oberbürgermeister Lennart Siefert und Vertretern der Kommunalpolitik von CDU, SPD, Grünen und FBL sowie den Hafenbetrieben Rheinland-Pfalz über die Zukunft des Anglerheims. Auch Alexander Voigt, ab Sommer Chef der Hafenbetriebe Rheinland-Pfalz, war dabei. Gesucht wurde die Lösung für ein echtes Vereinsproblem: Denn das Anglerheim steht im Buga-Kerngebiet und droht, über Jahre von der Außenwelt abgeschnitten zu werden.

Das von der Bugagesellschaft beauftragte Planungsbüro hat großes vor in Lahnstein: Ein Rheinpark vor der Stadtmauer in Oberlahnstein, ein Hanggarten am Hafenkopf sowie Molenpark und Park am Lahnufer sind nur einige der Ideen, die umgesetzt werden sollen. Die Hafenmole soll ein echter Anziehungspunkt werden. Doch mittendrin befindet sich das Anglerheim des ACO. Nach einer Brandstiftung vor elf Jahren war das Gebäude in ehrenamtlicher Arbeit von den Vereinsmitgliedern wieder liebevoll aufgebaut worden. „Für uns ist das unser Zuhause und das Vereinszentrum“, sagt Christian Gelber, der Erste Vorsitzende.

Umfangreiche Bauarbeiten stehen an

Ab dem Jahr 2026 wird es aber umfangreiche Bauarbeiten rund um den Hafen geben, alles wird umgestaltet. In der Böschung des Hanggartens entstehen zum Beispiel Sitzstufen, die mit Blick auf den Hafen zum Verweilen einladen sollen. Auch eine Rad- und Fußgängerbrücke wird entstehen, sie soll Ober- mit Niederlahnstein verbinden. Damit dies alles rechtzeitig bis zur Buga umgesetzt ist, braucht es großflächige Bauarbeiten.

„Zwischen 2026 und 2029 kann der gesamte Bereich am Hafenköpchen daher nicht betreten werden“, machte Oberbürgermeister Lennart Siefert bei dem Treffen mit Anglern, Kommunalpolitikern und Hafenbetrieben deutlich. „Natürlich weiß ich, dass dies ein großes Problem für den Verein ist.“ Dennoch müsse man das „gewaltige Investitionsprojekt für unsere Stadt“ wertschätzen, betonte Siefert. „Gleichzeitig suchen wir nach Lösungen, mit denen auch dem Verein geholfen ist.“

Auch nach der Buga kein Wegerecht für Angler

Doch wie schwierig eine solche Kompromisslösung ist, wurde bei dem Treffen, welches Klemens Breitenbach (CDU) organisiert hatte, deutlich. Denn auch nach der Buga wird das Hafenköpchen nicht so ohne Weiteres mit Fahrzeugen zu erreichen sein: Bis dahin besteht ein Rad- und Fußweg, ständiges Wegerecht für Fahrzeuge der Angler, die zum Beispiel ihr Material zum Anglerheim transportieren möchten, wird es nicht geben. Der Verein hingegen wünscht sich zumindest die Möglichkeit, einmal die Woche mit einigen Fahrzeugen hin- und zurückfahren zu können.

In der folgenden Diskussion kam ein möglicher Kompromissvorschlag auf den Tisch: Könnten nicht Zeitkorridore zur Ver- und Entsorgung des Anglerheims geschaffen werden? Die Zufahrt wäre beispielsweise über den Hafen möglich, zumindest wenn die Hafenbetriebe zustimmen würden. Doch können Fahrzeuge wirklich bei laufendem Hafenbetrieb entlang der Kaimauer fahren? Schwierig, auch wenn Alexander Voigt von den Hafenbetrieben versprach, dies prüfen zu lassen. Eine feste Zusage geben, ob hier Ausnahmegenehmigungen geschaffen werden könnten, mochte er nicht. Man werde die Möglichkeiten prüfen – und zeitnah Bescheid geben.

Buga braucht Ansage der Angler

Überhaupt ist der Faktor Zeit ein großes Problem, wie OB Lennart Siefert deutlich machte. „Die Bugagesellschaft braucht bald die Information, ob der Bereich am Anglerheim überplant werden kann – oder beispielsweise ein Zaun drum herum gebaut werden soll.“ Niemand wolle den Verein nötigen, das Zuhause aufzugeben, natürlich könne dieser auch bleiben. Aber innerhalb von zwei, drei Wochen brauche die Buga diese Info.

Klemens Breitenbach selbst ist Vorsitzender des Anglerclubs Niederlahnstein (ACN) – und dieser bot den Kollegen aus Oberlahnstein für die Bauzeit die Nutzung des Niederlahnsteiner Anglerheims an der Ahler Schleuse an. Die ACO-Vertreter zeigten sich dafür dankbar – aber auch ratlos im Hinblick auf die Zeit nach der Buga. Wie könnte eine Lösung aussehen? Lahnsteins Stadtchef bot an, die Stadt könne dem Verein bei der Suche nach einem Alternativstandort Anglerheim behilflich sein. Auch sei denkbar, dass die Stadt dem Verein das alte Gebäude abkaufe. „Mit diesem Betrag könnten Sie dann ein neues Anglerheim aufbauen.“

Wenn es aber keine Möglichkeit gibt, dann müssen wir verkaufen.

Vereinsvorsitzender Christian Gelber

Und wie hat der Vereinsvorsitzende die Veranstaltung empfunden? Sieht er Lösungen? „Zunächst einmal bin ich froh und dankbar, dass sich die Kommunalpolitik so einsetzt“, sagt Christian Gelber. Grundsätzlich würde der Verein gern am Hafen bleiben. Die dreijährige Zeit der Bauarbeiten könne man überbrücken („Es gibt einige Alternativen“). „Entscheidend für uns ist, wie die Zuwegung nach der Buga aussehen soll.“ Für diese müsse ja auch ein Rettungsweg geschaffen werden, „warum ermöglicht man also keine Zuwegung darüber?“ Einmal die Woche mit drei Autos, dies würde dem Verein schon reichen, versichert der Vorsitzende. „Wenn es aber keine Möglichkeit gibt, dann müssen wir verkaufen.“

Dann stelle sich allerdings die Frage, wie viel die Stadt überhaupt bereit sei, zu zahlen. Rund 57.000 Euro habe der Neuaufbau des Anglerheims nach dem verheerenden Brand im Jahr 2013 gekostet, rechnet er vor. „Im Vorjahr haben wir außerdem 12.000 Euro in eine Abwassersammelgrube gesteckt.“ Wenn man also tatsächlich irgendwo neu bauen müsse, komme es auf die Summe an, welche die Stadt für das Anglerheim zu zahlen bereit sei. Die Summe müsse ausreichen, ein vergleichbares Gebäude zu bauen. Am allerliebsten aber möchten Gelber und seine Vorstandskollegen am Hafenköpchen bleiben. „Auch weil wir davon überzeugt sind, dass der Angelverein an dieser Stelle eine Bereicherung für die Buga sein könnte.“

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