Comedy in Oberbachheim
Der Rocker vom Hocker treibt den Spaß auf die Spitze
Daran konnten sich auch viele Leute im Publikum erinnern: den Versuch, Mehrfarbminen gleichzeitig in den Kuli zu drücken.
Bernd-Christoph Matern

„Feuer frei“, so lautet der Titel des aktuellen Programms von Sven Hieronymus. Damit gastierte er jetzt in Oberbachheim. Und die Besucher feierten ihn mit starkem Beifall.

„Mit dem Rocker würde ich niemals tauschen wollen“. Der nach Mitleid lechzenden Anmoderation für den Kabarettisten Sven Hieronymus kommen im Oberbacheimer Dorfgemeinschaftshaus am Wochenende rund 200 Gäste nach. Ihr Mitgefühl äußert sich in anhaltend lautem Lachen, das zwei Stunden fast keine Pause kennt. Einen Garanten für einen urkomischen Abend haben die Oberbachheimer FF Feuerteufel da einmal mehr auf ihre Bühne im Blauen Ländchen geholt.

In seinem Programm „Feuer frei“ fordert der Kabarettist mit seinen Anekdoten übers Alltagsleben einst und heute ganz gehörig das Zwerchfell. Die Kinder sind zwar aus dem Haus und rauben ihm nur noch mit mancher Hiobsbotschaft am Telefon den Nerv. Dafür hat er jetzt ein Kind mit Fell zu betreuen. Pustend und prustend klebt das Publikum an den Lippen des Rockers, der eine Pointe nach der anderen abfeuert. Wenn seine Frau „Der Arme“ sagt, meint sie natürlich nicht ihn, sondern den aus dem Portugal-Urlaub aufgegabelten Vierbeiner, der sich aus der Garderobe ab und an mit einem lauten Wuff zu Wort meldet. „Warum kann der Hund nicht allein Gassi gehen wie andere Katzen auch?“, fragt der Rocker, um gleich noch ein paar komische Kaskaden über die selbst gebastelte Hundeklappe nachzuschieben.

In Erinnerung vergangener Partys geschwelgt

Alt geworden fühlt er sich als Ü-50-Jähriger. Das Gros des Publikums im Dorfgemeinschaftshaus fühlt ihm nach, wenn er in bierseligen Partyerinnerungen schwelgt, während heutzutage jeder auf seine Gesundheit achtet und mit alkoholfreiem „Fun“-Bier das Ende der Spaßgesellschaft eingeleitet wurde. Die Krönung sei, wenn man sich Essen noch selbst mitbringen solle; das wäre ja, wie wenn das Publikum die Witze für seine Show bringen sollte. „Früher hab ich mich von zu Hause weggeschlichen, um zur Party zu kommen, heute schleich ich mich von der Party weg, um heimzukommen.“ Köstlich seine Parodie auf die geschlechtsunterschiedliche Nutzung von Voice-Messages. Während Männer auf die knappe Einladung zum Feierabend-Bier mit einem Daumen hoch reagieren, „babbeln“ Frauen zwei Stunden am Stück das Smartphone voll. „Da spürst du doch beim Zuhören, dass du dümmer wirst.“

Beifall für einen gelungenen Kabarettabend gab es in Oberbachheim, zu dem die Feuerteufel Sven Hieronymus ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatten.
Bernd-Christoph Matern

Unter der langen blonden Haarmähne von Hieronymus sprüht der kreative Kabarettisten-Kopf nur so voller Witz und komischer Einfälle. Wer kennt ihn nicht, den Versuch, die Kugelschreiber mit mehreren Farbminen alle gleichzeitig runterdrücken zu wollen; aber auf die Idee, daran zu erinnern, muss man erst man kommen. Und wie er dann immer wieder herzlich-derbe aus vollem Mund Jugenderinnerungen wachruft, ist ein echtes Vergnügen. Mit aktuellem Bezug: Der gescheiterte Versuch, mit seinen beiden Kumpels vom Wehrdienst befreit und ausgemustert zu werden. Dann echauffiert er sich über unrealistische Krimis: „Haben sie schon mal einen Parkplatz gefunden, wenn sie eine Bank überfallen wollten?“.

Auch junge Leute wollten nach dem mehr als zweistündigen Programm vom Rocker noch ein Autogramm.
Bernd-Christoph Matern

Was ein echter Rocker vom Hocker ist, holt noch manch andere Schote aus der Vergangenheit zum Vorschein, die zum Schießen lustig sind, etwa über geklaute Platten und harte Musik-Proben in LSD-Moll. Hieromymus´ Erfolgsrezept: Ein total sympathisches Schlappmaul sprüht da auf der Bühne, der dem Publikum aus der Seele spricht und den Spaß auf die Spitze treibt, manchmal noch ein Stück höher. Wer demnächst vor dem Supermarkt versucht, die Kette des Einkaufswagens in den Schlitz des eigenen zu stecken, hat seine Show garantiert gesehen.

Obwohl das Wörtchen „früher“ ganz oft von der Bühne hallt, hat Hieronymus als Zugabe dann doch noch eine gereimte und ernst-aufrichtige Warnung vor Ewig-Gestrigen parat, gegen den rechten Mummenschanz und für Freiheit, Menschlichkeit und Demokratie. Starker Beifall.

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