Konzert der Musikschule
Dausenau: Erfrischende Musik im heißen Sommer
In der besonderen Atmosphäre der Dausenauer St.-Kastorkirche entfaltete das Sommerkonzert der Emser Musikschule seine ganze Wirkung.
Ulrike Bletzer. Bletzer Ulrike

Einen bunten Strauß von Klängen aus mehreren Jahrhunderten boten die Emser Musikschüler bei ihrem Sommerkonzert dar. Das Publikum in der Dausenauser St. Kastorkirche hatte große Freude an den ausgesuchten Musikstücken.

Lesezeit 4 Minuten

Einer der besten Aufenthaltsorte weit und breit war am vergangenen Sonntagnachmittag zweifellos die St.-Kastorkirche in Dausenau – und das gewiss nicht nur, weil dort deutlich kühlere Temperaturen herrschten als draußen in der brütenden Sommerhitze. Sondern auch, weil unter der Überschrift „Sommerkonzert – Forever Young?“ in vielerlei Hinsicht erfrischende Musik zu hören war.

Bereits zum 20. Mal hatte die Emser Musikschule zu ihrer Sommerveranstaltung ins Dausenauer Gotteshaus eingeladen – was streng genommen zwar kein Jubiläum, aber dennoch ein besonderer Moment zum Innehalten und Sich-Erinnern war. Aus eher bescheidenen Anfängen heraus habe sich das Sommerkonzert zu einer etablierten Veranstaltung entwickelt, blickte Michael Burovik, der die 1993 gegründete Musikschule seit 2005 gemeinsam mit Olga Gunia leitet, eingangs zurück und dankte dafür ausdrücklich den Wegbegleitern und Unterstützern – insbesondere der evangelischen Kirchengemeinde Dausenau, die die Kirche als Veranstaltungsort zur Verfügung stellt, und dem Verein Historisches Dausenau.

Vom Einfachen zum Anspruchsvollen

Und so konnte es denn an den Start gehen, das 20. Sommerkonzert, unter dessen Akteuren sich viele von den Vorjahren her bekannte Namen und Gesichter, aber auch einige „Neue“ befanden. Nach dem bewährten Muster „Vom Einfachen zum Anspruchsvollen“ zeigten nach der in großer Besetzung als „Intrada“ dargebotenen „Annen-Polka“ von Johann Strauss Sohn zunächst die jüngsten Emser Musikschüler ihr Können. Ob es Samuel Somi war, der am Klavier gemeinsam mit Olga Gunia Anne Terzibaschitschs fröhliche „Zirkuspolka“ spielte, seine Schwester Sara Somi mit der gälischen Melodie „Erstes Licht“ und dem Beitrag „Mein kleines Pony“ von Karin Daxböck oder Vivien Braun mit Cornelius Gurlitts „Thema mit Variation opus 228“ war – das war, wie in diesem Alter kaum anders zu erwarten, nicht immer perfekt, zeugte aber zweifelsohne von großem Talent und davon, dass die Lehrer der Emser Musikschule wieder einmal ganze Arbeit mit ihren Schützlingen geleistet hatten. Auch die anderen Solisten verstanden es, ihr Publikum in den Bann zu ziehen: Nachwuchs-Pianist Domenic Ochs zum Beispiel stieg gleich zwei Mal in den Ring und ließ am Klavier sowohl Ignaz Pleyels rhythmusbetontes „Rondo“ als auch die von Johann Sebastian Bach komponierte, nicht minder beschwingte „Musette D-Dur“ erklingen. Apropos Johann Sebastian Bach: Neben dem 1825 geborenen Johann Strauss Sohn zählt er zweifellos zu den „ganz großen Namen“ (O-Ton Michael Burovik), die zurzeit in der Musikwelt im Mittelpunkt stehen: 2025 jährt sich Bachs Geburtsjahr zum 340., sein Todesjahr zum 275. Mal. Nicht ganz so bekannt, aber ebenfalls jubiläumsverdächtig: Vom ukrainischen Komponisten Igor Schamo (1925 bis 1982) brachte Oscar Jacobi an den schwarz-weißen Tasten gekonnt das „Scherzo“ zu Gehör.

Gut zu wissen für die noch nicht ganz so versierten Nachwuchsmusiker: Sie werden bei ihrem großen Auftritt nicht allein gelassen, sondern von ihren Lehrern einfühlsam an die Hand genommen und unterstützt. So zum Beispiel Belana Scherer von Olga Gunia: Die beiden begeisterten am Klavier mit dem sehr schwungvoll vorgetragenen „Bouncin‘ Boogie“ der US-amerikanischen Komponistin Marta Mier.

Mit Schostakowitsch den Schlusspunkt gesetzt

In der Minderzahl, aber deshalb nicht weniger beeindruckend: die Solisten an den Saiteninstrumenten. Hier wusste zum einen Lio Schneider mit Matteo Carcassis „Andantino“ an der Gitarre und zum anderen Luise Greiner am Cello zu überzeugen. Sie spielte Ludwig van Beethovens „Contredance“ – ein Beitrag, der, wie Michael Burovik in seiner gewohnt kurzweiligen Moderation berichtete, bereits in 2020, dem 250. Geburtsjahr des Komponisten, erklingen sollte, dann aber wie die gesamte Veranstaltung einem tückischen kleinen Virus zum Opfer fiel.

Scheint fast so, als habe es ausschließlich Solo- und Duoauftritte gegeben. Von wegen: Neben der bereits erwähnten, festlichen „Annen-Polka“ setzten vier weitere Ensemblebeiträge dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf. Etwas „aus dem Rahmen“ fiel dabei der Nirvana-Titel „Smells Like Teen Spirit“, mit dem Sängerin Julia Schröer gemeinsam mit den E-Gitarristen Vladlen Korot und Joel Supp die altehrwürdige St.-Kastorkirche rockte. Ein paar Ecken traditioneller, aber genauso hörenswert kam Alois Melichars „In mir klingt ein Lied“ daher, das der österreichische Komponist nach einer Etüde von Frédéric Chopin geschaffen hat. Ebenso wie, als weitere Bach-Komposition, die „Badinerie“ aus der Orchestersuite h-Moll, mit der Olga Gunia, Naja Jezek und Helena Thomas an den Violinen und Michael Burovik am Klavier begeisterten. Oder der Carlos-Gardel-Tango „Por una Cabeza“, dem Michael Burovik, Linn Jezek, Naja Jezek und Olga Gunia die gebührende Dramatik verliehen. Am Schluss wurde es dann noch einmal richtig voll im Altarraum: Mit Dmitri Schostakowitschs „Walzer Nr. 2“ aus der Suite für Variété-Orchester setzte die Emser Musikschule einen fulminanten Schlusspunkt hinter ihr 20. Sommerkonzert.

Die Mitwirkenden

Folgende Schüler und Lehrer der Emser Musikschule haben das Konzert bestritten: Klavier: Vivien Braun, Michael Burovik, Heidi Gerding, Maybritt Gil-Hesseldahl, Oscar Jacobi, Domenic Ochs, Balder Scherer, Belana Scherer, Samuel Somi und Sara Somi; Violinen: Horikjan Ali, Vivien Braun, Luise Emde, Greta Greiner, Samuel Groß, Elke Grothe, Olga Gunia, Inga Jezek, Naja Jezek, Udo Kröck, Brian Owtschinnikow, Julia Schröer, Helena Thomas und Katrin Wunderlich; Violoncelli: Luise Greiner, Linn Jezek und Sabrina Thomas; Gitarre: Lio Schneider; E-Gitarren: Vladlen Korot und Joel Supp; Gesang: Julia Schröer; Einstudierung: Michael Burovik (Violoncello, Streicherensemble), Olga Gunia (Violine, Klavier, Streicherensemble), Vladlen Korot (Gitarre, E-Gitarre) und Marina Sokolovskaya (Klavier). ubl

Top-News aus der Region