Yusuf Kocyigit und sein Sohn Koray wollen in dem früheren Empfangsgebäude Wohnungen einrichten, die Pläne dafür hat Architekt Bernd Blum aus Bonefeld erstellt. „Das ist ein traumhaft schönes Objekt“, hob Yusuf Kocyigit zu der mehr als 160 Jahre alten Station hervor, die für die Deutsche Bahn keine Funktion mehr hat. Seit rund zwei Jahren verfolgt er die Idee, dem Empfangsgebäude eine sinnvolle Nutzung zuzuführen. Gemeinsam mit Stadtbürgermeister Oliver Krügel (CDU) wurde das Vorhaben vor Ort besprochen.
Gleich in der unmittelbaren Nachbarschaft hat Yusuf Kocyigit das mit dem Hotel de Flandre geschafft, das ein echter Prachtbau geworden ist. Doch beim Bahnhofsgebäude hängt es beim Denkmal- und beim Brandschutz. Dort gehe es vor allem um Anleitungsöffnungen für den Einstieg der Feuerwehr im Brandfall, für die bestimmte Größenordnungen – 90 Zentimeter mal 1,20 Meter – vorgeschrieben sind.
Ausnahmegenehmigung nötig
Beim Empfangsgebäude wären aber maximal 60 Zentimeter mal 1,15 Meter möglich. „Das geht nur mit einer Ausnahmegenehmigung“, betont Bernd Blum. Für den Denkmalschutz greifen inzwischen nach der Verleihung des Welterbetitels für Bad Ems schärfere Vorgaben, was eine neue Nutzung zurzeit nicht einfacher macht. Auch Icomos, der internationale Rat für Denkmalpflege, muss beteiligt werden.
„Wir haben den Plänen zugestimmt und unterstützen das Vorhaben“, unterstreicht Oliver Krügel. Er freut sich darüber, dass der Bahnhof in der zweiten Jahreshälfte von der DB saniert werden soll. „Bahnhof“ meinte dabei allein den Bahnsteig und die Zugänge dazu sowie die Halle über den Gleisen.
„Das ist ein traumhaft schönes Objekt.“
Yusuf Kocyigit zum Bahnhofsgebäude
Bei 18 Wohneinheiten sei laut Bernd Blum mit doppelt so vielen Bewohnern zu rechnen. Einige von ihnen werden die Fläche hinter dem früheren Güterschuppen als Parkplatz nutzen können. Weitere Stellflächen ergeben sich laut Oliver Krügel auf dem sich daran anschließenden Parkplatz am ehemaligen Güterbahnhof.
Kommt eine Bäckerei in das Gebäude?
Für den früheren Eingangsbereich – dort befanden sich einst Fahrkartenschalter, die Gepäckannahme, ein Kiosk, später auch ein Restaurant – gibt es ebenfalls ambitionierte Pläne. Möglicherweise könnte dort eine Filiale der Bäckerei Schäfer entstehen. Im Nassauer Bahnhof ist eine solche Bäckerei inzwischen ein beliebter Treffpunkt geworden.
Bei der Nutzung der Unterführung für Fußgänger wird es am Bahnhof blieben. Sie werden auch nach einem Umbau des Empfangsgebäudes zu einem Wohnhaus durch einen Flügel zum Bahnhofsvorplatz gelangen. Stadtbürgermeister Oliver Krügel kündigt zudem an, dass die öffentliche Toilettenanlage in der ehemaligen Tourist-Info erweitert werden soll. Für den Umbau des Bahnhofsgebäudes rechnen Yusuf und Koray Kocyigit und Architekt Bernd Blum mit etwa anderthalb Jahren. Für die nötigen Ausschreibungen dürften weitere sechs Monate ins Land gehen. Nun bliebt abzuwarten, wann die Baugenehmigung erteilt wird.