Es handelt sich um ein Ruderboot voller Menschen, die von unbekannten Ausgangsorten aus aufgebrochen und jetzt gemeinsam auf dem Rhein hierher nach Kamp-Bornhofen unterwegs sind. Zugegeben, ein bisschen aus der Zeit gefallen scheinen sie schon zu sein, diese elf Passagiere. Da sieht man Männer in altmodischen Gewändern und mit Hüten, Frauen mit Sonnenschirmen und gleich mehrere Personen, die ein Christuskreuz in die Höhe recken.
Keine Frage: Es handelt sich um Pilger, die sich auf den Weg gemacht haben, um das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter im Kloster Bornhofen zu verehren – dem einzigen Wallfahrtsort in ganz Deutschland, den man auf dem Wasserweg erreichen kann.
Mitte des 19. Jahrhunderts hat der in Koblenz geborene Schriftsteller und Publizist Guido Moritz Görres dieser Besonderheit sogar ein eigenes Gedicht gewidmet, das in Verbindung mit der von Johann Kasper Allmendinger, einem Münchner Kirchenmusiker und Kapellmeister, komponierten Melodie zum Bornhofener Marienwallfahrtslied „Geleite durch die Welle“ wurde. „Geleite durch die Welle das Schifflein treu und mild“, heißt es darin: „Zur heiligen Kapelle, zu deinem Gnadenbild und hilf ihm in den Stürmen, wenn sich die Wogen türmen. Maria, Maria, o Maria, hilf!“
Dem 19. Jahrhundert scheint auch die Szene entsprungen zu sein, die seit Kurzem sozusagen als Visualisierung des Marienwallfahrtslieds die Außenwand der Pilgerhalle ziert. „Weil es dort so leer war“, begründet Pater Eryk, Guardian des Klosters Bornhofen, die Entscheidung, das Gemälde anbringen zu lassen, und fügt hinzu: „Um auch jüngere Menschen anzusprechen, haben wir etwas in Graffiti-Art gewählt.“ Worunter man sich allerdings keine wilden Formen und grellbunten Farben vorstellen darf: Die Bootsszene ist dezent in Schwarz, Weiß und verschiedenen Grautönen gehalten. Aber: Ein Hingucker ist sie allemal.