Beeindruckende Aufführung
Darsteller aus Strüth und Weidenbach bei Passion dabei
Auch körperlich eine Herausforderung: Jesus (Simon Lenz) am Kreuz, im Hintergrund stehen seine Jünger.
Thorsten Stötzer

250 Zuschauer sind gekommen, um sich das beeindruckende Passionsspiel in Espenschied anzuschauen. Unter den Darstellern verkörpern auch Männer aus der VG Nastätten entscheidende Figuren.

Hammerschläge hallen über den Dorfplatz in Espenschied. Nägel senken sich ins Holz, wobei sie natürlich nicht die Handgelenke von Simon Lenz durchdringen. Vielmehr wird der 34-jährige Jesus-Darsteller aus Strüth mit Stricken am Kreuz befestigt; und er kann zumindest stehen, statt zu hängen. Doch auch diese Szene beeindruckt bei der Aufführung der Passion. Rund 250 Zuschauer sind gekommen und erleben, was annähernd 100 Mitwirkende eingeübt haben.

Es singen alleine 68 Frauen und Männer unter der Leitung von Heiner Bastian, der zudem der Initiator der Passion in Espenschied ist. Dazu kommen die Schauspieler und Techniker. Die Texte spricht Ulrike Neradt, die ehemalige deutsche Weinkönigin, die sich anschließend ebenfalls beeindruckt äußert, auch über die sehr vitale Dorfgemeinschaft. Das Engagement reicht bis zum DRK und der Feuerwehr, die die Veranstaltung absichern. Podeste stehen auf dem Pflaster für die Handlung und eine Kamera.

Von einer Feuerschale her erschallen höhnische Zurufe nach Jesu Verhaftung. Den führen römische Soldaten ab, es folgen Jünger mit bunten Tüchern über den Gewändern. Das Militär benutzt ein kleines Zelt auf einem Stück Rasen nahe an der Ortsdurchfahrt. Dorthin bringen die Häscher Jesus Christus, um ihm die Dornenkrone aufzusetzen. Der Reißverschluss am Zelteingang geht zu. Mit Pontius Pilatus – diese Rolle hat Markus Crecelius aus Weidenbach inne – wird auf einem der Podeste verhandelt.

Jesus (Simon Lenz) trägt das Kreuz über den Espenschieder Dorfplatz und durch eine große Menschenmenge.
Thorsten Stötzer

Mittendrin Simon Lenz. Als Jesus steht er 35 Minuten nahezu regungslos am Kreuz. „Man nimmt gar nicht so viel wahr und ist wie in seiner eigenen Welt“, erzählt er später und betont: „Das ist keine Theaterrolle.“ Generell sollte niemand das vom Gesangverein Espenschied in Szene gesetzte Passionsspiel als Oster-Jux missverstehen. Nach dem Vorbild aus dem Matthäus-Evangelium wird am authentischen Termin an Karfreitag die Bibel lebendig.

„Es war toll, dass alle so andächtig waren“, sagt Lenz, der bei der Premiere vor zwei Jahren als Jünger Simon mit dabei gewesen ist. Auf dem Dorfplatz ist es nach manchen Passagen so still, dass Vogelzwitschern zu hören ist. „Es macht etwas mit einem“, meint Simon Lenz, als er vom Kreuz herabgestiegen ist. Der evangelische Christ sieht in den Herausforderungen „auch eine körperliche Sache“: Aufs starre Stehen hat er sich in seiner Werkstatt vorbereitet. Und „Haare und Bart sind seit Corona gewachsen“.

Begonnen hat das Passionsprogramm bereits am Gründonnerstag. Wie 2023 hat eine Gruppe das 50 Kilo schwere Kreuz, an dem Simon Lenz anderntags festgemacht wird, vom Kloster Schönau vier Kilometer weit nach Espenschied getragen. Bei 20 Teilnehmenden schulterten immer drei Leute abwechselnd das Kreuz. Bei einer Rast gab es Weißbrot und Wein in Anlehnung ans letzte Abendmahl, schildert Bastian. Eine Inszenierung, die die Zuschauer sichtlich beeindruckt.

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