Der Aufbau der Norbert-Mission in Indien ist weitgehend abgeschlossen - Neues Mädchen-Hostel für 130 Schülerinnen
Dank Pfarrer Lixenfelds Initiative: Eine kühne Vision ist in Erfüllung gegangen
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Bei seinem Besuch auf der Norbert Mission wurde der Vorsitzende des Vereins Missions- und Nothilfe Limburg, Erich Wieser, von festlich gekleideten Damen empfangen.
Dieter Fluck. Erich Wieser

Limburg/Westerwald. Die vom früheren Limburger Dompfarrer Norbert Lixenfeld (94) im indischen Banjhapara begründete „Norbert Catholic Mission“ ist eine Erfolgsgeschichte. Wie der Vorsitzende des Trägervereins Missions- und Nothilfe Limburg, Erich Wieser (Elz), berichtet, wurde das Kirchen- und Bildungszentrum kürzlich mit der Einweihung eines Mädchen-Hostels und eines Schwesternkonvents abgerundet. Eine kühne Vision sei in Erfüllung gegangen.

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„Das große gemeinsame Ziel, an dessen Beginn zwei Freunde standen, ist erreicht“, stellte Wieser bei seinem jüngsten Besuch in Indien fest. Der dort in der Diözese Raiganj zuständige, inzwischen verstorbene Bischof Alphonsus d’Souza, und der frühere Domkapitular Norbert Lixenfeld hatten 2004 als Teil eines Partnerschaftsprojekts den Aufbau dieser Missionsstation vereinbart. Sie bestehe heute aus einer Grundschule sowie dem Bau getrennter Wohnheime für insgesamt 240 Schülerinnen und Schüler, besonders für Kinder aus armen Familien. Zudem hätten Ordensschwestern jetzt eine Unterkunft und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser gesichert.

Dies alles habe nur dank der großen Spendenbereitschaft aus der Region Limburg-Weilburg, Rhein-Lahn und Westerwald erreicht werden können, die der Norbert-Mission in den zurückliegenden 20 Jahren mit mehr als 380.000 Euro gespendet haben, dankt Wieser auch in Lixenfelds Namen allen Förderern. Es gelte nun, die Investitionen im Alltagsbetrieb durch stetige Wartung, Pflege und Weiterentwicklung der Einrichtungen zu sichern.

Wieser pflegt enge Kontakte zu Bischof Fulgence Tigga, dem heutigen Bischof der zuständigen Diözese. Dieser hatte zuletzt 2019 Pfarrer Lixenfeld im Elzer Caritas-Altenzentrum St. Josefshaus besucht, der bis heute die Entwicklung des nach ihm benannten Zentrums aus dem Limburger Haus „Felicitas“ der Pallottinerinnen begleitet. Bischof Fulgence hatte das neue Gebäude des Schwestern-Konvents mit dem Mädchen-Hostel unter Beteiligung von Erich Wieser, mehr als 20 Pfarrern, zahlreichen Schwestern aus benachbarten Pfarreien und mehr als 800 Gästen aus umliegenden Dörfern eingesegnet.

Wieser: „Im Erdgeschoss wohnen die Schwestern, das Mädchen-Hostel befindet sich im Obergeschoss und ist Schlafstätte für 130 Mädchen im Alter von vier bis zehn Jahren.“ Derzeit würden dort von fünf Lehrerinnen auch 110 Jungen unterrichtet. Es gibt eine Betreuung am Nachmittag und in der Nacht. Vormittags kommen weitere 25 Kinder aus nahe gelegenen Siedlungen hinzu.

„Die monatlichen Kosten für den Besuch des Hostels und der Schule liegen zusammen bei etwa 1000 Rupien. Das sind umgerechnet derzeit etwa 11 bis 12 Euro. Die Hostel-Kinder bekommen täglich drei landestypische warme Mahlzeiten, die auf einfachen Holzfeuerstellen zubereitet werden“, so Wieser. Der Reisverbrauch liege bei etwa 140 Kilogramm pro Tag. Viele Eltern könnten 12 Euro nicht aufbringen. Ihre Mittel reichten gerade mal zur Deckung ihrer eigenen alltäglichen Lebenshaltungskosten. In diesen Fällen unterstütze die Diözese, aber auch die Missions- und Nothilfe Limburg sorge mit Zuwendungen für einen finanziellen Ausgleich.

Seit drei Jahren arbeiten drei Schwestern der „Sankt Josef von Seveka Kongregation“ in der Norbert-Mission. Neben wichtigen Aufgaben in der schulischen Ausbildung und der ganztägigen Betreuung der Kinder im Hostelbetrieb sind sie mit Nachhilfeunterricht, aber auch in der Gemeinde- und Familienarbeit aktiv – besonders in der Jugendarbeit.

Bei seinem ersten Besuch nach Corona wurde Wieser von den Hostel-Kindern, den Schwestern und Pfarrern, von Frauen, Männern sowie Jugendlichen der Pfarrei, von Lehrerinnen und Köchinnen ein freudiger, farbenfroher und emotionaler Empfang bereitet mit Gesängen, Tänzen und Trommelspiel. Es handele sich um eine dörfliche Gegend, bestehend aus 70 kleineren Ansiedlungen, in denen zwei bis zehn katholische Familien leben, erzählt der Limburger Vereinsvorsitzende. Sie bilden die Pfarrei der Norbert Catholic Mission Banjhapara, etwa 350 Kilometer nördlich von Kalkutta, nahe der Grenze zu Bangladesch. Die Bevölkerung gehöre fast ausschließlich dem indigenen Volk der Santal an.

Auch während der Corana-Zeit sei der Kontakt nicht abgerissen. Viele Jugendliche verfügten inzwischen über eigene Smartphones und hielten Kontakt zu Freunden, Bekannten, auch zu ihren Familien. Die meisten von ihnen arbeiten nach der Schulausbildung außerhalb der Dörfer. Nahezu alle Jugendlichen seien frühere Schüler der Norbert-Mission gewesen.

Wieser berichtete von vielen Veränderungen in den vergangenen Jahren. So habe das neue Gebäude an die vorhandene öffentliche Wasser- und Stromversorgung angeschlossen werden können. Seien für die ersten Gebäude noch eigene Tiefbrunnen gebohrt und ein Dieselgenerator zur Stromversorgung angeschafft worden, so diene der Generator heute als Notstromaggregat. Der vormals nur über aufgeweichte und schlammige Feldwege mögliche Zugang zur Mission erfolge jetzt überwiegend über geteerte Wege. Wohnhäuser und Gehöfte in Lehmbauweise mit Strohbedachung in den Dörfern seien nun Gebäuden aus Ziegelsteinen mit Blechdächern gewichen. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft der Einzelbauern habe sich in eine gewerblich ausgeweitete Lohnarbeit gewandelt, sodass die Ernte mit Traktoren zu einem zentralen Kühllager transportiert werde.

Weitere Informationen zum Verein Missions- und Nothilfe Limburg und zu Spendenmöglichkeiten für das Projekt der Norbert-Mission gibt es im Internet unter www.missions-nothilfe-limburg.de

Von Dieter Fluck

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